Geldpolitik

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    Die Planwirtschaft der Notenbanken wird böse enden

    Trotz des jahrelangen, gigantischen Gelddruckens der japanischen Notenbank, der US-Notenbank und der EZB ist die Wirtschaft weiterhin schwach. Dennoch gehen die Notenbanken den irrwitzigen Weg immer weiter, wie die jüngsten Maßnahmen Japans zeigen. Die Planwirtschaft der Notenbanken wird aber genauso scheitern wie die früheren Planwirtschaften des Kommunismus in Osteuropa.

    Rally an den weltweiten Börsen: verantwortlich dafür sind ausschließlich die jüngsten Maßnahmen der japanischen und der US-Notenbank. Während die japanische Notenbank umgerechnet rund 65 Mrd. Dollar pro Monat druckt, - wobei von einer nachhaltigen Konjunkturbelebung weit und breit nichts zu sehen ist -, hat Notenbankchef Haruhiko Kuroda nun einen Weg gefunden, um den Investoren weiß zu machen, dass die Geldpolitik noch weiter gelockert wird.

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    Wie geht das? „Die größte Veränderung betrifft die Staatsanleiheankäufe. An die Stelle eines fest vorgegebenen Ankaufvolumens tritt das Ziel, die Zinsstrukturkurve an den Finanzmärkten zu steuern und dabei die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen auf dem aktuellen Niveau bei rund null Prozent zu verankern“, schrieb Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank. Die Zinsstrukturkurve bildet ab, wo die Zinsen für die jeweiligen Laufzeiten liegen, aktuell also beispielsweise minus 0,3 Prozent für Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten, über minus 0,26 Prozent für ein Jahr bis zu null Prozent bei zehnjährigen Anleihen.

    Kuroda will die Zinsstrukturkurve steuern

    Die Notenbank will also noch mehr die Kontrolle über den Anleihenmarkt übernehmen, und mit der Geldpolitik nicht mehr nur bestimmen, wo die kurzfristigen Zinsen sind, - wie es die weltweiten Notenbanken tun -, sondern auch jene für langfristige Anleihen, wobei die Zinsen für zehnjährige Papiere bei null Prozent verankert werden sollen. Eine irrwitzige Idee. Offensichtlich wissen Kuroda und weitere acht Mitglieder der japanischen Notenbank, die über die Geldpolitik entscheiden, besser wo die jeweiligen Zinsen liegen sollten, als die hunderttausenden von Investoren am Anleihenmarkt.

    Unglaublich. Kuroda‘s Plan ist genauso gut wie die ehemaligen Pläne der damaligen Politbüros in Berlin und Moskau, die auch besser als die Bürger wussten, beispielsweise wie viele Autos gebaut werden müssten. Die neuen Pläne der japanischen Notenbank führen nicht nur zu noch größeren Verwerfungen am Anleihenmarkt als bislang schon, sondern auch am Aktienmarkt. Denn die Käufe von ETFs sollen künftig etwas weg vom Nikkei 225 und mehr in Richtung des marktbreiten Topix gelenkt werden.

    US-Notenbank senkt Zinsprognose

    Im Gegensatz zur japanischen Notenbank redet die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen zwar andauernd von irgendwelchen Zinserhöhungen, mit Ausnahme der Erhöhung vom Dezember 2015 ist aber absolut nichts passiert. Zwar hat Yellen bei der jüngsten Sitzung am 21. September eine Zinserhöhung für die Sitzung am 14. Dezember 2016 ins Spiel gebracht. Dass Yellen dann zur Tat schreiten wird, ist aber äußerst unwahrscheinlich. Immerhin würde Yellen dem neuen Präsidenten – sei es Donald Trump oder die Kandidatin der Demokratischen Partei Hillary Clinton – kurz vor seinem Amtsantritt im Januar 2017 einen Knüppel zwischen die Beine werfen. Das dürfte der neue Präsident wohl nicht besonders gut finden, weshalb sich an der Zinsfront weiterhin nichts tun dürfte.

    Bemerkenswert ist vielmehr, dass die Fed angesichts der schwachen Konjunktur die Prognosen für Zinserhöhungen bis Ende 2017 weiter eingedampft hat. Das Zinsziel der Fed für Ende 2017 liegt nun mehr bei lediglich 1,125 Prozent, nachdem die Fed zuvor noch 1,625 Prozent in Aussicht gestellt hatte. Dieses Signal, - dass also die Zinsen viel langsamer angehoben werden sollen als bislang geplant – hat der Anleihenmarkt sehr schnell verstanden. Die Zinsen für zehnjährige Anleihen, die kurz vor der Sitzung noch bei 1,72 Prozent gelegen waren, sind auf 1,62 Prozent kollabiert. Gleichzeitig druckt die Fed weiterhin kräftig Geld. Wieso, immerhin ist die Bilanzsumme der Fed seit Oktober 2014 stabil bei 4,5 Billionen Dollar? Die Fed kauft nur netto keine Anleihen. Allerdings kauft die Fed jeweils neue Anleihen, wenn alte auslaufen und druckt damit weiterhin kräftig Geld.

    Das geht so: Die Fed besitzt derzeit US-Staatsanleihen im Volumen von 2,46 Billionen Dollar mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 10 Jahren. Demnach kauft die Fed rechnerisch für 246,3 Mrd. Dollar pro Jahr Staatsanleihen. Zudem besitzt die Fed Hypothekenanleihen im Volumen von 1,74 Billionen Dollar. Summa summarum druckt die Fed für den Kauf von Staats- und Hypothekenanleihen also rund 35 Mrd. Dollar pro Monat. Offensichtlich muss auch die US-Notenbank die Zinsen so niedrig wie irgendwie möglich halten, zumal die Staatsschulden seit Ende 2014 um herbe 1,38 Billionen Dollar auf horrende 19,52 Billionen Dollar nach oben geschossen sind. Bei dem Tempo macht die USA knapp 800 Mrd. Dollar neue Schulden innerhalb von zwölf Monaten. Und das in einem Umfeld, in dem die Wirtschaft angeblich gut laufen soll.

    Das Gelddrucken wird böse enden

    Um die Geldpolitik weiter zu lockern, - und genau das dürfte die japanische Notenbank in den nächsten Jahren tun -, muss sie die Zinsen am kurzen Ende immer weiter nach unten drücken. Folge: Während die Sparer früher kräftige Zinseinnahmen hatten, werden die Sparer wegen der immer niedrigeren Strafzinsen künftig erhebliche Zinsbelastungen haben. Entsprechend haben die Bürger weniger Geld für den Konsum als früher, und werden sich daher beim Konsum zurückhalten. Gleichzeitig werden sich viele Haushalte angesichts der trüben Zukunftsperspektiven und des demografischen Wandels mit dem Schuldenmachen zurückhalten – das bremst die Wirtschaft. Normale Menschen machen nur dann Schulden, wenn die Menschen der Überzeugung sind, dass sie die Schulden später gut zurückzahlen können.

    Insofern werden die immer niedrigeren Zinsen die Wirtschaft noch mehr belasten als ohnehin schon. Immer tiefere Strafzinsen höhlen die Wirtschaft immer weiter aus, womit sie immer abhängiger wird von den Staatsausgaben. Entsprechend groß ist das Haushaltsdefizit, liegt es aktuell bei rund sieben Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – ein horrender Wert. Dabei nähern sich die Staatsschulden Japans rapide der Marke von 250 Prozent der Wirtschaftsleistung – der mit weitem Abstand schlechteste Wert weltweit. In diesem schwachen Konjunkturumfeld werden sich die Unternehmen mit Investitionen zurückhalten, zumal der steigende Yen die Exportperspektiven der Firmen erheblich beeinträchtigt.

    Die neuesten Maßnahmen der japanischen Notenbank werden verheerende Folgen haben, zumal EZB-Chef Mario Draghi und Fed-Chefin Yellen Kuroda’s „Vorbild“ innerhalb weniger Quartale folgen dürften, und ebenfalls versuchen dürften, die Zinsstrukturkurve zu kontrollieren. Wenn diese verheerende Geldpolitik also auch in den USA und der Euro-Zone angewendet werden sollte, wird sich auch in diesen Regionen die Konjunktur deutlich abschwächen. Die Planwirtschaft der Notenbanken kann nicht gut enden. Das dürfte allerdings zumindest kurzfristig den Aktienmarkt nicht interessieren. Er könnte weiterhin nach oben tendieren. 





    wallstreetONLINE Redaktion
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