Leben in Parallelwelten
Subkultur der Verschwörungstheoretiker: Vom Geheimen in die Öffentlichkeit
Schwarz/Weiß, Gut/Böse, Die/Wir - Verschwörungsmythen und Verschwörungsideologien haben wieder Hochkonjunktur. Da wirken Personen konspirativ zusammen, um ein nicht legitimes Ziel zu erreichen oder illegalen Zweck zu verfolgen. Rationale Erklärungen? Fehl am Platz. Die Rationalität selbst wird in Frage gestellt. Monokausalität ist Trumpf.
Und das spielt den Populisten in die Hände. Beispiel Trump: „In den USA hängen Umfragen zufolge die Hälfte der Bürger mindestens einer Verschwörungstheorie an“, so der Tübinger Wissenschaftler Michael Butter in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“. Eines zeigte sich im jüngsten US-Wahlkampf: „Die Anhänger von Donald Trump sind dafür offenbar besonders anfällig, wie eine Umfrage der Washington Post im Vorwahlkampf zeigte. Zum Beispiel waren viele überzeugt, dass Barack Obama nicht in den USA geboren wurde.“
Das Leben in Parellelwelten
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Doch, was noch vor Jahren im Geheimen diskutiert wurde, wird heute offen kommuniziert: „Dank des Internets wird die Subkultur öffentlich, und ihre Anhänger haben nicht mehr das Gefühl, zu einer
kleinen Minderheit zu gehören“, so Butter. Das bestärke den verschwörungstheoretischen Glauben an die Existenz „irgendeiner Gruppe im Hintergrund, die heimlich alles plant und steuert“, erklärt
Butter. Mit rationalen Argumenten allein seien solche Menschen kaum zu erreichen, weil sie in einer gedanklichen Parallelwelt leben.
Verantwortlich dafür sei, so Butter, nicht nur das Internet, sondern auch die Medien in den USA: „Wenn Sie dort nur Fox News schauen, leben Sie in einer völlig anderen Welt als jemand, der CNN
schaut. Das sind dann die berühmten Filterblasen, in denen man nur noch hört, was einem genehm ist.“