Düstere Prognose
Eigentlich krisensicher: US-Supermärkte könnten wegen Lidl und Amazon kollabieren
In den vergangenen Wochen mehren sich die Stimmen, dass der US-Einzelhandel in eine erhebliche Schieflage geraten wird. Die registrierten Firmeninsolvenzen veranlassten Experten zur Mahnung. Jetzt geht es um die Supermärkte!
Bislang waren die Supermärkte in den USA geradezu immun gegen den wachsenden Online-Handel und dem apokalyptischen Blick auf den Einzelhandel. Jedoch könnte bald ein neuer Crash ausgelöst werden. Es wird mit Ankäufen, Insolvenzen und fallenden Preisen gerechnet.
In diesem Szenario geht vom deutschen Lebensmitteldiscounter Lidl eine große Gefahr aus. Lidl ist im niedrigen Preissegment angesiedelt und verfügt über eine äußerst effiziente Unternehmensstruktur. Das Unternehmen plant einen extrem aggressiven Markteintritt für 2017. Innerhalb von 12 Monaten sollen über 100 Supermärkte an der Ostküste der USA eröffnet werden ("Bloomberg"). Das nächste Ziel soll Texas sein, was schon heute eines der dichtesten Supermarktnetze in den USA aufweist. In Europa betreibt Lidl bereits über 10.000 Filialen.
Es sieht so aus, als ob neue Konkurrenz das Letzte sei, was der US-Lebensmittelhandel derzeit bräuchte. In den vergangenen Jahren war die Zahl der Supermärkte erheblich gestiegen. Dazu experimentiert Amazon bereits mit verschiedenen Konzepten, um den Lebensmittel-Onlinehandel massiv zu pushen. Jennifer Bartashus sagte gegenüber Bloomberg, dass es für die Händler derzeit nur einschüchternde Signale gäbe und in den nächsten Jahren mit großen Einschnitten zu rechnen sei.
In den USA sind schwere Zeiten für den stationären Einzelhandel angebrochen. Viele Geschäfte werden dieses Jahr schließen. Ein Hauptgrund liegt im starken Wachstum von Amazon, denn die Verkaufszahlen von Kleidung, Elektronik und anderen Gebrauchsgegenständen legen stetig zu. Auf der anderen Seite verkaufen viele Geschäfte die gleichen Waren und finden somit kaum noch Abnehmer.
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Bislang wurde nur ein Prozent der Lebensmittel über den Online-Handel gekauft - für die meisten Amerikaner sind Lebensmittel keine Online-Produkte. Daher galt dieser Bereich als sicher und Supermärkte als attraktive Mieter von Geschäftsflächen. Dies könnte sich zukünftig ändern.
In den vergangenen Jahren wurde beobachtet, dass die Lebensmittelpreise immer weiter sanken und unter den Lebensmittelketten eine Preisschlacht ausgebrochen ist. Es wird damit gerechnet, dass wenn Lidl in Amerika auf Aldi trifft, dann wird sich die Preisspirale weiter nach unten drehen. Damit wird sich der Druck auf den Branchenriesen Wal-Mart erhöhen - Wal-Mart beobachtet die Preisgestaltung von Aldi ganz genau und wird zukünftig auch Lidl im Visier haben.
Die Pläne von Lidl sind bereits abgesteckt, wie diese Karte zeigt:
Die Amerikaner stehen auf frische Lebensmittel und gehen öfter in den Supermarkt - im vergangenen Jahr stieg die Einkaufshäufigkeit um ein Prozent. Es war der erste Zuwachs seit einem Jahrzehnt. Das neue Verhalten hilft den Unternehmen jedoch wenig, denn die Margen blieben gering. Auf der anderen Seite will Amazon mit aller Kraft mit dem Lebensmittelhandel richtig Kasse machen. Es wird vermutlich neue hybride Supermärkte geben - also eine Mischung aus Online-Handel und stationären Handel. Diese Aussichten trüben die Laune bei vielen kleinen Supermärkten und könnten zu großen Veränderungen führen.