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    US-Geldpolitik  3364  3 Kommentare Die US-Wirtschaft soll stark genug sein, um Zinserhöhungen zu verkraften?

    In den vergangenen zwei Wochen haben die Mitglieder der US-Notenbank Investoren zusehends davon überzeugt, dass es bei den Sitzungen im Juni oder Juli tatsächlich zu einer Zinserhöhung kommen könne. Der Aktienmarkt setzt darauf, dass die Fed das nur tun würde, wenn die Wirtschaft stark sei. Ist sie das wirklich?

    Der S&P500 schnuppert am Rekordhoch: Der Index muss lediglich um 1,5 Prozent steigen, um den Spitzenwert vom Mai 2015 zu knacken. Damit zeigt er sich unbeeindruckt von der Aussicht auf eine mögliche Verschärfung der Geldpolitik, auf die Fed-Chefin Janet Yellen und andere Mitglieder der Notenbank in den vergangenen Wochen Investoren zusehends vorbereitet haben. Für Zuversicht bei Investoren hatte auch gesorgt, dass zuletzt etliche US-Konjunkturdaten besser als erwartet ausgefallen waren, was bei Investoren die Hoffnungen auf eine baldige Konjunkturbelebung geschürt hat.

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    Zahlen zu US-Häuserverkäufen werfen Fragen auf

    Für Begeisterung bei Investoren hatten zuletzt die Verkäufe neuer Häuser gesorgt. So lagen die Verkäufe im April mit einer Jahresrate von 619.000 Einheiten meilenweit über den Schätzungen der Volkswirte von 523.000, woraufhin der S&P500 kräftig zugelegt hatte. Verantwortlich für den Anstieg war der Absatz in der Region Nordosten, also die Bundesstaaten um New York herum, wo die Verkäufe gegenüber dem Vormonat um 53 Prozent auf 55.000 Einheiten nach oben geschossen sein sollen. Für eine derartige Entwicklung gibt es aber absolut keine Erklärung. Es gab keine Steueränderung, keine Wetteränderung, keine Änderung bei den Einkommen, also nichts, was einen derartigen Anstieg erklären würde. Noch ein Gedanke: Die Verkäufe in den USA insgesamt waren mit 619.00 Einheiten auf ein Acht-Jahres-Hoch explodiert, obwohl der Häuserpreis, gemessen am Median, auf den Rekord von 321.100 Dollar gestiegen war. Welchen Sinn soll ein derartiger Zusammenhang machen? Absolut keinen. Median bedeutet eine Verteilung in zwei Hälften, bei der die obere Hälfte genau so groß ist wie die untere. Insgesamt lagen die Häuserverkäufe damit um 17 Standardabweichungen über den Erwartungen. Ein derartiger Absatz wäre quasi ein Wunder.

    Daten vom Immobilienmarkt werden wieder nach unten korrigiert werden

    Die Superentwicklung am Immobilienmarkt soll angeblich weitergeben. So waren die anstehenden Häuserverkäufe im April um 5,1 Prozent gegenüber dem Vormonat nach oben geschossen. Damit lagen sie um 6,5 Standardabweichungen über den Erwartungen der allzeit bullischen Volkswirte. Wieso haben sie den Boom am Häusermarkt nicht kommen sehen? Ganz einfach: weil es ihn gar nicht gibt. Bei den ganzen Zahlen handelt es sich jeweils um saisonal bereinigte Zahlen. Die Investoren nehmen sie aber als bare Münze. Dabei dürften die April-Zahlen bei der Veröffentlichung der Mai-Ergebnisse deutlich nach unten korrigiert werden. Das ignorieren Investoren aber üblicherweise.

    US-Unternehmen kürzen weiterhin Investitionen

    Daher noch eine Konjunkturzahl zum Nachdenken: Um sich einen Eindruck über die angebliche Stärke der US-Wirtschaft zu machen, sollten Anleger sich die Zahlen zu den Aufträgen langlebiger Verbrauchsgüter genau anschauen. Wichtig sind dabei vor allem die um die Sektoren Verteidigung und Luftfahrt bereinigten Auftragseingänge, weil sie die Investitionen der US-Unternehmen widerspiegeln. Die Investitionen lagen im April um 6,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Damit lagen die Investitionen in 15 der vergangenen 18 Monate unter dem Vorjahresniveau. Eine Konjunkturbelebung ist daher absolut nicht in Sicht. Vielmehr sinken die Prognosen der Volkswirte für das Wirtschaftswachstum immer weiter. Aktuell gehen die Volkswirte von einem Wachstum von lediglich 1,8 Prozent aus. Im Herbst 2015 hatten die „Experten“ für 2016 noch ein Plus von 2,5 Prozent vorhergesagt. Dann kann aber einmal mehr die Realität dazwischen. Noch etwas zu den Investitionen: Zuletzt hat das Wirtschaftsministerium die Daten zu den Investitionen für den Zeitraum seit Ende 2013 deutlich nach unten korrigiert. So wurden die Zahlen für März 2016 von ursprünglich 66,9 Mrd. Dollar auf nur mehr 62,4 Mrd. Dollar eingedampft. Das ist der niedrigste Wert seit Anfang 2011.

    Déjà-vu am Aktienmarkt

    Bleibt die Frage, ob der US-Aktienmarkt eine oder sogar mehrere Zinserhöhungen verkraften kann, oder ob es genauso laufen könnte wie im Dezember 2015, also die Fed die Zinsen erhöht hat, woraufhin der S&P500 im Februar 2016 bis auf 1.829 Punkte abgerutscht war. „Ich habe das Gefühl, wir sind wieder im Dezember (2015) als Jedermann gedacht hat, dass die Fed-Mitglieder ein Geheimnis hätten, demnach die Wirtschaft wirklich gut läuft“, sagte Jeff Gundlach, der „Anleihen-König“ aus den USA. Damals hatte es aber absolut kein Geheimnis gegeben, vielmehr hatte sich die Einschätzung der Notenbank, die Wirtschaft sei stark, als vollkommen falsch herausgestellt. Denn im ersten Quartal 2016 war die Wirtschaft annualisiert um lediglich 0,8 Prozent gewachsen. Der Wert wird berechnet, wenn man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit dem Faktor vier multipliziert.

    Die obigen Zahlen zeigen, dass die US-Wirtschaft absolut nicht stark ist und daher keine Zinserhöhungen verkraften kann. Bleibt die Frage, wie lange der S&P500 die Fakten noch ignorieren kann. Oder spekulieren die Investoren bereits drauf, dass die Fed nach einer möglichen Zinserhöhung schnell umschwenken und innerhalb weniger Monate das Gelddruckprogramm QE4 starten wird?




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