Bundesbank sieht in hohem Target2-Saldo kein besonderes Risiko für Deutschland
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bundesbank sieht in dem hohen Überschuss Deutschlands im sogenannten Target2-System der Europäischen Zentralbank (EZB) keinen Grund für allzu große Sorge. Der hohe Target2-Saldo sei auf das milliardenschwere Wertpapierkaufprogramm der EZB zurückzuführen und insbesondere darauf, "dass ein wesentlicher Teil der Wertpapierankäufe durch das Eurosystem mit Kreditinstituten getätigt wird, die nicht im Euroraum ansässig sind", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank. Dies betreffe vor allem Banken aus London.
Ausländische Banken führten häufig über ihre deutschen Niederlassungen Konten bei der Bundesbank, heißt es in dem Bericht. Wenn andere Euro-Notenbanken Wertpapiere von Anlegern außerhalb des Euro-Raums kaufen, die ein Konto bei der Bundesbank halten, erhöhe dies demnach automatisch den Target2-Saldo für Deutschland. Dieser lag laut den Währungshütern Ende Februar bei über 800 Milliarden Euro.
Über das Target2-System wickeln Geschäftsbanken im Euroraum grenzüberschreitende Zahlungen ab. Kauft zum Beispiel eine französische Firma Waren in Deutschland, wird die Überweisung vom Konto des Käufers zu dem des Verkäufers über das Target2-System abgewickelt. Einige Ökonomen kritisieren, der hohe Target2-Saldo sei ein Risiko für Deutschland, weil im Falle des Euro-Austritts eines Landes entsprechende Forderungen entfielen.
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Zwar könnten die Target2-Salden zu einem Risiko werden, wenn ein Land die Währungsunion verlasse, heißt es in dem Bundesbank-Bericht. Dies betreffe aber alle im Euroraum verbleibende Länder unabhängig davon, ob sie einen negativen oder einen positiven Target2-Saldo aufweisen./tos/jkr/stb