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    Marktkommentar  1205  0 Kommentare Morgan Harting/Marco Santamaria (AB Europe): Ist der Emerging Markets-Zug abgefahren?

    Die EM-Rallye hat die Bewertungen von Aktien und Anleihen erhöht. Morgan Harting und Marco Santamaria zeigen auf, wo Anleger weiterhin Chancen haben.

    Nach einigen Monaten starker Kurssprünge an den Schwellenmärkten fragen sich einige Anleger, ob die Rallye weiter anhalten wird. Wenngleich die Bewertungen etwas gestiegen sind, denken wir, dass vieles darauf hindeutet.

    Vom Beginn dieses Jahres bis Ende September stieg der MSCI Emerging Markets Index um 16,4 % (alle Angaben auf USD-Basis). Dieses Ergebnis liegt weit über dem Resultat für den MSCI World Index von 6,1 %. Wir glauben, dass die Emerging-Markets-(EM-)Rallye sich im Zuge verbesserter Grundlagen fortsetzen dürfte. Dazu tragen geldpolitische Anreize in China, eine Stabilisierung der Rohstoffpreise, anhaltendes Wachstum in den USA und verbesserte Exportzahlen aus den EM-Ländern bei.

    Welche Risiken stehen diesem positiven Szenario potenziell entgegen? Dazu gehören weitere Zinsanhebungen der US-Notenbank, eine US-Präsidentschaftswahl mit zunehmender Kritik am Freihandel und weiter köchelnde geopolitische Spannungen rund um China und Russland.

    Es ist verständlich, dass einige Anleger ihre Gewinne einsacken und nach Hause gehen wollen, während andere zögern, in diesem Umfeld neu zu investieren. Doch wir sehen gute Gründe, am Ball zu bleiben, und wir sind überzeugt, dass bestimmte EM-Anlagen noch erhebliches Potenzial bergen.

    Im Januar sagten wir, dass EM-Aktien und -Anleihen hohe Erträge erzielen dürften, basierend auf attraktiven Bewertungen, intakten Grundlagen und positiven technischen Faktoren. Selbst nach den Kursanstiegen haben EM-Aktien immer noch nicht den in fünf schwierigen Jahren entstandenen Abstand zu den Industriestaaten wettgemacht (Abbildung links). Und obwohl sich der Abschlag von EM-Aktien im Vergleich zu der Konkurrenz aus den entwickelten Ländern auf Basis der Kurs-Gewinn-Verhältnisse verringert hat, ist er mit 23 % nach wie vor erheblich (Abbildung rechts).

    Schwellenländer im Vergleich mit Industrieländern weiterhin attraktiv

    Angesichts höherer Bewertungen ist es wichtig wählerisch zu sein, um Risiken im Zaum zu halten und Märkte mit überzogenen Bewertungen zu meiden. Diese Märkte sind meist auch volatiler, weshalb sich Anleger fragen sollten, ob die potenziell höheren Erträge das zusätzliche Risiko wert sind. Aktiv über die Vermögensarten hinweg zu suchen erhöht die Flexibilität und verringert Die Schwankungen ).

    Brasilien und Indonesien: Chancen im Anleihebereich 

    Im Zuge der Erholung der Aktien- und Anleihenmärkte hat sich das Chancenfeld verschoben. Nach dem Rückgang um 15 % im vergangenen Jahr sind Lokalwährungs-EM-Anleihen zunehmend attraktiv geworden. Länder wie Brasilien und Indonesien bieten die höchsten Realzinsen weltweit inmitten sinkender Inflation, was zudem Raum für Zinssenkungen und mithin Kursgewinne schafft.

    Andererseits sind manche EM-Anleihenmärkte inzwischen überkauft, was deren Renditen auf Niveaus unterhalb vergleichbarer Industrieländer gedrückt hat. EM-Anleihen in US-Dollar von osteuropäischen Staaten etwa werden mittlerweile mit engeren Spreads gehandelt als vergleichbar geratete US-Unternehmensanleihen (Abbildung).

    Einige osteuropäische Spreads erscheinen eng

    Chinas konjunkturelle Stabilisierung befeuert globale Aktien 

    Auch im Aktiensektor verschiebt sich die Lage. Nachdem das erste Halbjahr von Sicherheitsdenken dominiert war und defensive Aktien nach oben spülte, finden die Anleger nun vermehrt Schnäppchen in zyklischeren Sektoren. Ein Grund: Verbesserungen in China.

    Anfang 2016 war der konjunkturelle Ausblick für China ziemlich unsicher. Die Politik unternahm Stimulationsmassnahmen, aber deren Wirksamkeit war noch nicht ersichtlich, und die Produzentenpreise sanken. Jetzt jedoch sehen wir die Auswirkungen der Stimuli: die Konjunktur stabilisiert sich, die Preismacht der Unternehmen verbessert sich und der chinesische Immobilienmarkt nimmt wieder Fahrt auf. Die Börse ebenso: chinesische Aktien, die noch im Februar auf Fünf-Jahres-Tiefs notierten, haben in diesem Jahr per Ende September um 8,8 % zugelegt.

    Im Zuge der nachlassenden Sorgen um die Schuldenlast schlagen sich chinesische Finanz- und Immobilienaktien besonders gut, mit Zuwächsen von rund 15 % im letzten Quartal. Technologieunternehmen mit Fokus auf den boomenden E-Commerce-Markt in China erfreuen sich ebenfalls kräftiger Kurssprünge. In einigen Fällen sind sie angesichts starker Cashflows und hohen Wachstumspotenzials immer noch ihren Preis wert. Wir finden aktuell zahlreiche chinesische Aktien mit starken Cashflows, guten Bewertungen und attraktiven Dividendenrenditen.

    Wende in Lateinamerika 

    Brasilien und Argentinien entwickeln sich auch erfreulich, die dortigen Aktienmärkte haben dieses Jahr bis Ende September um 62,9 % respektive 19,5 % zugelegt. Beide Länder haben einen marktfreundlicheren Wirtschaftskurs eingeschlagen. Und die Inflation ist von ihren hohen Niveaus gesunken, was beiden Zentralbanken ermöglicht mit Zinssenkungen zu beginnen. Niedrigere Zinsen senken die Finanzierungskosten und die Abzinsungsraten auf Vermögenswerte in diesen Märkten. Auch wenn das Wirtschaftswachstum noch nicht angezogen hat, antizipieren die Börsen bereits eine Erholung, was gute Erträge unterstützt.

    Quer über die Schwellenmärkte insgesamt bildete Energie der Sektor mit den höchsten Kurssteigerungen in diesem Jahr, dank einer Erholung des Ölpreises von den Tiefständen im ersten Quartal. Globale Ölkonzerne aus den Schwellenländern haben im Gefolge des Ölpreisrutsches im vergangenen Jahr grosse Einsparungsanstrengungen unternommen. Das erlaubt ihnen weiterhin Dividenden von 6 % oder mehr zu zahlen, während sie mit einem Abschlag gegenüber den Ölkonzernen aus der entwickelten Welt gehandelt werden.

    In einem komplexen Umfeld Zutrauen aufbauen 

    EM-Investments können attraktive Ertragspotenziale bieten, jedoch oft auf Kosten eines erhöhten Risikos. Wir denken, dass Anleger sich auf die überzeugendsten Ideen fokussieren sollten, die weder von schwer vorhersagbaren volkswirtschaftlichen Risiken abhängig sind noch landes- oder firmenspezifische politische Risiken bergen.

    Diese Faktoren beeinflussen oft die Volatilität in den Schwellenmärkten. Indizes können ebenfalls ungewollte Risiken schaffen, da sie oft Konzentrationen in riskanteren Ländern oder Sektoren aufweisen. Daher denken wir, dass ein aktiver Ansatz sinnvoll ist, der den Anlageerfolg von der Indexkonstruktion und der Volatilität unabhängig macht.

    Fazit: Anlagen in den Schwellenmärkten bieten weiterhin erhebliches Potenzial für Anleger, die sich von Benchmarkfesseln frei machen. Es ist noch nicht zu spät, das Beste aus diesen Chancen herauszuholen.

    S&P, Morningstar Direct und MSCI; MSCI-Erträge in USD.





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    Verfasst von Asset Standard
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