Nicht nur Altersarmut
Stromsperren - Nicht nur armen Haushalten wird der Strom abgestellt
Stromsperren treffen immer mehr Menschen in Deutschland. Nicht alle erhalten staatliche Leistungen. Vor allem in der kalten Jahreszeit müssen Lösungen für die Stromkappung gefunden werden. „Sozialtarife“ können keine grundlegend Abhilfe schaffen.
Jedes Jahr wird fast 350.000 deutschen Haushalten die Stromversorgung gekappt, weil sie ihre Rechnung nicht bezahlt haben. Bislang wird vermutet, dass die Sperren vor allem sehr hilfsbedürftige Haushalte treffen. Nach einer noch unveröffentlichten Studie für das Bundeswirtschaftsministerium betrifft aber jede zweite Stromsperre Haushalte, die keine staatlichen Leistungen wie Hartz IV beziehen.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) zitiert aus dem Gutachten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim: „Die von Stromsperren betroffenen Haushalte verfügen häufig, aber nicht ausschließlich, über ein geringes Einkommen.“ Und weiter: „Das Problem der Stromsperren ist nicht auf Einkommensarmut reduzierbar.“
Sozialtarife kein alleiniger Lösungsansatz
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Bei der Erforschung der Gründe für das Nichtbezahlen der Rechnung stoße man auf „multiple Problemlagen“. Wichtige Gründe seien eine plötzliche Änderung der Lebensumstände, wie der Übergang in die Rente, eine Erkrankung oder die Geburt eines Kindes. Entsprechend skeptisch sehen die Gutachter deshalb Vorschläge wie „Sozialtarife“. Die pauschale Erhöhung von Sozialleistungen beseitige nicht die Ursachen und sei „als alleiniger Lösungsansatz nicht zielführend“. Besser sei es, die freiwillige Kooperation von Sozialhilfeträgern, Versorgern und Verbraucherberatungen zu verbessern. Die Gutachter haben noch einen Rat. In Großbritannien seien vorab bezahlte Stromzähler für Haushalte mit Zahlungsrückständen als zwingende Alternative vorgeschrieben.