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    EZB-Geldpolitik  7532  2 Kommentare Ex-Notenbanker Issing: Geldpolitik hat ihre Grenzen erreicht - „Wir können nur beten"

    Ein Inflation im Euroraum von nahe zwei Prozent… Das ist das proklamierte Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), das EZB-Chef Mario Draghi matraartig als Entscheidungsgrundlage der expansiven geldpolitischen Maßnahmen verkündet. Jetzt meldet sich mit Otmar Issing einer zu Wort, der es wissen sollte.

    Der frühere EZB-Chefvolkswirt hat seinen ehemaligen Arbeitgeber aufgefordert, sich bei der Erreichung des Inflationsziels mehr Zeit zu lassen. Man solle "akzeptieren, dass es vielleicht etwas länger dauert“ das Ziel zu erreichen, sagt Issing im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Ein Ratschlag, der an den Ohren Draghis vorbeirauscht. „Stattdessen wird die Dosis expansiver geldpolitischer Maßnahmen immer weiter erhöht. Mich erfüllt es mit Sorge, wenn nun ernst zu nehmende Leute darüber reden, dass die Notenbanken sogar direkt Geld an die Bürger verteilen sollten,“ so Issing. (Stichwort: Helikoptergeld)

    Abstrakte ökonomische Modelle helfen nicht weiter
     
    Die EZB müsse „einsehen, dass die Geldpolitik ihre Grenzen erreicht hat“. Das Denken in den Zentralbanken werde aber zu sehr von abstrakten ökonomischen Modellen dominiert, die einen Anstieg der Inflation vorhersagen, wenn die Zinsen niedrig sind. „Ich bin nicht überzeugt davon, dass dieser Ansatz richtig ist, aber wir können eigentlich nur beten, dass das der Fall ist. Sonst wird irgendwann mit einem großen Knall die nächste Blase platzen“, so Issing.

    Zentralisierung in der EU genau überlegen
     
    Der Ökonom spricht sich in der „Zeit“ auch gegen eine immer engere Zusammenarbeit in Europa aus. „Die EU hat immer mit einem mehr an Integration auf Krisen reagiert. Das überzeugt niemanden mehr. Wir müssen uns sehr genau überlegen, welche Bereiche mit Blick auf die Stabilität der Union unbedingt zentralisiert werden müssen und was in nationaler Hand verbleiben kann oder sogar auf die nationale Ebene zurückverlagert werden sollte.“
     
    Und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Rechtmäßigkeit der Anleihekäufe der EZB? Das habe ihn nicht überrascht. „Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein selektiver Ankauf von Staatsanleihen einzelner Länder de facto gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung verstößt.“





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