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    Chancen  1080  0 Kommentare Das Ende der Mythen über Grenzmärkte

    Grenzmärkte machen zwar nur einen kleinen Teil der Schwellenländer aus, dennoch halten wir sie für eine wichtige Komponente mit einem attraktiven Spektrum an Möglichkeiten. 

    Über Grenzmärkte (die weniger entwickelten Volkswirtschaften der Schwellenländer) werden zahlreiche Mythen erzählt. Unserer Meinung nach könnte dies der Grund sein, aus dem Anleger sie häufig zugunsten von Industrieländern oder traditionellen Schwellenmarkt-Anlagen übersehen haben.

    Wir denken, es ist an der Zeit, diese wichtige Nische erneut in Betracht zu ziehen. Denn es sprechen einige gute Gründe dafür, Grenzmärkte noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese lassen sich folgendermaßen zusammenfassen, was ich weiter ausführen werde. 

    •    Erwartungen eines robusten Wirtschaftswachstums
    •    Beständige Makroentwicklung
    •    Äußerst günstige Bewertungen
    •    Geringe Korrelationen 

    Das Ende der Mythen
    Zuerst sollten wir uns mit den Mythen über Grenzmärkte befassen. Ein besonders hartnäckiger Irrglaube ist der Eindruck von Illiquidität, ebenso wie von einer kleinen Marktkapitalisierung und schlechteren Standards der Unternehmensführung. 

    Jede dieser Anschauungen mag zwar auf eine begrenzte Auswahl an Märkten zutreffen, wenn man jedoch das globale Potenzial der Grenzmärkte betrachtet, so wie wir das tun, wird diese Chance in einen besseren Kontext gestellt. Indexanbieter vertreten unterschiedliche Auffassungen, welche Regionen Grenzmärkte darstellen. Wir halten uns allerdings nicht an derartige Definitionen oder Beschränkungen. So ist uns mehr Flexibilität geboten, Chancen über eine bestimmte Benchmark hinaus ausfindig zu machen und Beschränkungen zu umgehen. Wir verstehen Grenzmärkte allgemeiner als junge oder neue Schwellenmärkte, die sich in einer früheren Phase der wirtschaftlichen Entwicklung befinden, in der Regel höhere Wachstumsraten aufweisen, von Analysten relativ wenig beachtet werden und weniger ausländisches Kapital anziehen. 

    Nach unserer Analyse beläuft sich der tägliche Umschlag an den Börsen in Grenzmärkten auf 2,1 Mrd. USD. Die Anlagen sind also liquider als viele Leute annehmen.

    Gleichermaßen schätzen wir die Marktkapitalisierung der Unternehmen aus Grenzmärkten auf insgesamt 1,7 Bio. USD. Da ständig neue Unternehmen auf den Markt kommen, rechnen wir hier mit einem weiteren Anstieg.

    Aktives Management als treibende Kraft für gute Unternehmensführung
    Wenn Anleger Bedenken über die Unternehmensführung in Grenzmärkten hegen, so verweisen wir auf den positiven Einfluss eines aktiven Managements.

    Die allgemeine Entwicklung der Schwellenländer in den letzten Jahrzehnten hat gezeigt, dass die Beziehung zwischen Eigentümern und Unternehmensführung für gewöhnlich eine wichtige Rolle spielt. Das Gros der positiven Veränderungen beruhte unserer Einschätzung nach auf der engen Zusammenarbeit zwischen Aktionären und Unternehmen sowie stetigem beiderseitigem Feedback.

    So etwas lässt sich mit einem passiven Investmentansatz normalerweise nicht erreichen.

    Wenn ein Computerprogramm Anlageentscheidungen steuert oder ein Algorithmus die Gewichtung von Aktien bestimmt, wirft es die Frage auf, wer den Dialog mit der Unternehmensleitung führt und bei Aktionärsversammlungen über Corporate-Governance-Themen abstimmt.

    Bei einer möglichen Anlage in Grenzmärkte ist das von besonderer Bedeutung.

    Sehen wir uns nun einmal die Gründe für unseren Standpunkt an, dass Grenzmärkte Investoren heute ein interessantes Spektrum an Möglichkeiten bieten.

    Wirtschaftswachstum 

    Viele Anleger dürfte es wohl kaum überraschen, dass die zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt heute zu den Schwellenmärkten zählen. Doch was sie wiederum vielleicht nicht erwartet hätten, ist, dass unter Ausschluss von China und Indien die übrigen acht dieser Länder tatsächlich Grenzmärkte sind.

    Sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus demografischen Gründen rechnen wir mit einer Fortsetzung dieses starken Wachstumstrends. Dazu zählen unter anderem der junge Altersdurchschnitt der Bevölkerung, die zunehmende Verstädterung in Grenzmärkten im Vergleich zu Schwellen- und Industrieländern sowie das geringe jedoch steigende Pro-Kopf-Einkommen.

    Beständige Makroentwicklung

    Unsere optimistische Haltung gegenüber Anlagechancen in Grenzmärkten wird durch Anzeichen echter Reformen in vielen dieser Länder gestützt, ganz im Gegensatz zu den Industriestaaten dieser Welt.

    In Industrieländern, besonders in den USA und Europa, zeichnen sich neue Handelsbeschränkungen und isolationistische Tendenzen ab, was wir als wirtschaftlichen Rückschritt erachten. In Grenzmärkten und einigen Schwellenländern beobachten wir indes allgemein Anzeichen für stille aber merkliche Reformbestrebungen.

    Dabei hat die Entwicklung der Rohstoffpreise eine Rolle gespielt. In den sogenannten Boomjahren von 2000 bis 2008, als sich die Rohstoffpreise gut entwickelten, gab es kaum Impulse für Reformen, gerade in den Ländern, die auf Rohstoffexporte angewiesen sind.

    Doch als der große Schock und eine starke Korrektur der Rohstoffpreise kamen, mussten viele dieser Länder ihre Lage noch einmal überdenken und sich wieder Reformen zuwenden, um Kapital zur Finanzierung ihrer Entwicklung zu gewinnen.

    Letzten Endes müssen Länder, insbesondere Grenzmärkte, ihren Reformwillen demonstrieren, um für Kapitalinvestitionen attraktiv zu sein. 

    Argentinien ist in dieser Hinsicht ein großartiges Beispiel. Nachdem Mauricio Macri im Dezember 2015 mit dem Slogan „Lasst uns verändern“ zum Präsidenten gewählt wurde, führte er eine Reihe von Reformen ein, darunter die Aufhebung der Devisenkontrollen und die Beilegung eines jahrzehntelangen Rechtsstreits, der Argentiniens Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten gehemmt hatte.

    Dank dieser Reformen konnte Argentinien wieder auf die internationalen Kapitalmärkte zugreifen. Im April 2016 begab das Land eine Staatsanleihe in Höhe von 16,5 Mrd. USD.

    Ägypten macht nun eine ähnliche Erfahrung. Das Land gab seine Währung frei und sicherte sich im Anschluss ein 12 Mrd. USD schweres Darlehen des Internationalen Währungsfonds. 

    Diese Beispiele zeigen uns, dass Reformbestrebungen zu wirtschaftlicher Aktivität führen können.

    Attraktive Bewertungen mit geringer Korrelation

    Wenn wir von der Attraktivität von Anlagen in Grenzmärkte sprechen, ist der ausschlaggebende Faktor für viele Investoren in der Regel die Bewertung einer Anlage. 

    Gemessen an Industrie- und Schwellenländern werden Aktien aus Grenzmärkten unseres Erachtens im Augenblick zu äußerst günstigen Bewertungen gehandelt, wie die nachstehende Abbildung zeigt. 

    Gleichzeitig weisen Grenzmärkte als Anlageklasse seit jeher eine sehr geringe Korrelation(1) zu Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indonesien und zu Industrieländern wie den USA, Japan oder Großbritannien auf. 

    Vielfalt und Chancen

    So wie im Falle der Schwellenländer neigen uneingeweihte Betrachter zum Teil auch dazu, alle Grenzmärkte in einen Topf zu werfen. Wir halten das für einen Fehler.

    Nach unserem Dafürhalten ist dieser undifferenzierte Ansatz für Grenzmärkte sogar noch verfehlter als für Schwellenländer. Wir halten die Vielfalt dieser Länder für beachtlich. Vietnam ist beispielsweise ein vollkommen anderes Land als die Elfenbeinküste, die sich wiederum von Nigeria unterscheidet, das nichts mit Rumänien gemein hat.

    In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich Grenzmärkte in der Tat noch stärker voneinander als Schwellenländer.

    Daraus ergeben sich Herausforderungen und Chancen. Insgesamt gehen wir jedoch davon aus, dass die Art von Reformen, die wir augenblicklich in Grenzmärkten sehen, der ideale Nährboden für Verbesserungen hinsichtlich Umschlag und Größe sind und dass sich künftig noch mehr Chancen für Kapitalgeber in diesem dynamischen Bereich eröffnen werden.

    Autor: Carlos Hardenberg
    Senior Vice President und Managing Director
    Templeton Emerging Markets Group


    (1) Die Korrelation misst, im welchem Maße sich zwei Anlagen parallel entwickeln. Die Korrelation liegt zwischen 1 (vollständige positive Korrelation; d. h. zwei Positionen bewegten sich in der Vergangenheit immer in die gleiche Richtung) und -1 (vollständige negative Korrelation; d. h. zwei Positionen bewegten sich in der Vergangenheit immer in entgegengesetzte Richtungen).





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