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    Selbstbetrug  1922  0 Kommentare Wie viele Nadeln gibt es im Heuhaufen?
    Oder: Wenn alle "selektiv" kaufen

    In Phasen der Überhitzung an den Märkten neigen die Marktteilnehmer dazu, sich selbst zu betrügen. "Ja, der Markt ist zu teuer, aber wir kaufen sehr selektiv, wir suchen die Nadel im Heuhafen." Je häufiger Sie solche Statements hören, umso misstrauischer und vorsichtiger sollten Sie werden.

    Haben Sie auch schon häufiger von Investoren am Aktien- oder Immobilienmarkt die Aussage gehört, man kaufe jetzt "selektiv" oder "sehr selektiv"? Nonsense-Aussagen erkennt man daran, dass die gegenteilige Aussage offensichtlicher Blödsinn wäre. Hat man früher nicht "selektiv" gekauft? Das hieße ja, man habe vorher blind und unkritisch alles gekauft, was man angeboten bekommen hat und nun sei man erst dazu übergegangen, eine Auswahl (= Selektion) zu treffen. Die Formulierung vom "selektiven" Kauf ist offenbar nur eine hilflose Rechtfertigung dafür, dass man überhaupt noch kauft.

    Ebenso ist es mit der Formulierung, man suche eben nach den "Nadeln im Heuhaufen". Wie viele Nadeln gibt es denn im Heuhaufen? Offenbar findet jeder ganz viele Nadeln, denn sonst wäre das Transaktionsvolumen ja nicht so hoch. Die Formulierung von der "Nadel im Heuhafen" soll - ebenso wie die Formulierung von den "selektiven" Käufen - suggerieren, dass man auch in Zeiten, wo alles sehr, sehr teuer sei, immer noch günstige und attraktive Angebote finde. Wer sind denn bei einem solchen "Nadel im Heuhaufen-Deal" die Verkäufer? Offenbar Dummköpfe, die viel zu billig verkaufen. Und warum sollten sie das tun? Gibt es so viele Menschen, die das aktuelle Preisniveau komplett ignorieren? Haben diese Menschen keinen Internetanschluss?

    Ich bestreite nicht, dass man hier und da auch mal auf einen solchen Verkäufer stoßen kann. Doch wenn in einer Marktsituation auf einmal fast jeder Käufer erklärt, er suche und finde die "Nadel im Heuhaufen", dann sollte man skeptisch werden. Kann es denn wirklich ein systematisches Geschäftsmodell sein, darauf zu bauen, dass man permanent Idioten und Ignoranten findet, die bereit sind, zu marktfernen Preisen zu verkaufen?

    Diejenigen, die auch in einem sehr teuren Markt kaufen, finden kurzfristig die Bestätigung dafür, weil die Preise weiter steigen. Wer aus einem teuren Markt aussteigt, muss sich dagegen damit abfinden, dass er möglicherweise viele Monate oder sogar Jahre passiv an der Seite stehen wird und zuschauen muss, wie die Preise weiter steigen. Besonders bedauerlich sind diejenigen, die eine zeitlang zuschauen, weil sie merken, dass es zu teuer geworden ist, dann jedoch zu noch viel höheren Preisen kaufen, weil sie irgendwann nicht mehr die Nerven haben, weiter zuzuschauen, wie die Preise steigen.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
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    Oder: Wenn alle "selektiv" kaufen
    In Phasen der Überhitzung an den Märkten neigen die Marktteilnehmer dazu, sich selbst zu betrügen. "Ja, der Markt ist zu teuer, aber wir kaufen sehr selektiv, wir suchen die Nadel im Heuhafen." Je häufiger Sie solche Statements hören, umso misstrauischer und vorsichtiger sollten Sie werden.

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