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    Negativzins  822  0 Kommentare Macht es eine Lockerung noch schlimmer?

    Seit einiger Zeit stöhnen viele Banken und Sparkassen unter den Strafzinsen der EZB. Doch eine Lockerung wäre ebenfalls negativ – das besagt zumindest eine Studie für den Schweizer Markt.

    In Sachen Negativzinsen ist die Schweiz Weltspitze. Seit Anfang 2015 weisen die Helvetier mit -0,75 Prozent von allen Ländern die tiefsten Leitzinsen auf. Daran dürfte sich so rasch nichts ändern; in jüngsten Statements habe Schweizer Nationalbank (SNB) die Bedeutung jenes geldpolitischen Brachialwerkzeugs unterstrichen, so die Experten des Portals finnews.ch. 

    Käme es jedoch zu einer Lockerung, würde das Banken womöglich wenig Luft verschaffen – im Gegenteil. In einer Studie warnen die Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley davor, dass eine "leichte Verminderung der Negativzinsen ohne klare Richtungsangabe" negativ für die Institute wäre. Dies deshalb, weil es zumindest für die Schweizer Banken schwierig sei, Preiserhöhungen, wie etwa im Jahr 2015, bei den Kunden durchzusetzen. In einer konzertierten Aktion hoben damals die Schweizer Geldhäuser die Hypothekenzinsen an – obschon diese eigentlich hätten sinken müssen. Laut Morgan Stanley lässt sich ein ähnlicher Coup nicht nochmals durchziehen – wohl auch, weil die branchenfremde Konkurrenz zugenommen habe.

    Zwar ist die Situation in Deutschland nicht mit der in der Schweiz zu vergleichen: Dennoch gilt auch hierzulande: Bei den Hypotekenzinsen herrscht ebenfalls heftig Konkurrenz. Unabhängige Vermittler, wie etwa die Interhyp-Gruppe, verbuchen einen preissenkenden Part am Kuchen: Allein der aktuelle Interhyp-Anteil von rund 7,5% des privaten Hypotheken-Neugeschäfts, lässt aufhorchen. Preiserhöhungen, bei einer nur geringen Minderung des EZB-Strafzinses, wären deshalb wohl auch nördlich der Alpen wenig opportun.

    In Dänemark, wo es seit 2012 Negativzinsen gibt, zeigt eine Studie des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW für die Direktbank ING Diba, was passiert ist: 

    Die Dänen sind, ebenso wenig wie die Deutschen, als Folge niedriger Einlagezinsen nicht in großem Stil zu riskanten Anlageprodukten gewechselt, die sie nicht verstehen. Dagegen gibt es eine Neigung, die im Lande sehr verbreiteten Hypothekendarlehen auf lange Laufzeiten umzustellen, um sich die niedrigen Zinsen zu sichern. Anders als in Deutschland ist eine Vorfälligkeitsentschädigung in Dänemark nicht verbreitet. 

    Bei Konto- und Wechselgebühren hatten Dänen-Banken kaum Spielraum für Preiserhöhungen. Dafür erhöhten diese die Gebühren im Wertpapiergeschäft kräftig. Wertpapieranlagen besitzen in Dänemark eine große Bedeutung für die private Altersvorsorge und sind steuerbegünstigt. Das lässt u.U. Gebührenerhöhungen in diesem Bereich verschmerzbarer erscheinen. Durch steigende Provisionserträge ist es den Banken dort gelungen, geringere Zinserträge im Zuge der Negativzinsen zu kompensieren. Eine Situation, die sich aber auf Deutschland kaum übertragen lässt: In Dänemark sind die Banken internationaler ausgerichtet und stärker konzentriert. 

    Wirkliche Entlastung für die Banken, so Morgan-Stanley-Analysten, verspreche hingegen nur eine rasche Rückkehr der Nationalbanken ins positive Zinsterritorium. 

    (DIF)



    Dieter Fischer
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    Dieter Fischer ist Dipl.-Journalist und Volkswirt. Er ist Geschäftsführer der €uro Advisor Services GmbH und betreut die Top-Themen des Onlineportals www.fundresearch.de. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren Redakteurs- und Führungspositionen bei Börse-Online, €uro, €uro am Sonntag sowie dem Finanzen-Verlag.  
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    Verfasst von Dieter Fischer
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