EZB - Geldpolitik
Draghi: „Kein Tapering in Sicht“! – Wann kommt der globale „Reset“?

Dass die Kapitalmärkte nach dem abgelehnten Referendum in Italien und dem Rücktritt von Matteo Renzi so gelassen blieben, erklärten viele Beobachter mit einer paradox klingenden Logik: Ein Chaos in Italien und möglicherweise sich ausweitende Anleihespreads würden mit Sicherheit die „Retter“ des Euro wieder mit aller Kraft auf den Plan rufen: Großzügige Unterstützung bei der Bankenrettung, weitgehende Toleranz bezüglich der Staatsverschuldung, perspektivisch europäische Konjunkturprogramme direkt finanziert von der EZB. Im Wahljahr 2017 würde alles daran gesetzt werden, die Illusion einer rettbaren Währungsunion ohne Verluste für irgendjemanden aufrecht zu erhalten. Die heutige Sitzung des Rats der EZB gibt einen ersten Vorgeschmack: „Kein Tapering in Sicht“, bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi.
Bleibt aber die Frage, wohin das führt und ob es keine Alternative gäbe. Der erste Teil der Frage, ist mit einem Blick auf Japan leicht zu beantworten: keine wirkliche Belebung der Wirtschaft, deutlich gestiegene Staatsschulden, die letztlich nur durch eine völlige Monetarisierung durch die Bank of Japan aus der Welt geschaffen werden können. Wie das monetäre Experiment ausgeht, ist dabei völlig offen. Ist es erfolgreich, kommt es zu keiner Inflation und Dank der gesunkenen Schuldenlast zu einer Belebung der japanischen Wirtschaft – wobei auch diese Maßnahme natürlich nichts an der Stagnation ändern kann, gegeben die schrumpfende Erwerbsbevölkerung. Scheitert das Experiment, dürfte am Ende eine zerrüttete Währung stehen. Spannend ist es auf jeden Fall.
Nun ist Japan nicht alleine mit dem Schuldenproblem. Praktisch alle großen Volkswirtschaften der Welt – die USA, Europa, China und Japan – stehen vor derselben Herausforderung. Sie versuchen, das Wirtschaftswachstum zu beleben mit dem Ziel, die Schuldenlast tragbar zu machen, kämpfen dabei jedoch gegen die Folgen der hohen Verschuldung und die fundamentalen Gegenwinde schrumpfender Erwerbsbevölkerungen und sinkender Produktivitätszuwächse.
Damit wären wir beim zweiten Teil der Frage: Gibt es eine Alternative zu diesem langwierigen Prozess, der ja schon sieben Jahre andauert? Das Naheliegendste wäre ein radikaler Schnitt, eine Art globaler „Reset“. Wie bei einem Computer könnten die Politiker und Notenbanker versuchen, in einer koordinierten Aktion die Weltwirtschaft zu entschulden und das Wachstum wieder anzuregen. Sicher: Besonders wahrscheinlich ist diese Alternative nicht, aber auch nicht ganz auszuschließen. Haben die G20 doch bei ihrem Meeting in Shanghai auch eine Einigung gefunden, auf die Abwertung der eigenen Währung zu verzichten, um die Wirtschaft zu Lasten anderer zu beleben.