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    EU-Beitrittsverhandlungen  4419  0 Kommentare Erdogans gefährlicher Blick auf die Wirtschaft - Türkei am Rande einer Wirtschaftskrise

    Steht die Türkei am Rande einer Wirtschaftskrise? Ja, meint der Harvard-Starökonom Dani Rodrik mit Blick auf sein Heimatland. Seine Forderung: „Die Beitrittsverhandlungen müssen auf Eis gelegt werden.“ Zugleich ergänzt er im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Es sollte für die Türkei immer eine Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft geben. Aber es muss klar sein, dass es diese Perspektive nur für ein Land gibt, in dem es Gewaltenteilung und einen funktionierenden Rechtsstaat gibt.“

    Die Türkei könnte auf eine gute Geschichte zurückblicken, nämlich „die des Landes, das den Islam und die Demokratie miteinander vereint – und das in einer der instabilsten Regionen der Welt", sagt der 58-jährige Wirtschaftsprofessor. „Aber jetzt ist dieses Narrativ implodiert. (…) Die Touristen bleiben weg, und die ausländischen Investitionen werden nachlassen.“

    Das ausländische Geld muss fließen
     
    Doch warnt Rodrik: Wirtschaftsmodelle wie das der Türkei funktionierten „nur so lange, wie das ausländische Geld fließt. Und dann geraten sie aus den Fugen“, warnt der gebürtige Istanbuler in der Wochenzeitung. „Ich weiß nicht, wann das in der Türkei passieren wird. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch lange so weiter geht.“
     
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sei nun auch in der Wirtschaft die Schlüsselfigur. „Nach dem Putsch kann sich niemand im Land seinem wirtschaftspolitischen Kurs widersetzen." So setzte der Präsident jüngst die Banken unter Druck, ihre Zinsen zu senken, obwohl dies die ohnehin wachsende Teuerung weiter anheizen könnte. Erdogan glaube offenbar, so Rodrik, „dass hohe Inflation das Resultat hoher Zinsen ist“. Und weiter: „Ich denke, dass Erdogans Blick auf die Wirtschaft sehr gefährlich ist. (…) Sollte sich die Binnennachfrage weiter abschwächen, könnte er versuchen, die Konjunktur mit billigen Krediten aufzupumpen.“

    Deutsche Firmen sind besorgt, wollen aber bleiben

    Mittlerweile zeigen sich erste Auswirkungen der politischen Lage nach dem Putschversuch auch auf deutsche Unternehmen in der Türkei. Das ergab eine Befragung der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer in Istanbul unter rund 20 Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern, darunter Automobilzulieferer, Energie-, Chemie- und Maschinenbaufirmen. Demnach beantwortete knapp ein Drittel der Firmen die Frage, ob die aktuelle politische Lage ihr Geschäft beeinträchtige, mit „Ja“, 42 Prozent mit „Vielleicht“. Jedes fünfte Unternehmen erwartet geringere Jahresergebnisse als geplant, ebenso viele wollen nicht neu in der Türkei investieren. Fast alle, nämlich 95 Prozent, wollen am türkischen Markt bleiben, so die „Zeit“ weiter.

    Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Türkei sind eng. Deutschland ist der wichtigste ausländische Absatzmarkt für die Türkei. Außerdem produzieren viele deutsche Firmen in der Türkei.





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