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     975  0 Kommentare Politische Börsen – Ausblick auf die Wahlen 2017

    Europa_EU_FlaggeMitte 1946 hielt Winston Churchill eine berühmte Rede in Zürich, in der er das vom Krieg zerrissene Europa aufforderte, aus der Asche aufzuerstehen. Sein Appell war möglicherweise der Vorbote für die Gründung der Europäischen Union. Er deutete jedoch an, dass das Vereinigte Königreich ausserhalb der entstehenden «Vereinigten Staaten von Europa» bleiben sollte – eine Prophezeiung, die merkwürdig treffend erscheint angesichts der jüngsten Brexit-Entscheidung des Landes. Heute haben viele das Gefühl, dass Europa erneut an einem Wendepunkt in seiner Geschichte angelangt ist. Die bevorstehenden Aufgaben sind ganz andere als vor 70 Jahren, aber genauso anspruchsvoll.

    Die zahlreichen Herausforderungen, vor denen Europa steht, ergeben ein düsteres Bild. Das schwache Wachstum, die hohe Verschuldung und die strukturellen Unterschiede zwischen den europäischen Kernländern und der sogenannten Peripherie sind beängstigend genug. Diese Probleme werden noch verstärkt durch die Entscheidung der britischen Bevölkerung, die Europäische Union zu verlassen, und den Aufstieg populistischer, anti-europäischer Kräfte in der Politik. Diese Entwicklung ist zweifellos eine Bedrohung für das europäische Projekt.

    Fangen wir mit der politischen Lage an. Der Aufstieg der populistischen Parteien auf dem gesamten Kontinent (die AFD in Deutschland oder der Front National in Frankreich, um nur einige zu nennen) oder ihre Machtübernahme in Ungarn, Polen und Griechenland haben einen gemeinsamen Nenner. Egal, ob sie rechts oder links ausgerichtet sind: Alle sind sie gegen Brüssel. Die europäischen Institutionen werden als undemokratisch wahrgenommen und stehen unter dem Verdacht, einen zügellosen Kapitalismus zu fördern und die Migrations- und Sicherheits probleme nicht in den Griff zu bekommen. Das Aufkommen des Populismus ist jedoch nicht auf Europa beschränkt, wie die Präsidentschaftswahl in den USA gerade gezeigt hat.

    Es fehlt ein einheitsstiftender europäischer «Traum»

     Die Gründe hierfür sind auf allen Ebenen zufinden, von der supranationalen bis hin zur individuellen. Zunächst fehlt dem europäischen Projekt ein «Traum», ein Ziel. Das Argument, dass es seit 1945 zum Frieden beigetragen habe, scheint heute kaum mehr ins Gewicht zu fallen. Der «Abstieg» Frankreichs als Alter Ego in der deutsch-französischen Achse verschafft Deutschland zu viel Gewicht. Das Land will aber aufgrund seiner Geschichte nur widerstrebend eine Führungsrolle einnehmen. Zweitens: Da die Mitglieder der Europäischen Kommission nicht gewählt werden, wird ihre demokratische Glaubwürdigkeit infrage gestellt.

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Politische Börsen – Ausblick auf die Wahlen 2017 Mitte 1946 hielt Winston Churchill eine berühmte Rede in Zürich, in der er das vom Krieg zerrissene Europa aufforderte, aus der Asche aufzuerstehen. Sein Appell war möglicherweise der Vorbote für die Gründung der Europäischen Union. Er …