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     4630  0 Kommentare Der Weihnachtsmann will die 4000

    Alles dreht sich zum Jahresende scheinbar um die magische Zahl 4000. Wird der Dax noch vor Weihnachten die 4000 erreichen? Meine Meinung dazu: Es ist egal! Wer anlässlich der fragilen Lage der Weltfinanzen mit defensivem Ansatz operiert, für denjenigen ist es egal, ob die Aktien jetzt noch 4 Prozent steigen oder nicht. Denn bei einer Aktienquote von 30 Prozent, was aus meiner Sicht der gegenwärtigen Situation sehr gut entspricht, macht ein vierprozentiger Anstieg gerade einmal 1,2 Prozent in Hinsicht auf die Gesamtperformance aus. Damit kann man das Jahresergebnis nicht mehr retten.

    Ganz anders sieht es freilich aus, wenn man seit Jahresanfang oder eben erst seit März zu 30 Prozent investiert ist, denn dann hat man auf seinen Aktienanteil einen durchschnittlichen Gewinn von 33 respektive von 74 Prozent erzielt, was eine Gesamtperformance von immerhin 10 Prozent oder eben sogar 22 Prozent ausmacht (zuzüglich der Zinsen für das nicht in Aktien investierte Vermögen.) Hier war das Jahr 2003 also ein ausgezeichneter Jahrgang, dessen Erträge sich durchaus besser stellten als im historischen Mittel.

    Die Miesepeterei zum Jahresanfang hat sich also im Verlauf des Jahres in eine Jubelstimmung verwandelt. Wird nun jedoch die Jubelstimmung bald wieder zur Miesepeterei werden? Die Frühindikatoren der Wirtschaft weisen derzeit Höchststände aus, wie sie im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte nur sehr kurzzeitig erreicht worden sind. Enttäuschungen sind hier also vorprogrammiert – egal, wie die Wirtschaft selbst sich entwickeln wird. Fraglich bleibt nur, wie die Börse dann darauf reagieren wird.

    Does the body rule the mind or does the mind rule the boby? I don´t know – heißt es in einem meiner Lieblingslieder der Smiths. Wird die Psychologie die Fundamentalfaktoren dominieren, oder werden die Fundamentalfaktoren die Psychologie bestimmen? Ich weiß es nicht! Ich weiß aber auch, dass das ganze Gerede von der Bedrohung durch die Staatsverschuldung und von der Flucht ins Gold nicht mehr ist als nur das Gerede verzweifelter Börsenpessimisten ist. Und schaut man einmal noch genauer, dann sieht man, wie händeringend einige dieser Leute sogar einen neuen großen Terroranschlag herbeisehnen. Bei den Istanbul-Ereignissen hat der Markt jedoch deutliche Stärke gezeigt.

    Ich gehe daher eher mit dem Weihnachtsmann und freue mich auf die 4000, auch wenn der Weihnachtsmann dafür Überstunden machen muss. Und wenn dann ein überangestrengter und überbeschäftigter Weihnachtsmann im Frühjahr dem gerade aufgewachten Osterhasen "Gute Nacht" sagt, dann sollte man sicherlich lieber noch einen Gang zurück schalten.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Der Weihnachtsmann will die 4000 Alles dreht sich zum Jahresende scheinbar um die magische Zahl 4000. Wird der Dax noch vor Weihnachten die 4000 erreichen? Meine Meinung dazu: Es ist egal! Wer anlässlich der fragilen Lage der Weltfinanzen mit defensivem Ansatz operiert, für …