Landeszeitung Lüneburg
Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei
Lüneburg (ots) - Die Banken in Italien stecken in einer schweren
Krise. Faule Kredite in Milliardenhöhe und eine lahmende Wirtschaft
bilden einen Teufelskreis, den die italienische Regierung mit einem
Rettungspaket für die Banken durchbrechen will. Allerdings würde dies
die Regeln verletzen, die mit der Bildung der Bankenunion als
Reaktion auf die schwere Finanzkrise 2008 aufgestellt wurden. Viele
führende EU-Politiker lehnen daher Staatshilfen für Banken strikt ab
- noch. "Ich fürchte, am Ende wird man Italiens Bankensystem eben
doch mit Steuergeld retten wollen", sagt der Bankenexperte Prof. Dr.
Hans-Peter Burghof im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ganz Europa fürchtet die Folgen des Brexit. Gleichzeitig zieht
eine neue Bankenkrise herauf. Muss sich Europa davor mehr fürchten?
Krise. Faule Kredite in Milliardenhöhe und eine lahmende Wirtschaft
bilden einen Teufelskreis, den die italienische Regierung mit einem
Rettungspaket für die Banken durchbrechen will. Allerdings würde dies
die Regeln verletzen, die mit der Bildung der Bankenunion als
Reaktion auf die schwere Finanzkrise 2008 aufgestellt wurden. Viele
führende EU-Politiker lehnen daher Staatshilfen für Banken strikt ab
- noch. "Ich fürchte, am Ende wird man Italiens Bankensystem eben
doch mit Steuergeld retten wollen", sagt der Bankenexperte Prof. Dr.
Hans-Peter Burghof im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ganz Europa fürchtet die Folgen des Brexit. Gleichzeitig zieht
eine neue Bankenkrise herauf. Muss sich Europa davor mehr fürchten?
Prof. Dr. Hans-Peter Burghof: Das eine ist das größere politische,
das andere das größere ökonomische Problem. In der Kombination ist
das eine große Herausforderung für Europa, die wir erst einmal
meistern müssen.
In den Bilanzen von Italiens Banken türmen sich faule Kredite in
Höhe von rund 360 Milliarden Euro - das entspricht einem Drittel der
gesamten faulen Darlehen in der Eurozone. Wie konnte es so weit
kommen?
Burghof: In Italien wurde immer alles auf die lange Bank
geschoben. Wir haben über die Jahre verschleppte Reformen. Und die
Banken haben nach der Finanzkrise eher dem Staat als den Unternehmen
Kredit gegeben. Das hat die Unternehmen weiter geschwächt. Heute
schlägt sich dies massiv in den Bilanzen der Unternehmen nieder.
Gegenwärtig haben wir daher eine deutliche Verschlechterung der
wirtschaftlichen Situation in Italien, und das trifft auch wieder die
Banken. Es ist ein Teufelskreis.
Der Abbau fauler Kredite kann nur gelingen, wenn die Bank diese
mit deutlichen Verlusten verkauft und hohe Abschreibungen vornimmt.
Dafür aber fehlen die Kapitalpuffer - trotz mehrerer
Kapitalerhöhungen und zweier Rettungsaktionen durch den Staat seit
der Finanzkrise 2008. Haben die Alarmsysteme beziehungsweise die
Bankenregulierer erneut versagt?
Burghof: Offenkundig ist das der Fall. Die Bankenaufsicht in
Italien hat ihre Aufgabe nicht erfüllt. Sie hat Transaktionen
getätigt, die die Probleme überdecken sollten, statt sie wirklich zu
lösen. Die Strukturen, die Anreize, die dazu geführt haben, dass man
sich so verhält, sind nicht aufgehoben, sondern eher noch verstärkt
worden. Denn mit der Perspektive einer Rettung durch Europa geht man
ein Geschäft natürlich ganz anders an, als wenn man weiß, dass man
selbst dafür bluten muss.
Der Chefökonom der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, hat
vorgeschlagen, 150 Milliarden Euro in die Rekapitalisierung der
das andere das größere ökonomische Problem. In der Kombination ist
das eine große Herausforderung für Europa, die wir erst einmal
meistern müssen.
In den Bilanzen von Italiens Banken türmen sich faule Kredite in
Höhe von rund 360 Milliarden Euro - das entspricht einem Drittel der
gesamten faulen Darlehen in der Eurozone. Wie konnte es so weit
kommen?
Burghof: In Italien wurde immer alles auf die lange Bank
geschoben. Wir haben über die Jahre verschleppte Reformen. Und die
Banken haben nach der Finanzkrise eher dem Staat als den Unternehmen
Kredit gegeben. Das hat die Unternehmen weiter geschwächt. Heute
schlägt sich dies massiv in den Bilanzen der Unternehmen nieder.
Gegenwärtig haben wir daher eine deutliche Verschlechterung der
wirtschaftlichen Situation in Italien, und das trifft auch wieder die
Banken. Es ist ein Teufelskreis.
Der Abbau fauler Kredite kann nur gelingen, wenn die Bank diese
mit deutlichen Verlusten verkauft und hohe Abschreibungen vornimmt.
Dafür aber fehlen die Kapitalpuffer - trotz mehrerer
Kapitalerhöhungen und zweier Rettungsaktionen durch den Staat seit
der Finanzkrise 2008. Haben die Alarmsysteme beziehungsweise die
Bankenregulierer erneut versagt?
Burghof: Offenkundig ist das der Fall. Die Bankenaufsicht in
Italien hat ihre Aufgabe nicht erfüllt. Sie hat Transaktionen
getätigt, die die Probleme überdecken sollten, statt sie wirklich zu
lösen. Die Strukturen, die Anreize, die dazu geführt haben, dass man
sich so verhält, sind nicht aufgehoben, sondern eher noch verstärkt
worden. Denn mit der Perspektive einer Rettung durch Europa geht man
ein Geschäft natürlich ganz anders an, als wenn man weiß, dass man
selbst dafür bluten muss.
Der Chefökonom der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, hat
vorgeschlagen, 150 Milliarden Euro in die Rekapitalisierung der