Komplett Vergalloppiert
"2008 war nur das Aufwärmtraining für das was als Nächstes kommt"
Mit der schon seit Jahrzehnten sehr lockeren Geldpolitik hat die US-Notenbank eine gigantische Schuldensause in den USA angeheizt. Umso stärker lastet der Schuldenberg auf der Wirtschaft. Der US-Finanzprofi David Stockman warnt, dass die nächste Krise viel größer sein werde als die 2008er-Schuldenkrise.
David Stockman war zwischen 1981 und 1985 Kabinettsmitglied unter dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan. Stockman hat in den vergangenen Jahren die US-Regierung und die Notenbank für die gigantische Schuldensause und das Gelddrucken wiederholt scharf kritisiert. „Die US-Wirtschaft steckt deswegen nun im Graben fest, weil sie sich in den vergangenen 30 Jahren bis zur Grenze des Möglichen verschuldet hat. Die große Mehrheit der Amerikaner lebt nicht mehr den amerikanischen Traum, weil die Spekulanten an der Wall Street und die Washingtoner Politiker die Amerikaner in eine schuldenfinanzierte Fantasiewelt geführt haben, die in einer Sackgasse endet. Diese Deformation läuft schon lange und geht fast ein halbes Jahrhundert zurück“, schrieb Stockman.
Der Sündenfall und alle darauffolgenden Probleme hätten am 15. August 1971 mit dem Nixon-Schock begonnen. Damals hatte der damalige US-Präsident Richard Nixon völlig überraschend angekündigt, den
Umtausch von Dollar gegen Gold „zeitweise“ aufzuheben, woraufhin eine Schwemme an Papiergeld und Schulden ihren Lauf nahm. Die „zeitweise“ Aufhebung gilt noch heute.
Wirtschaftswachstum basiert allein auf massiven Schuldenanstieg
„Seit 1971 haben sich die Schulden des öffentlichen und des privaten Sektors (private Haushalte und Unternehmen) auf zuletzt 64 Billionen Dollar vervierzigfacht. Im Gegensatz dazu hat sich das
Bruttoinlandsprodukt lediglich versechszehnfacht. Entsprechend erdrückt das Erstere das Letztere. „Diese Zahlen sind allein schon gigantisch, aber der wirklich rasante Anstieg begann, als (Alan)
Greenspan im August 1987 sein Amt (als US-Notenbankchef) angetreten hatte. Kurz nach dem 1987er Oktober-Crash, als der Dow Jones um 25 Prozent eingebrochen war, hat
der angebliche finanzielle Meister die USA auf einen Weg der chronisch lockeren Geldpolitik und des massiven Eindringens der Geldpolitik in den Finanzmarkt geleitet. Die Früchte dieses falschen
geldpolitischen Kurses sind offensichtlich: Es gab insgesamt nur elf Billionen Dollar Schulden bei Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken zu der Zeit, als Greenspan die Geldpressen der
Notenbank entdeckt hat. Dieser kleine Schuldenberg ist seit damals um gigantische 53 Billionen Dollar gestiegen.“
Gigantische Verschuldung
„Diese Verfünffachung der Schulden in weniger als einer Generation stellt eine radikale Umkehr von der Geschichte des amerikanischen Kapitalismus dar. Mehr als ein Jahrhundert lang nachdem die
Industrialisierung in den 1870er Jahren richtig Fahrt aufgenommen hatte, lagen die Schulden des Staates und des privaten Sektors bei insgesamt 150 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung“, so
der Finanzprofi. Das habe sich in den vergangenen Jahrzehnten aber massiv geändert.
Während die Wirtschaft immer langsamer gewachsen sei, sei die Schuldensause immer schneller gelaufen. „Die Verschuldungsquote ist vor den Jahren bis zur 2008er-Krise geradezu parabolisch gestiegen und liegt nun wieder bei 350 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Verschuldung ist damit um 200 Prozentpunkte höher als im historischen Schnitt.“ Vor 2008 hätte die gewaltige Schuldensause den privaten Konsum und damit die Wirtschaft kräftig angekurbelt. „Aber dann war die Rechnung fällig. Bereits während des Booms am Häusermarkt (2001-2008) während der Greenspan-Ära, hatte sich das Wirtschaftswachstum vom Schnitt von 3,8 Prozent pro Jahr für den Zeitraum 1953 bis 1971 auf nur mehr 2,4 Prozent abgekühlt. Seit 2008 hat sich der Tribut noch dramatischer verschärft. Während der neun Jahre seit dem letzten (wirtschaftlichen) Höhepunkt im Jahr 2007 ist die Wirtschaftsleistung um lediglich 1,2 Prozent pro Jahr gewachsen. Das sind kaum mehr 30 Prozent der Wachstumsrate des Zeitraums 1953 bis 1971.“
Die nächste Krise wird viel schlimmer als 2008
In den Massenmedien würde die Verschuldung aber keine Rolle spielen, weshalb die Medien den Aufstieg von Donald Trump, dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, und von Bernie Sanders, dem ehemaligen Konkurrenten von Hillary Clinton, kaum nachvollziehen könnten. „Viele aus der Elite denken, dass die von US-Präsident Barack Obama aufdringlich angepriesenen 78 Monaten des Arbeitsplatzaufbaus und hoher Aktienkurse Beleg dafür seien, dass die US-Wirtschaft in Ordnung gebracht worden sei und die schreckliche 2008er-Finanzkrise nur eine Anomalie gewesen ist. Das war sie aber nicht. Der 2008er-Zusammenbruch war nur das Frühlings-Training für das was als nächstes kommen wird.“ Das „spring training“ (Frühlingstraining“ ist die Saisonvorbereitung in Baseball-Profiligen. Dabei ziehen die Clubs ihr Spieler im Februar und März in Camps zusammen und treten in Vorbereitungs- und Testspielen gegeneinander an.
„Die einzig mögliche Kur (für die US-Wirtschaft) ist eine drastische Kehrtwende, zurück zur Marktwirtschaft, solider Fiskalpolitik, hartem Geld, persönlicher Freiheit und die Dezentralisierung eines minimalistischen Staates. Das sind wenig wahrscheinliche Wahlmöglichkeiten für einen rebellischen „starken Führer“ Donald Trump, der häufig zu glauben scheint, dass Amerikas Krise darauf zurückzuführen ist, das schlechte Verträge (mit anderen Ländern) abgeschlossen worden seien, als das falsche Ideen umgesetzt worden seien. Nichts desto trotz hat ein Volks, das auf Rebellen wie Trump und Sanders reagiert, Hoffnung. Die Politik der bestehenden Eliten ist endgültig gescheitert, weil sie auf der Einbildung beruhen, dass sozialer Fortschritt und der Wohlfahrtsstaat davon abhängen, ihre eigenen, angeblich gebenden Hände fest auf der Maschinerie des Staates zu halten.“