Eine Seitwärtskonsolidierung zum Verzweifeln
Es ist der helle Wahnsinn: Gestern wurden im DAX und in den US-Indizes Dow Jones und S&P 500 noch neue Korrekturtiefs markiert und damit weitere kurzfristig klar bearishe Signale gesendet. Heute startet der DAX plötzlich eine irre Aufwärtsrally und setzte das kurzfristige Chartbild damit wieder auf „neutral“.
Mit einer Aufwärtslücke gelangte der DAX bereits in den Aufwärtstrendkanals zurück (grüner Pfeil). Dynamische Anschlusskäufe schickten den Index dann weit in das hellblaue Rechteck oberhalb von 10.460 Punkten zurück. Damit haben wir es wieder mit einem Fehlsignal zu tun. Vielleicht erinnern Sie sich, dass wir hier in der Börse-Intern schon seit Jahren darauf hinweisen, dass die Signalqualität in Seitwärtsbewegungen deutlich sinkt. Die seit August laufende Bewegung ist für diese Börsenweisheit wohl das Lehrbuchbeispiel.
Und so verwundert es nicht, dass ich von vielen kurzfristig orientierten Tradern höre, wie verzweifelt sie angesichts derart unvorhersehbarer Kursreaktionen sind. Einige haben sich sogar vollständig aus dem Markt verabschiedet und warten nun klare Anzeichen für einen eindeutigen Trend ab. – Keine Frage, die letzten Monate gehören wohl mit zu den schwersten in den vergangenen Jahren. Aber lassen Sie sich nicht irritieren, es kommen auch wieder bessere Zeiten!
Es gibt Argumente für steigende, aber auch für fallende Kurse
Letztlich ist es aber durchaus verständlich, dass die Kurse derzeit lediglich seitwärts tendieren. Denn es gibt sowohl gute Argumente für steigende als auch für fallende Kurse:
Fundamental (z.B. gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis) sind die Perspektiven für die Aktienmärkte weiterhin eingetrübt. Auch aus saisonaler Sicht muss man noch mit weiteren Kursrücksetzern rechnen. Und was die Geldpolitik betrifft, so scheint diese als treibende Kraft für die Aktienmärkte inzwischen wegzufallen. Denn neue, noch expansivere Maßnahmen sind eher unwahrscheinlich und in den USA wurde sogar die Zinswende eingeleitet.
Immerhin könnte trotz allem die Liquidität der Notenbanken, die auf absehbare Zeit im Markt bleiben wird, die Kurse oben halten. Und das Wirtschaftswachstum sollte zumindest auf Sicht von drei bis sechs Monaten anhalten. Darauf deuten diverse Frühindikatoren hin. Beides dürfte die Aktienmärkte tendenziell stützen.
Sinkender Welthandel durch protektionistische Tendenzen
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Um aber bei der fundamental recht ambitionierten Bewertung neue nachhaltig (!) positive Kursimpulse zu liefern, fehlt zurzeit die Wachstumsdynamik. So hat die Welthandelsorganisation WTO ihre Prognosen für den globalen Warenaustausch deutlich zurückgenommen. Der Welthandel werde im laufenden Jahr 2016 nur noch um 1,7 Prozent statt der bisher erwarteten 2,8 Prozent zulegen. Damit würde er erstmals seit 2001 langsamer wachsen als das globale Bruttoinlandsprodukt. Als Gründe nannte die WTO die schwächere Konjunktur in den großen Schwellenländern China und Brasilien, aber auch die sich verlangsamenden Importe in den USA.
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