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    Marktkommentar  2748  0 Kommentare Steffen Blaudszun (Gothaer): "Drei Anlageklassen in Mischfonds reichen oft nicht aus"

    DAS INVESTMENT: Ist den Deutschen mittlerweile klar, dass Tages- und Festgeld nicht für die Altersvorsorge reichen?

    Steffen Blaudszun: Ich denke, dass sich diese Erkenntnis immer stärker durchsetzt. Nur an der konkreten Umsetzung hapert es noch: Die große Mehrheit ignoriert weiterhin die fatalen Folgen der Niedrigzinspolitik. Die Gothaer Asset Management hat in einer repräsentativen Studie zum Anlegerverhalten der Deutschen vom Februar 2016 herausgefunden, dass Sparbuch und Bausparverträge bei den Anlegern weiterhin sehr beliebt sind und dass nur jeder fünfte Deutsche in Fonds investiert. Hier gibt es also noch Potenzial.

    Liegt das auch an falscher Beratung?

    Blaudszun: Aus den Studienergebnissen wissen wir, dass den Deutschen folgende Punkte bei einer Geldanlage am wichtigsten sind: 54 Prozent wollen Sicherheit, 31 Prozent Flexibilität und nur 8 Prozent der Befragten ist die Rendite wichtig. Das ist das Dilemma. Die Anlageberater müssen den Kunden ja bei den Bedürfnissen abholen. Und wenn die Bedürfnisse zu 85 Prozent bei Sicherheit und Flexibilität liegen, müssen Sie beim Thema Aktien schon starke Überzeugungsarbeit leisten.

    Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus?

    Blaudszun: Es geht meiner Ansicht nach auch um die Frage der Finanzbildung hierzulande. Wie definiert man beispielsweise Sicherheit? Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase, in der man mit Sparbuch und Tages- oder Festgeldkonto langfristig enteignet wird. Diverse Studien belegen das mangelnde Finanzwissen der Deutschen, und ohne Wissen wird es natürlich schwierig mit einer Anlageentscheidung.

    Was kann man kurzfristig ändern?

    Blaudszun: Es gilt mehr denn je, die Sprache der Anleger zu sprechen und nicht komplizierte und unverständliche Produktinformationen zu veröffentlichen. Zudem müssen Finanzprodukte angeboten werden, die stärker auf die beschriebenen Bedürfnisse der Anleger eingehen.

    Erfüllen Mischfonds diese Bedürfnisse?

    Blaudszun: Mischfonds als solche sind natürlich keine eierlegende Wollmilchsau. Was sie aber bieten, ist eine Asset-Allokation, die über mehrere Anlageklassen streut. Dieser Effekt allein ist ja schon sinnvoll. Und Mischfonds bieten für unerfahrene Anleger die Möglichkeit, einen ersten Einstieg in die Kapitalanlage zu finden.

    Nennen Sie einige Kriterien für eine erfolgreiche Mischfonds-Strategie?

    Blaudszun: Man sollte vor allem auf eine ausreichende Diversifikation achten. Es gibt vermögensverwaltende Ansätze mit nur drei Anlageklassen: Aktien, Renten und Cash. Das ist in manchen Marktphasen ausreichend, in anderen Phasen jedoch, in denen die Korrelationseffekte nicht mehr funktionieren, reicht dies nicht aus. Das heißt: Diejenigen Strategien, die den Anlegern die Möglichkeit bieten, an unterschiedlichen Assetklassen zu partizipieren, werden langfristig erfolgreich sein. Beim Gothaer Comfort Balance etwa investieren wir in Aktien und in die verschiedenen Anleihesegmente, aber auch in Alternative Investments, Private Equity und Rohstoffe.

    Auch Private Equity? Das ist für einen Mischfonds eher unüblich.

    Blaudszun: Ja, aber wir sollten hier differenzieren. Sie finden in den von uns gemanagten Publikumsfonds auch Zielinvestments, in die wir mit unserem Sicherungsvermögen ebenfalls investieren. Das ist der große Vorteil. Außerdem nutzen wir in diesem Zusammenhang, wo möglich, institutionelle Anteilsklassen, um die Vorteile an den Kunden weitergeben zu können.

    Gibt es noch andere Punkte, die den Unterschied ausmachen?

    Blaudszun: Wir managen Publikumsfonds in den drei Ausprägungen Ertrag, Balance und Dynamik in Personalunion mit den Managern des Sicherungsvermögens des Gothaer Konzerns. Das ist, soweit ich informiert bin, bei keinem anderen Versicherungsunternehmen der Fall. Das heißt, unsere Manager sind auf der einen Seite mit dem institutionellen Kapitalanlagemanagement betraut, auf der anderen Seite sind sie gleichzeitig für die Anlageentscheidungen in den Publikumsfonds verantwortlich. Wir wollen mit den von uns gemanagten Fonds dreimal Mehrwert für den Kunden erzielen: aus der strategischen Asset-Allokation, aus der taktischen Asset-Allokation und durch die richtige Zielinvestment-Auswahl.

    Honorieren das die Anleger?

    Blaudszun: Ja. Wir verzeichnen kontinuierliche Nettomittelzuflüsse. Das sehr breit diversifizierte Anlegerspektrum besteht aus Privatanlegern, aber auch aus institutionellen Investoren wie Stiftungen oder Sterbekassen. Zu unseren Kunden zählen auch immer stärker Mittelstandsunternehmen, die ihre Kapitalanlagen in den von uns gemanagten Mischfonds platzieren. Die Sicherheitsorientierung des Emittenten ist gerade für eine Anlageentscheidung eines Mittelstandsunternehmens sehr wichtig.

    Auf welches konkrete Anlegerprofil zielen die Comfort Fonds ab?

    Blaudszun: Sie sind sehr gut geeignet für eher konservative Anleger. Die Marke Gothaer mit einer knapp 200-jährigen Tradition steht ja ohnehin für konservative Werte. Oder anders ausgedrückt: Anleger haben über die von uns gemanagten Fonds die Möglichkeit, Versicherungskompetenz ohne Versicherungsmantel kaufen zu können.

    Quelle: Heino Reents; Das Investment 15.06.2016




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    Verfasst von Asset Standard
    Marktkommentar Steffen Blaudszun (Gothaer): "Drei Anlageklassen in Mischfonds reichen oft nicht aus" Das Investment im Interview mit Gothaer-Manager Steffen Blaudszun