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     1787  5 Kommentare Osterkolumne

    Überall geschehen derzeit schreckliche Dinge, mehr und dichter dran an uns als früher. Und überall werden die Medien von Stimmen dominiert, dass wir dem Terror keinen Raum geben werden, wodurch jedoch das genaue Gegenteil davon bereits geschehen ist.

     

    Es ist schon bitter, zu beobachten, wie simpel heute ein terroristischer Anschlag ausgeführt werden kann. Man braucht nur ein Auto und ein Messer, Gegenstände, die nahezu jeder Mensch in unseren westlichen Ländern besitzt. Dagegen ist eigentlich jeder Schutz unmöglich.

     

    Es ist also ein ungleicher Kampf, der hier gekämpft wird. Die Ungleichheit besteht jedoch nicht nur auf materieller, sondern vor allem auf geistiger Ebene. Denn es kämpfen Menschen, die davon überzeugt sind, im Besitz eines absoluten Wissens zu sein, gegen Aufgeklärte und Demokraten.

     

    Wahrscheinlich liegt genau hier die größte Schwachstelle des Westens – auch und gerade, wenn wir einmal über den Terrorismus hinausblicken. Denn woran glauben wir Europäer und Amerikaner eigentlich? Gibt es überhaupt etwas, was uns alle zusammenhält?

     

    An dieser Stelle wird die Stärke unserer Aufgeklärtheit zur Schwäche. Während in religiös dominierten Gesellschaft der Orientierungsrahmen eng ist und ebenso wie jeglicher Lebenssinn den Menschen unhinterfragbar von außen vorgegeben wird, ist das alles bei uns Privatsache.

     

    Das ist wunderbar. Es ist herrlich in einem aufgeklärten Land zu leben!

     

    Dennoch bleibt die Frage: Woran glauben wir denn nun? An die Vernunft? Oh weh, da muss man sich ja nur einmal den Zustand unseres Planeten ansehen. Oder an die Demokratie? Schön wäre es. Doch Gott kann man lieben, die Verfassung hingegen eher nicht.

     

    Und was machen wir nun? Ich bin fest der Meinung, wir müssen aufrüsten, massiv aufrüsten!

     

    Wir müssen die Verschränkung der Ebenen angehen, wir müssen unsere banale Wirtschaftswirklichkeit mit dem Denken und der Philosophie verbinden.

     

    Bereits im Jahr 1785 hat Immanuel Kant schlüssig gezeigt, dass man das Dasein Gottes genauso wenig beweisen kann wie das Gegenteil davon, dass es keinen Gott gibt. Dass man folglich nur glauben kann, kein Glauben daher jedoch Absolutheitsanspruch besitzt.

     

    Warum lernt das nicht jedes Kind bei uns in der Schule? Prüfungsrelevantes Wissen. Wird abgeprüft beim Mittelschulabschluss.

     

    Und dann bauen wir Häuser und Universitäten, wo das aufgeklärte Denken und seine Grenzen gelehrt werden. Das wäre eine richtige Auferstehung.

     

    Ich wünsche ein frohes Osterfest!

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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