Politischer Doppeldecker
Wegen Wirtschaftskrise: In Venezuela gibt's keinen Big Mac mehr
Venezuela leidet unter dem niedrigen Ölpreis. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise - Nahrungsmittel und medizinische Versorgung werden immer knapper. Nun sind dort dem Fastfood-Giganten McDonald's sogar die Brötchen für den Big Mac ausgegangen.
Man nehme ein Sesam-Weichbrötchen, einen Klecks Spezialsoße, Zwiebelwürfel, Eisbergsalat, zwei Rinderhack-Patties, eine Scheibe Cheddar-Käse, zwei Gewürzgurken-Scheiben und heraus kommt ein politischer Doppeldecker. Weil der Verkaufsklassiker der Fastfood-Kette McDonald's überall auf der Welt auf exakt gleiche Weise zubereitet wird, stellt er den ultimativen Indikator für einen internationalen Kaufkraftvergleich dar.
Wie viel Big Mac bekomme ich wo für mein Geld? Das hat sich das britische Wirtschaftsblatt "The Economist" schon im Jahr 1986 gefragt. Die jeweiligen Wechselkurse spielen hierbei die entscheidende Rolle. Das zeigt sich am Beispiel des zurzeit recht überbewerteten Schweizer Franken. Für unseren Mindestlohn von 8,50 Euro bekommen wir Deutschen bei unserem südlichen Nachbarn derzeit gerade mal 1,5 Big Macs. Anders sieht es beim venezolanischen Bolívar aus. Als diesjähriges Schlusslicht im Burger-Ranking könnten wir uns von demselben Geld insgesamt rund 14,2 Big Macs kaufen. Könnten, wohlbemerkt.
Denn in dem krisengebeutelten Land muss der Burger nun von der Karte genommen werden. Wie der "Spiegel" berichtet, habe McDonald's aktuell mit Lieferengpässen bei der charakteristischen Brötchen-Mittelscheibe zu kämpfen. Gemeinsam mit den Zulieferern arbeite man so schnell wie möglich daran, das Problem zu beheben. Schon im letzten Jahr mussten die Venezolaner aus denselben Gründen vorübergehend auf ihre Pommes Frites verzichten.
Infolge der massiven Ölabhängigkeit ist das Land wie kein anderes auf eine baldige Drosselung der weltweiten Fördermengen angewiesen. Aus dem Rohstoffexport werden 96 Prozent der Devisen generiert (Quelle: "Welt"). Doch die derzeitigen Entwicklungen beim globalen Ölkartell OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) gleichen eher einer nicht enden wollenden Soap Opera.
Ja, die Produktion soll eingefroren werden, so hieß es im Januar von Saudi Arabien und Russland. Kurze Zeit später verkündete die iranische Regierung eine baldige Steigerung der Produktion. Dann, so der brüskierte saudische Konkurrent im April, machen wir auch nicht mit. Wir sowieso nicht, erkärte der russische Energieminister Alexander Novak vor ein paar Tagen. Im November will sich die zerstrittene Organisation erneut in Wien treffen. Vielleicht klappt es ja diesmal bei einem gemeinsamen Big Mac. Dort kostet er aktuell umgerechnet 3,76 US-Dollar.