Vor Rekord-IPO
Theresa May empfiehlt London als Börsenplatz für Saudi Aramco
Mit Saudi Aramco steht der größte Börsengang aller Zeiten bevor - ein Segen für jeden Börsenplatz, an dem die Aktien des wertvollsten Unternehmens der Welt gelistet werden. Das hat auch die britische Premierministerin Theresa May erkannt. Zusammen mit dem Chef der London Stock Exchange hat sie sich auf die Reise zu einem Verkaufsgespräch nach Saudi Arabien begeben.
Firmenexodus, Pfundabwertung, Streit mit den Nachbarn, Binnenmarktzugang ungeklärt - bei Theresa May liegt derzeit einiges auf dem Tisch, was für reichlich Unmut in der heimischen und internationalen Wirtschaft sorgt. Was die Premierministerin braucht, sind endlich mal gute Nachrichten, die neues Vertrauen in die Zukunft Großbritanniens schaffen.
Da käme so ein Listing der weltgrößten Ölfördergesellschaft an der London Stock Exchange gerade recht. Immerhin wird der zukünftige Börsenwert der noch-staatlichen Saudi Aramco derzeit auf unglaubliche zwei Billionen Dollar geschätzt. Ein überaus lukratives Geschäft für den Handelsplatz, der die Papiere dann später in Umlauf bringen darf.
Und auch wenn es eigentlich Sache der Börsen ist, potentielle Neuemittenten für sich zu gewinnen, kann so ein bisschen premierministeriale Nachhilfe ja nicht schaden. Dieser Devise folgend hat May während ihres aktuellen Orient-Trips die Zügel in die Hand genommen, und am Dienstag vor dem saudischen Energieminister Khalid Al-Falih für London als Börsenplatz geworben. Laut einem Insider, der bei dem Geheimtreffen dabei war, sei auch LSE-Chef Xavier Rolet bei dem Pitch zugegen gewesen.
Wie mehrere britische Medien (z. B. der "Guardian" oder der "Telegraph") berichten, habe May bei dem Gespräch vor allem auf die Vorzüge Großbritanniens in Sachen Finanzexpertise und -rahmenbedingungen sowie auf die Vielzahl an Investmentmöglichkeiten aufmerksam gemacht. Ob die Argumente überzeugt haben, wird sich zeigen. Wie es heißt, erwäge der Ölmulti, seine Papiere vielleicht auch in den USA oder Asien - neben Riad - zu platzieren.
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Nach dem Treffen mit Al-Falih stand dann noch ein Termin beim Direktor des saudischen Staatsfonds, Yasir al-Rumayyan an. Der Public Investment Fonds (PIF) verwaltet seinerseits ebenfalls ein Budget von zwei Billionen US-Dollar und erwäge den Berichten zufolge, Investitionen in Großbritanniens Wissenschafts-, Bildungs- und Infrastrukturbereichen vorzunehmen. Angeblich seien jedoch noch keine konkreten Übereinkünfte erzielt worden.