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    Marktkommentar  885  0 Kommentare Giordano Lombardo (Pioneer): Europa am Scheideweg

    Nach dem Brexit-Votum erörtert Giordano Lombardo, CEO und Group Chief Investment Officer von Pioneer Investments, zwei wichtige Fragen: 1) Wird es den politischen Entscheidungsträgern gelingen, eine stärkere negative Marktreaktion auf kurze Sicht zu stabilisieren? 2) Wie werden sich der europäische Integrationsprozess und die Europäische Union, wie wir sie kennen, mittel- bis langfristig weiter entwickeln?

    Das Votum hat zweifellos eine neue Phase der Unsicherheit über die Zukunft der Europäischen Union in ihrer bisherigen Form eröffnet. Im Moment lässt sich jedoch schwer vorhersagen, welchen Weg die europäischen Regierungschefs einschlagen werden, um den Schaden für die EU zu begrenzen (nach der Abstimmung kam z. B. die Idee zur Sprache, das europäische Integrationsprojekt nicht mehr als irreversibel festzuschreiben).

    Kein zweites Lehman

    Wir gehen nicht davon aus, dass es zu einem neuen "Lehman-Ereignis kommen wird", da die Problematik heute ein völlig andere ist. Damals In 2008 hatte der Privatsektor massiv Schulden akkumuliert, da er von der (sich als falsch erweisenden) Annahme ausging, das Risiko über unzählige strukturierte Produkte streuen zu können. Die überstürzte Abwicklung dieser Positionen trug schließlich dazu bei, dass das globale Finanzsystem nach der Lehman-Pleite schlagartig lahmgelegt wurde.

    Nichts dergleichen ist jemals in Zusammenhang mit dem europäischen Integrationsprojekt geschehen. Und etwaige größere Engagements in europäischen Wertpapieren beruhten auf der Einschätzung, dass der Euro als Gemeinschaftswährung immer auch die Unterstützung der EZB erfahren würde. Dies gilt insbesondere auch nach Draghis berühmtem Versprechen, "alles Notwendige zu tun".

    Märkte könnten Wirksamkeit der Geldpolitik hinterfragen

    Die eigentliche Frage lautet also, ob die Finanzmärkte in Phasen des Risikoabbaus weiter auf Stützungsmaßnahmen der Zentralbank setzen können und ob sich die Anleger auch künftig auf diese Maßnahmen verlassen. Wir glauben, dass Zentralbanken (wie die EZB), die derzeit mit quantitativen Lockerungsprogrammen operieren, ihre Ankaufprogramme gegebenenfalls ausweiten könnten, während andere Zentralbanken, die (wie die Fed) begonnen haben, ihre Geldpolitik zu normalisieren, erwartete Zinserhöhungen hinausschieben könnten. Das heißt, die bisherige Politik, Finanzanlagen mit massiven Geldspritzen und extrem niedrigen beziehungsweise negativen Zinsen zu stützen, könnte fortgesetzt werden.

    Allerdings könnten die Märkte die Wirksamkeit einer Ausweitung der Geldpolitik hinterfragen und damit die Glaubwürdigkeit von Maßnahmen der Zentralbank auf den Prüfstand stellen. Unterdessen könnte die ausweglose politische Situation die Planung und Umsetzung einer effektiven Fiskalpolitik sowie seit langem benötigten private Investitionsanreize für die Realwirtschaft weiter hemmen.




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