Bayer-Monsanto-Deal
Saatgut-Lizenzen: Bayer setzt auf umstrittenes Monsanto-Geschäftsmodell
Nach der Übernahme von Monsanto will Bayer die Lizenzpolitik im Saatgutgeschäft allenfalls geringfügig verändern, doch der negativ besetzte Firmenname Monsanto soll wohl verschwinden. Von dem Zusammenschluss erwartet sich Bayer eine Stärkung des Wettbewerbs in der Agrarchemieindustrie.
Bayer-Chef Werner Baumann will Mega-Fusion trotz Kritik 60 Milliarden Euro - Bayer und Monsanto fusionieren zum Mega-Agrarunternehmen nach der Übernahme das umstrittene Geschäftsmodell Monsantos weitgehend unverändert fortführen, aber den Namen Monsanto voraussichtlich aufgeben. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende im Interview mit dem „manager magazin" an.
„Monsanto hat ein völlig neues Geschäftsmodell etabliert und marktfähig gemacht“, sagte er dem Hamburger Wirtschaftsmagazin. Im Prinzip arbeite der Konzern ähnlich wie die Software- oder die Musikindustrie – teuer entwickeltes Saatgut im Austausch gegen Lizenzgebühren. „Natürlich gab es Bauern, die gesagt haben, wir nutzen das Monsanto-Saatgut genauso, wie wir es schon immer gemacht haben“, argumentierte er weiter: „Wenn man ein solches Verhalten als Unternehmen toleriert, entzieht man dem Geschäftsmodell die Basis. Monsanto hat nur seine Rechtsposition verteidigt.“
Für den Fall, dass die Wettbewerbsbehörden den Zusammenschluss billigen, werde es allenfalls geringfügige Änderungen an dieser Praxis geben, führte er weiter aus: „Natürlich haben wir die geistigen Eigentumsrechte an unseren Innovationen im Blick. Bayer setzt diese aber nicht gegenüber Kleinbauern durch, die ausschließlich für den Eigenbedarf und das Überleben ihrer Familie anbauen.“
Baumann legte nahe, dass Bayer den Namen Monsanto aufgeben werde: „Sowohl die Belegschaft als auch das Management von Monsanto haben verstanden, für welche Werte der Name Bayer steht.“ Entscheidungen könne man aber erst nach dem Abschluss des Deals treffen.
Den Genehmigungsverfahren der verschiedenen Kartellbehörden blickt Baumann optimistisch entgegen. Denn durch den Zusammenschluss werde der Wettbewerb innerhalb der Agrarchemieindustrie gestärkt:
„Dow und DuPont werden nach ihrer Fusion ein ähnliches Profil aufweisen wie das kombinierte Agrargeschäft von Bayer und Monsanto. Wenn also bereits ein Konzern entsteht, der Pflanzenschutzmittel
und Saatgut in einem integrierten Geschäftsmodell verbindet, dann spricht gerade aus Wettbewerbsgründen vieles dafür, auch einen zweiten, ähnlich aufgestellten Anbieter zuzulassen.“
Rückblick: Bayer-Monsanto-Deal
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Mitte September dieses Jahres erklärte der Bayer-Konzern die US-amerikanische Monsanto für 128 US-Dollar je Aktie zu übernehmen (gut 60 Milliarden Euro). Legt man den Schlusskurs der Monsanto-Aktie vom 9. Mai 2016 zugrunde, bedeutet dies eine Steigerung von 44 Prozent auf den damaligen Kurs - dem Tag vor dem ersten schriftlichen Angebot von Bayer.
Bayer hatte im Mai angekündigt, den umstrittenen Saatgut-Riesen übernehmen zu wollen. Zunächst bot der Leverkusener Konzern 62 Milliarden Dollar (55 Mrd Euro) für den US-Konzern. Das letzte Angebot lag bei 127,50 US-Dollar je Aktie. Der Monsanto-Deal ist die bislang größte Übernahme durch einen deutschen Konzern im Ausland und macht Bayer zur weltweiten Nummer eins im Geschäft mit Agrarchemie.
Und wenn der Deal platzt? Für den Fall hat Bayer Monsanto eine Ausfallprämie (Reverse Antitrust Break Fee) in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar zugesichert. Nicht zu letzt steht Monsanto in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Außerdem vertreibt Monsanto den Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein.