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    US-Geldmarktfondsreform  3040  0 Kommentare US-Regulation wirkt wie eine Fed-Zinserhöhung

    In den USA sind die Interbankenzinsen (Libor-Zinssatz) seit Anfang Juli 2016 deutlich gestiegen. Zum Bespiel ist der Dreimonats-Libor-Zinssatz von 0,62% auf 0,80% gestiegen. Während der Finanzkrise waren steigende Libor-Zinssätze ein Zeichen, dass sich Banken untereinander nicht mehr vertrauen und sich daher gegenseitig nur zu hohen Risikoprämien Geld verleihen. Dies war  2008 zum Teil für den starken wirtschaftlichen Abschwung verantwortlich und konnte nur durch große Liquiditätsspritzen der Notenbanken gelöst werden.

    Bei dem gegenwärtigen Zinsanstieg handelt es sich aus unserer Sicht nicht um das Aufkommen einer neuen Bankenkrise, sondern um die Auswirkungen der am 14. Oktober 2016 in Kraft tretenden Geldmarktfondsreform. Die Reform führt zu einer Erhöhung der Libor-Zinssätze, welche einer 25 Basispunkte Zinserhöhung der US-Notenbank Fed entspricht.

    Die Geldmarktfondsreform in den USA ist eine Folge der Finanzkrise 2008, als einige Geldmarktfonds nach der Insolvenz von Lehman Brothers zeitweise einen Nettovermögenswert unterhalb des eingezahlten Kapitals aufwiesen. 2008 überraschte dies Investoren und führte zu einer Krise der Geldmarktfonds. Damals griff die US-Regierung ein und half den Geldmarktfonds durch ein Rettungsprogramm. Die Geldmarktfondsreform zielt nun darauf ab, dies in der Zukunft zu verhindern. Dafür müssen sogenannte Prime-Geldmarktfonds, welche Gelder von institutionellen Investoren annehmen, ihr Nettovermögen täglich auf Basis von Marktpreisen bewerten. Das bedeutet, dass sie wieder ein Nettovermögen von weniger als dem eingezahlten Kapital ausweisen können.

    Die neue Regel gilt allerdings nicht für Geldmarktfonds, welche ausschließlich in US-Staatsanleihen oder in steuerbefreite kommunale Anleihen investieren oder welche nur Privatkunden bedienen. Diese Fonds brauchen keine tägliche Bewertung zu Marktpreisen und dürfen weiterhin ein Nettovermögen von mindestens dem eingezahlten Kapital ausweisen.

    Wir glauben daher, dass institutionelle Investoren Gelder aus den Prime-Geldmarktfonds vor allem in Geldmarktfonds, welche ausschließlich in US-Staatsanleihen investieren, transferieren. Dies führt zu einer Erhöhung der Finanzierungskosten von Banken, da die Prime-Geldmarktfonds häufig in kurzfristigen Bankanleihen investiert sind. In Folge sind die Libor-Zinssätze auf das höchste Niveau seit 2009 angestiegen und auch der Renditeunterschied zu US-Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit ist stark angestiegen.

    Wir sehen dies jedoch nicht als Zeichen einer neuen Bankenkrise, sondern als Zeichen, dass die regulatorischen Veränderungen deutliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Der Anstieg der Libor-Zinssätze seit Anfang Juli 2016 entspricht nahezu einer 25 Basispunkte Zinserhöhung des Leitzinssatzes. Das bedeutet, dass sich die Fed länger Zeit lassen kann, bevor sie den Leitzins erneut erhöht. Wir erwarten daher den nächsten Zinsschritt erst Anfang 2017. (Gastbeitrag von Florian Weber, Fixed Income Strategist, Bank J. Safra Sarasin AG)





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