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    Börsen-Zeitung  449  0 Kommentare Wahnsinn mit Methode, Kommentar zu Argentiniens Bondmarktauftritt von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Ausgerechnet Argentinien. Das Land, das 2001 mit
    einem Volumen von mehr als 100 Mrd. Dollar die bislang größte
    Staatspleite hinlegte, hat sich mit einer hundertjährigen Anleihe an
    den Kapitalmarkt getraut. Doch was auf den ersten Blick wie eine
    waghalsige Kommandoaktion wirkt, ist in Wirklichkeit gar keine. Wie
    bei vielen höher rentierlichen Anleihen zurzeit üblich, wurde auch
    dieses Papier dem Emittenten förmlich aus den Händen gerissen.

    Argentinien ist erst das vierte Land, das eine Hundertjährige
    emittiert hat. Die Investoren überschütteten das Land bei einem
    Volumen von 2,75 Mrd. Dollar mit Orders über rund 10 Mrd. Dollar, so
    dass die zunächst avisierte Verzinsung von 8,25 Prozent auf 7,92
    Prozent reduziert werden konnte. Das war nur rund ein Prozentpunkt
    höher als die laufende Verzinsung der 30-jährigen Dollar-Anleihe des
    Landes. Ein Schnäppchen für den argentinischen Staat, der vor wenigen
    Jahren von solchen Konditionen nicht einmal hätte träumen können.

    Zwar hat sich die Lage in dem Land, dem nach seinem Bankrott 15
    Jahre lang der Gang an den Kapitalmarkt versperrt gewesen war,
    verändert, und zwar aus Sicht der Finanzmärkte zum Positiven. Seit
    Dezember 2015 wird es mit Mauricio Macri von einem marktfreundlichen
    Präsidenten regiert. Dennoch sind die sehr hohe Nachfrage nach der
    Anleihe und das Resultat dieser Transaktion alles andere als
    nachvollziehbar.

    Denn der gebotene Zins für den mit der Note "B" tief im
    Junk-Bereich verankerten Emittenten ist, wenn man ihn gegen die dafür
    einzugehenden Risiken hält, ein Witz, über den die Investoren
    vermutlich nicht hundert Jahre lang lachen werden. Die Historie
    bietet jedenfalls wenig Anhaltspunkte dafür, dass die Anleihe jemals
    zurückgezahlt wird. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1816 ist der
    Staat zehnmal pleitegegangen, allein seit 1951 sechsmal. Zuletzt gab
    es erst 2014 einen so genannten Selective Default.

    Das macht aber nichts, da der Markt angesichts des extrem
    niedrigen Zinsniveaus auch ein entsprechend selektiv arbeitendes
    Gedächtnis zu haben scheint. Anders ausgedrückt: In ihrer
    Verzweiflung angesichts der extrem niedrigen Zinsen greifen die
    Investoren nach allem, was höhere Renditen auf dem Papier hat und bei
    drei nicht auf den Bäumen ist. Die ultralockere Geldpolitik und die
    Spekulation, dass Zentralbanken und Regierungen es im Notfall schon
    irgendwie richten werden, treibt die Investoren auf eine immer
    absurder werdende Art und Weise ins Risiko.

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