US-Dollar
Euro-Dollar-Parität vorerst passé
Vom noch vor kurzem vielfach prognostizierten Gleichstand der europäischen Gemeinschaftswährung und der US-Devise hat sich der Wechselkurs wieder deutlich entfernt. Für eine Euro-Euphorie gibt es dennoch wenig Grund – Anleger sollten sich auf Seitwärtsbewegungen einstellen.
Anfang des Jahres war die Parität von Euro und Dollar bereits in greifbarer Nähe. Mit weniger als 1,04 Dollar notierte die Gemeinschaftswährung Anfang Januar kurzzeitig nur noch knapp vier US-Cent
über dem Wechselkurs von eins zu eins, den viele Marktteilnehmer erwarteten. Statt aber weiter Kurs auf den Gleichstand zu nehmen, präsentiert sich der Euro erstaunlich robust und nimmt derzeit
wieder Kurs auf die 1,10 Dollar. Die Parität, so scheint es, ist zunächst vom Tisch.
Ein wichtiger Faktor für die Kehrtwende ist mit Sicherheit die Erleichterung darüber, dass sich die Euro-skeptisch orientierten Parteien bei den Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich bisher
nicht durchsetzen konnten. Diskussionen über einen möglichen baldigen Zerfall der Währungsunion und einen kurzfristig bevorstehenden Euro-Kollaps haben sich damit vorerst erledigt.
Hinzu kommt, dass zunehmend auch wieder solide Konjunkturdaten für die Euro-Zone sowie eine erstmals wieder spürbare Inflation die Hoffnung nähren, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre bis
dato ultralockere Geldpolitik innerhalb eines langsam einigermaßen überschaubaren Zeitrahmens normalisiert. Insbesondere der Anstieg der Kerninflationsrate im April, die volatile Energie- und
Nahrungsmittelpreise ausklammert, sorgt für Fantasie: Erstmalig ist nicht mehr nur vom Ende des Anleihekaufprogramms die Rede, sondern auch von einer möglichen Zinswende. Schon bevor das
Kaufprogramm Ende des Jahres planmäßig ausläuft, könnte demnach der Negativzins auf Einlagen bei der EZB zumindest verringert werden.
Dadurch aber würde eine weitere Öffnung der Zinsschere zwischen den USA und der Eurozone zumindest gebremst und somit eines der tragenden Argumente für eine Dollar-Stärke gegenüber dem Euro
obsolet. Schließlich sprechen abgesehen vom höheren Zins in den USA, der tendenziell Investoren anlocken und damit die Nachfrage nach dem Dollar stärken sollte, nicht mehr allzu viele Faktoren für
den Greenback. Zwar wächst die US-Wirtschaft weiterhin solide, die jüngsten Konjunkturdaten haben aber etwas enttäuscht. Und ob die Administration von Präsident Donald Trump tatsächlich die
erwarteten entscheidenden fiskalpolitischen Stimuli wird setzen können, erscheint fraglich: Hinter der geplanten Steuerreform stehen bis heute ebenso viele Fragezeichen wie hinter dem angekündigten
Infrastruktur-Investitionsprogramm und den protektionistischen Bestrebungen.
Vereinzelt sind daher bereits wieder Kursmarken von 1,20 Dollar für den Euro zum Jahresende im Gespräch. Ein weiterer derart deutlicher Anstieg ist allerdings aufgrund der widergelagerten Kräfte
derzeit ebenso wenig zu erwarten, wie ein schneller Rückfall auf die Parität. Vielmehr erscheint – nun nach dem Wahlsieg Macrons – eine weitere Seitwärtsbewegung mit leichtem Aufwärtspotenzial für
den Euro wahrscheinlich. Anlegern bieten sich hier neben Inline-Optionsscheinen auch Stay-High-Optionsscheine an. Während Inliner einen festen Ertrag für den Fall bieten, dass sich der Basiswert
innerhalb einer festgelegten Bandbreite bewegt und weder eine obere noch eine untere Barriere verletzt, liefern Stay-High-Papiere schon dann den maximalen Ertrag, wenn der Basiswert nicht unter
eine feststehende Schwelle fällt.