Nobelpreisträger Holmström
Trump-Wahl: "Ich erwarte wenig von ihm, er wird seine Wähler enttäuschen"
Ein Immobilienmogul im Weißen Haus, der seine halbe Familie in das Übergangsteam holt, die sich nachfolgend um seine Geschäfte kümmern sollen… Das hat schon ein Geschmäckle. Von Vetternwirtschaft und Interessenkonflikten ist die Rede.
Bengt Holmström, der diesjährige Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften, glaubt jedoch erstmal nicht, dass Trump es darauf anlegt, sich am Präsidentenamt zu bereichern. „Selbst, wenn Trump alle Möglichkeiten haben wird, sich als Präsident der USA zu bereichern; ich bin mir sicher, dass er im Moment andere Prioritäten hat“, sagte Bengt der Tageszeitung „Die Welt“. Und ergänzt: „Ich denke, er will als ein Präsident in die Geschichte eingehen, der gute Arbeit geleistet hat. Das hat für ihn momentan vermutlich höchste Priorität.“
Holmström, der auch das Verhalten von Top-Managern untersucht, zieht Parallelen zwischen seiner Forschung und Trump: „Ich garantiere Ihnen, dass praktisch jeder, der in solch eine Position kommt, erst einmal will, dass andere sagen, er habe großartige Arbeit geleistet.“
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Bedenkliche Interessenkonflikte
Ganz wohl ist Holmström allerdings wegen der zu erwartenden Interessenskonflikte nicht: „Es gibt viele Gründe, sich Sorgen wegen Trumps Wahlsieg zu machen, allein schon wegen der vielen
Interessenskonflikte“, sagte der Ökonom der Zeitung. „Er besitzt viele Firmen, will große Bauprojekte anstoßen, und der Bau ist ausgerechnet eines der Hauptgeschäftsfelder seiner Unternehmen. Das
ist bedenklich.“
Grundsätzlich erwartet der finnische Volkswirt wenig von Trumps Wirtschaftspolitik: „Ich bin mir sicher, dass sich unter Trump tatsächlich einiges bessern wird, weil sein Sieg die Menschen und das
Establishment aufgerüttelt hat“, sagte Holmström im Gespräch mit der „Welt“. „Aber im Großen und Ganzen wäre ich überrascht, wenn Trump gute Arbeit leistet. Ich erwarte wenig von ihm, weil er keine
Erfahrung hat. Das macht mir große Sorgen.“ Grundsätzlich solle man Trump aber eine Chance geben.
Der Ökonom, der an der Elite-Universität Harvard lehrt und forscht, erwartet allerdings auch, dass Trump ausgerechnet die Menschen, die für ihn gestimmt haben, enttäuschen wird. „Ich glaube nicht,
dass Trump irgendeine Möglichkeit haben wird, die Situation der Arbeitnehmer in Amerika zu verbessern“, sagte Holmström. „Aus den Zwängen einer globalisierten Volkswirtschaft lässt sich kaum
ausbrechen.“