ROUNDUP/Aktien Europa Schluss
EuroStoxx auf Erholungskurs - London schwächelt
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den jüngsten moderaten Verlusten haben Europas Börsen am Donnerstag mehrheitlich einen Erholungskurs eingeschlagen. In London hingegen ging es noch etwas weiter abwärts. Im Fokus an den Märkten stand vor allem die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Leitzins im Euroraum wurde zwar auf 0 Prozent gelassen, zugleich aber gab die EZB erste, sehr vorsichtige Hinweise auf eine Straffung der ultralockeren Geldpolitik in der Zukunft.
Die Parlamentswahlen in Großbritannien und die Anhörung des gefeuerten FBI-Chefs James Comey vor einem Ausschuss des US-Senats fanden zwar ebenfalls Beachtung, sorgten aber vor allem für Zurückhaltung unter den Marktteilnehmern.
Der EuroStoxx 50 beendete den Handel nach drei schwächeren Tagen mit plus 0,42 Prozent auf 3563,88 Punkten. Der italienische FTSE MIB gewann sogar 1,46 Prozent. Börsianer verwiesen darauf, dass in Italien die entscheidende Wahlrechtsreform wieder ins Wanken gebracht worden sei. Eigentlich hatten sich vier Parteien für eine Reform nach deutschem Vorbild ausgesprochen und damit Spekulationen um Neuwahlen im Herbst genährt.
Der französische CAC 40 schloss nach drei Verlusttagen kaum verändert mit minus 0,02 Prozent auf 5264,24 Zähler. Der britische FTSE 100 gab zugleich um 0,38 Prozent auf 7449,98 Punkte nach. Hier standen insbesondere die Parlamentswahlen im Blick. Die Konservative Partei von Premierministerin Theresa May hatte zuletzt in den Umfragen weiter vorn gelegen, der Abstand zu Labour hatte sich jedoch verringert, wobei die Daten der Umfrageinstitute aber deutlich auseinandergehen. Mit der vorgezogenen Parlamentswahl hatte sich May ein klares Mandat für die bevorstehenden EU-Austrittsverhandlungen sichern wollen.
Im europäischen Branchenvergleich favorisierten die Anleger an diesem Tag Aktien aus der Rohstoff- und Bergbaubranche. Der entsprechende Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 rückte um 1,15 Prozent vor. Die Analysten der Citigroup hatten in einer aktuellen Studie auf die Kursverluste der Branche in den vergangenen Tagen verwiesen und nun von Kaufgelegenheiten geschrieben. "Die Bewertungen seien bestechend", hieß es. Der Index der Nahrungsmittel- und Getränkehersteller zeigte sich zugleich mit minus 1,61 Prozent am schwächsten.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten gab es kaum. Bei Ericsson sorgte ein Analystenkommentar für Gesprächsstoff: Die Aktien des Netzwerkausrüsters gewannen 1,19 Prozent auf 63,70 schwedische Kronen, nachdem die US-Bank Citigroup eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 75 Kronen ausgesprochen hatte.
Die Aktien von Vodafone büßten dagegen 4,80 Prozent ein. Die Ambitionen der Briten als integrierter Telekombetreiber zur Nummer eins oder zwei in Europa aufzusteigen, könnten auf die Kapitalerträge drücken, hieß es in einer Studie.
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Die Papiere der spanischen Bank Santander gewannen 5,24 Prozent. Am Vortag war bekannt geworden, dass das Institut den in finanzielle Schieflage geratenen Konkurrenten Banco Popular Espanol für einen symbolischen Euro übernimmt. Dafür will Santander sein Kapital über die Ausgabe neuer Aktien um sieben Milliarden Euro erhöhen, um damit die Kapitallücken der übernommenen Bank zu stopfen. Die Analysten von JPMorgan lobten nun: Santander sollte in der Lage sein, den größten Teil der faulen Kredite des Konkurrenten wie angestrebt binnen drei Jahren abzustoßen./ck/he