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    Marktkommentar  891  0 Kommentare Union Marktticker KW23

    Die Anleger haben sich im Verlauf der zurückliegenden Handelswoche etwas defensiver positioniert. Näherrückende Ereignisse wie die Abstimmung der Briten zum Verbleib in der EU oder die Neuwahlen in Spanien sind mit Unsicherheit behaftet. Dies ließ sich weltweit vor allem an den als sicher geltenden Rentenmärkten ablesen. Staatsanleihen aus den USA, Deutschland und Japan verzeichneten Kursgewinne und damit rückläufige Renditen.

    Aktien

    In Europa dominieren die Brexit-Sorgen

    Der uneinheitliche Trend an den globalen Aktienmärkten hat sich auch in der vergangenen Woche fortgesetzt. Während vor allem an den europäischen Börsen die Skepsis mit Blick auf das anstehende Referendum über einen Austritt Großbritanniens aus der EU überwog, handelten die US-Aktien seitwärts. Der schwache Arbeitsmarktbericht aus der Vorwoche hatte damit aber zumindest keine nachhaltigen negativen Auswirkungen. Wochengewinner waren erneut die Schwellenländer. Der MSCI Emerging Markets Index gewann in lokaler Währung 1,0 Prozent an Wert. Vor allem die Märkte in Lateinamerika und Asien profitierten von der nun wieder später erwarteten Zinserhöhung in den USA. Zinssteigerungen hatten in den vergangenen Jahren über den festeren US-Dollar zumeist die Schwellenländer belastet.

    Nach zwischenzeitlichen Gewinnen zur Wochenmitte geriet auch der deutsche Leitindex DAX zunehmend unter Druck. Am Freitagmorgen sank das Börsenbarometer wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Dabei stellten sich die Anleger angesichts der wichtigen Entscheidungen in den kommenden Wochen - noch vor dem Brexit-Referendum am 23. Juni kommen die US-Notenbank Fed sowie die Bank of Japan zu geldpolitischen Sitzungen zusammen - wieder vermehrt defensiver auf.

    Airbus setzt zivilen Schwerpunkt

    Der europäische Flugzeugbauer Airbus vergrößerte indes durch den Verkauf der verbliebenen Anteile am französischen Kampfjet-Hersteller Dassault Aviation seinen finanziellen Spielraum. Rund 2,4 Milliarden Euro dürfte der Deal in die Airbus-Kassen spülen. Der Konzern richtet damit seine Geschäftsaktivitäten noch stärker auf die zivile Luftfahrt aus. Das Rüstungsgeschäft ist aktuell ohnehin wenig lukrativ für Airbus: Massive Probleme beim Militärtransporter A400M könnten im laufenden Jahr zu Folgekosten in Höhe von mehr als fünf Milliarden Euro führen. Im Auftaktquartal 2016 war der Gewinn um die Hälfte auf rund 400 Millionen Euro eingebrochen. Die Börse reagierte verhalten auf die Nachrichten. Die Airbus-Aktie verlor im Wochenvergleich knapp 0,6 Prozent.

    (Kern-)Spaltung bei E.ON

    Weniger stürmisch als erwartet ging es am Mittwoch bei der Hauptversammlung von E.ON in Essen zu. Das lag allerdings nicht etwa daran, dass das Aktionärstreffen keine wichtigen Tagesordnungspunkte bereit hielt - den Anteilseignern fehlte es schlichtweg an Alternativen. So stimmten 99,68 Prozent für die Auslagerung der klassischen Großkraftwerke und des Energiehandels in das neue Unternehmen Uniper. Der Mutterkonzern will sich - weiterhin unter der Marke E.ON - künftig vor allem auf das Ökostromgeschäft konzentrieren. Mit den getrennten Geschäftsmodellen sollen neue Investoren für das hoch verschuldete Unternehmen angelockt werden. E.ON will im Herbst 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse bringen. Den restlichen Anteil wollen die Essener bis 2018 halten, mittelfristig aber ganz abstoßen. Die Aktie konnte zwar am Tag der Hauptversammlung zwischenzeitlich deutlich zulegen, sich am Ende aber dennoch nicht vom insgesamt negativen Trend an den Märkten lösen. So verloren die Papiere im Laufe der Woche rund 2,3 Prozent.

    Renten

    Zehnjährige Bundesanleihen: Fällt die Null-Prozentmarke?

    In der abgelaufenen Handelswoche zogen die Notierungen der als sicher geltenden Staatsanleihen aus Deutschland, den USA und Japan an. Die Zinsstrukturkurven tendierten über lange Laufzeiten zu einer weiteren Verflachung, dort waren die größten Renditerückgänge zu beobachten. Die erfreuliche Entwicklung ergab sich im Nachgang zum sehr enttäuschenden US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitagnachmittag und einer allgemein zunehmenden Risikoscheu. Entgegen der Markterwartung verzeichnete der US-Arbeitsmarkt im Mai nur 38.000 neu geschaffene Stellen. Zum Vergleich: In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres lag der durchschnittliche monatliche Zuwachs bei rund 180.000 Stellen. Damit wurde die in Kürze erwartete US-Leitzinserhöhung wieder in Frage gestellt. Zumindest für die am 15. Juni anstehende Sitzung der US-Notenbank Fed preiste der Markt eine Erhöhung mittlerweile wieder aus.

    Mit Blick auf Europa bewegten sich die richtungsweisenden Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit auf die Null-Prozentmarke zu. Per Freitagmittag lag die Rendite dieser Papiere bei nur noch 0,01 Prozent. Der Fall dieser psychologisch vielbeachteten Marke steht somit kurz bevor. Der deutsche Rentenmarkt würde damit seinem japanischen Pendant folgen, der aber schon viel weiter ist. So erreichten zehnjährige japanische Staatspapiere in der Berichtswoche mit minus 0,15 Prozent ein neues Renditetief. Am deutschen Anleihemarkt gab die Verzinsung 30jähriger Bundespapiere sogar um 12 Basispunkte nach, deren Rendite lag bei nur noch 60 Basispunkten. Erst ab zehn Jahren Laufzeit waren die deutsche Zinsstrukturkurve betreffend zuletzt positive Renditen zu erwirtschaften.

    Peripherie profitiert von höherer Verzinsung

    Die Peripheriemärkte zeigten sich im Wochenvergleich eher uneinheitlich, zumeist kam es aber auch hier zu Renditerückgängen. Trotz der Unsicherheit durch das bevorstehende EU-Referendum in Großbritannien und der Neuwahlen in Spanien finden sich an den dortigen Märkten weiterhin Interessenten. So treten beispielsweise japanische Investoren als große Käufer von Peripherieanleihen auf. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes an den so genannten Kernmärkten bieten Peripherietitel noch ansehnliche Renditeaufschläge. Der europäische Gesamtmarkt (iBoxx Euro Sovereign) gewann so im Wochenverlauf 0,4 Prozent hinzu.

    EZB startet CSPP

    Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Mittwoch ihr Ankaufprogramm für europäische Unternehmensanleihen (CSPP) gestartet. Dessen Ausführung erfolgt über sechs verschiedene nationale Notenbanken (Deutschland, Spanien, Belgien, Frankreich, Italien und Finnland). Diese waren in den ersten Tagen sowohl am Primär- als auch Sekundärmarkt recht rege aktiv. Die Nachfrage nach Anleihen, die die Anforderungskriterien der EZB erfüllen, lag zumeist in einer Größenordnung von fünf Millionen Euro. Die Risikoprämien jener Papiere gingen EZB-nachfragebedingt um einige Basispunkte zurück. Der Cash-Markt tendierte somit weiter freundlich, während die synthetische (Index)Seite mangels EZB-Nachfrage der Entwicklung etwas nachhing.

    Ausblick

    In der neuen Woche steht zweifellos die Sitzung der US-Notenbank Fed im Mittelpunkt. Der zuletzt sehr schwache US-Arbeitsmarkt hat zahlreiche Marktteilnehmer bezüglich einer Zinserhöhung zurückrudern lassen- was auch an der jüngsten Entwicklung der Bondkurse abzulesen ist. Eine Erhöhung im Juli bleibt auf der Tagesordnung, dürfte aber von weiteren Konjunkturdaten abhängig sein.

    Davon gibt es, die USA betreffend, in den kommenden Handelstagen reichlich. Zu den wichtigsten dürften die Einzelhandelsumsätze am Dienstag und die Industrieproduktion am Mittwoch zählen. Darüber hinaus stehen die Verbraucherpreise am Donnerstag auf der Agenda.

    Am Donnerstag tagt die Bank of England. Kurz vor dem Votum zum EU-Austritt wird die Zentralbank sicherlich keine zinspolitischen Entscheidungen treffen. Auch in Japan stehen Beratungen über die weitere geldpolitische Linie an.

    Nicht zuletzt dürfte am Beginn der Woche die Industrieproduktion in China (Mai) von großem Interesse sein.

    Im Euroraum stehen am Donnerstag die Daten zur Industrieproduktion im April an. Hier sollten sich erste Hinweise auf den Start in das zweite Quartal ergeben. Eine mögliche Wachstumsverlangsamung im Frühjahr ist dabei nicht unwahrscheinlich. Zudem wird, ebenfalls am Donnerstag, die Entwicklung der Verbraucherpreise im Euroraum bekanntgegeben. Hier dürfte auch die Europäische Zentralbank genauer hinschauen. Bislang liegt die Inflation im Euroraum weiterhin deutlich unter deren Zielwert von nahe zwei Prozent.




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