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    Börsen-Zeitung  566  0 Kommentare Genügend Warnungen, Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - An Warnungen vor zu hohen Bewertungen am
    Aktienmarkt hat es selten gefehlt. Angesichts der Rekordjagd am
    US-Aktienmarkt nehmen sie sogar wieder zu. In dem am Mittwoch
    veröffentlichten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed steht, der
    Bewertungsdruck in einigen Märkten sei "bemerkenswert". Das daraus
    womöglich entstehende Schadenspotenzial scheine seit Januar gestiegen
    zu sein, wenn auch noch nicht stark genug, um anzunehmen, dass es
    "hoch" sei. Die Investoren zeigen sich unbeeindruckt: Am Donnerstag
    schlossen sowohl der S&P 500 als auch der Technologieindex Nasdaq auf
    einem Rekordhoch.

    Nun ist es so, dass die Notenbanken mit ihren Maßnahmen nicht
    explizit Assetpreise steuern wollen. Auch ist die akademische
    Debatte, ob die Herausbildung von Preisblasen vor ihrem Platzen
    überhaupt erkennbar ist, und wenn ja, wie, nicht abgeschlossen.

    Strapazierte Bewertungen

    Die Tatsache, dass die Fed vor hohen Bewertungen warnt, ist zudem
    nicht neu. Im Juni 2016 sagte die Notenbank, die
    Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf Sicht der kommenden zwölf Monate seien
    auf ein Niveau deutlich über dem Mittelwert (Median) der vergangenen
    drei Dekaden gestiegen. 2014 hatte die US-Notenbank deutlich
    strapazierte Bewertungen in Internet- und Biotech-Aktien
    festgestellt. Schon vor der Finanzkrise vor zehn Jahren meinten laut
    Fed-Sitzungsprotokoll im Januar 2004 einige Fed-Mitglieder, die
    Erwartung einer anhaltend lockeren Geldpolitik habe zu Bewertungen
    geführt, die wenig Raum für Abwärtsrisiken ließen.

    Als Schlüsselmoment für Warner gilt der 5. Dezember 1996. Der
    damalige Fed-Chef Alan Greenspan stellte in einer Rede die Frage, wie
    sich feststellen ließe, ob irrationaler Überschwang die Preise für
    Vermögenswerte übermäßig hochgetrieben habe. Zu diesem Zeitpunkt
    hatten sich die Aktienkurse an Wall Street gemessen am Dow Jones
    Industrial seit dem Börsen-Crash im Oktober 1987 fast vervierfacht.
    Das Kurs-Gewinn-Verhältnis betrug 24, weit über dem damaligen
    historischen Mittel von 16. An der Fed-Sitzung vom 17. Dezember 1996
    wurde dann explizit festgehalten, der Anstieg der vergangenen Jahre
    habe die Marktbewertungen "auf ziemlich hohe Niveaus bezogen auf
    Bewertung und Dividenden" getrieben.

    Auch wenn Greenspans "irrationaler Überschwang" zum geflügelten
    Wort wurde, ging die Sause an Wall Street und anderen Aktienmärkten
    bis Januar 2000 weiter - bis die Blase platzte. Die Fed ist dabei
    nicht die einzige Warnerin. Im Juni 2014 warnte auch die Bank der
    Notenbanken, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, vor der
    Gefahr von Blasen und Übertreibungen im Finanzsystem. Wegen der sehr
    niedrigen Zinsen und Renditen würden institutionelle Investoren immer
    höhere Risiken eingehen. Eine Position im Übrigen, die zu einer
    BIZ-internen Debatte geführt hat, ob die Geldpolitik auch Bewertungen
    an den Finanzmärkten berücksichtigen soll oder nicht. Welche
    Handlungsanleitungen lassen sich für Investoren daraus heute ziehen?
    Wer die Fed-Protokolle nach warnenden Stichworten zum Punkt
    "Bewertung" durchgeht, findet laut dem US-Sender CNBC sechs Stellen.
    Nur in zwei der sechs Fälle lagen ein Jahr später die Kurse höher -
    das mahnt zur Vorsicht. Doch auf welchen Bewertungsniveaus bewegt
    sich der Markt heute? Die DZ Bank schätzt das Kurs-Gewinn-Verhältnis
    für den S&P 500 auf Basis der Prognosen für 2017 auf über 18 und auf
    fast 14 für den Dax. Laut Bloomberg beträgt das KGV für den US-Index
    derzeit über 21, auf Basis der Schätzungen für 2018 knapp 17. Die
    Diskrepanz ist im Dax ähnlich hoch: Das KGV beträgt hier laut
    Bloomberg derzeit fast 20, auf Basis der Schätzungen für 2018 aber
    nur 13. Entscheidend ist also, dass die Gewinnerwartungen eingehalten
    werden. Die Berichte für das erste Quartal haben diesbezüglich
    Zuversicht geweckt.

    Erwartungsmanagement

    Die Warnungen der Notenbank und der BIZ sollten Investoren dennoch
    nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hier wird Erwartungsmanagement
    betrieben. Angesichts einer anstehenden Straffung der Geldpolitik
    steigt die Gefahr von Turbulenzen am Markt. Darauf sollte jeder
    vorbereitet sein. Hält der Gewinnauftrieb wie erwartet an, sind die
    Bewertungen vertretbar. Dass der Spielraum für weitere Kursgewinne
    aber bald ausgereizt sein dürfte, zeigt der von US-Investorenlegende
    Warren Buffett verwendete Indikator, der die Marktkapitalisierung des
    Wilshire 5000 Index - er umfasst alle aktiv gehandelten US-Aktien -
    im Verhältnis zum US-Bruttosozialprodukt zeigt. Marktbewertungen
    unterliegen am Ende eben doch realwirtschaftlichen Grenzen.

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