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     2312  1 Kommentar Was kann man überhaupt noch kaufen?

    Zu den großen Posten meines Depots für meine Altersversorgung gehören unter anderem Bayer-Aktien, Nestlé und auch Gold.

     

    Bayer war sicherlich niemals ein Engel, hat vor Kurzem jedoch den US-Saatgutbeherrscher Monsanto gekauft, der viel Elend über teilweise sehr arme Bauern bringt. Wie Nestlé sich große Wasserreserven der Welt sichert und dabei den Menschen vor Ort oft genug die angestammte Wassernutzung abgräbt, weiß ich ebenfalls seit einiger Zeit.

     

    Als ich jetzt jedoch im Fernsehen einen sehr vertrauenswürdigen Bericht darüber sehe, wie der Goldabbau in der Welt abläuft, welche Rolle die illegale Goldgewinnung dabei spielt und welche unglaublichen ökologischen Schäden dadurch verursacht werden, übermannt mich endgültig das bekannte „arme Tier“.

     

    Anscheinend leben wir in einem System, in dem nicht nur der Überkonsum und die Überproduktion zum Kollaps führen werden, sondern auch die Vermögenssicherung. Und zwar nicht nur finanziell, sondern auch physisch. So klar ist mir das vorher nicht gewesen.

     

    Und was mache ich nun? Augen zu und durch – oder soll ich lieber mit einer Beteiligung an Windrädern pleite gehen, Computer- und Handyunternehmen kaufen, die kleine schwarze Jungs ihre dringend benötigten Metalle ausgraben lassen?

     

    Ich könnte mich auch an den defizitären Autos des Mannes beteiligen, der den Mars besiedeln will, sowie an Internet-Plattformen, die der Ausbreitung von Gewalt und politischem Extremismus Tür und Tor öffnen.

     

    Doch so recht scheinen mir das alle keine tragbaren Alternativen zu sein. Letztlich ist es wohl auch komplett egal, was ich mache, denn selbst wenn ich alles verkaufen und mein Geld einer Bank oder einem Verwalter anvertrauen würde, dann würde der genau das tun, womit ich gerade aufgehört habe.

     

    Es gibt also kein Entkommen.

     

    Vielleicht wäre das Champagnersaufen noch der beste Weg. Doch wohin dann mit den vielen Einwegflaschen und meiner Fettleber?

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Was kann man überhaupt noch kaufen? Augen zu und durch?