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     5559  5 Kommentare Terroristen an der Börse?

    Meistens kommt es in der realen Welt anders als in der Modell-Welt vorhergesagt. In meinem Buch „Der Zauberberg des Geldes“ fand sich dazu eine schöne Szene:

     

    Ein Kaninchen schaut gebannt auf die Schlange. Es ist völlig starr und komplett auf die Schlange konzentriert und fixiert. Doch dann plötzlich ein dumpfes Geräusch – und das Kaninchen wird von einem Bären gefressen.

     

    Das entsprechende Kapitel heißt: Der Große Kaninchenverstand“.

     

    So ist das ja immer an der Börse: Da blicken alle gebannt auf mögliche Crash-Ursachen – der wirklich Unfall kommt dann jedoch aus einer ganz anderen Ecke. Ein echter Bär kommt nämlich immer unerwartet.

     

    Ähnlich läuft es derzeit auch bei der Fußball-EM in Frankreich. Dort richtete sich anfangs alles gegen mögliche IS-Terroristen, doch dann waren es besoffene und berauschte Fußball-Hooligans, die alles in Schutt und Asche legten.

     

    Und wie sang der Franzose Leo Ferré so schön: „Shakespeare aussi était un terroriste: Words... words... words…“

     

    Leben wir nicht generell mit einer Doppelmoral? Und hilft uns diese Sichtweise weiter?

     

    Gerade hat ein Fußballtrainer in Deutschland die einzige Lösung im Selbstmord gesehen, weil er sich eines minderjährigen käuflichen Call-Boys bedient hatte. Der Volksmund setzt ihn jedoch mit Kinderschändern gleich. Dabei hat es sich hierbei um ein beinahe legitimes Geschäft gehandelt.

     

    Und was ist dagegen mit den Börsengeschäften? Soros aussi était un terroriste. Was ist mit denjenigen, die mit massiven Maßnahmen die Kurse nach unten prügeln, um daraus für sich selbst Profit zu ziehen?

     

    Ich weiß, derartige Spekulanten verhelfen nur den ökonomischen Realitäten zum Durchbruch, so sagt man. Doch was ist dagegen mit den Realitäten der Menschen?

     

    Warum wollen wir eigentlich alle Moslems aus unseren Ländern verbannen, hofieren gleichzeitig aber gerade diejenigen, die uns wirtschaftlich die Kehle durchschneiden?

     

    Manchmal denke ich, sich zuzusaufen und dann zu randalieren, ist wirklich die konsequenteste Lösung. Zumindest ist das ehrlich.

     

    Wenn ich nur nicht so wenig vertragen würde ...

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Terroristen an der Börse? Bären kommen immer unerwartet