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    Marktkommentar  598  0 Kommentare Daniel Hardt (alpha beta AM): Globale Sorgen um den Ölpreis

    Der schwache Ölpreis ist als dominierendes Thema an den Kapitalmärkten zurückgekehrt. Daniel Hardt kommentiert.

    ​Der schwache Ölpreis ist als dominierendes Thema an den Kapitalmärkten zurückgekehrt. Am Mittwoch dieser Woche fiel der Preis für ein Barrel der US-Rohölsorte Western Texas Intermediate (WTI) auf 43,3 US-Dollar und verunsicherte die internationalen Kapitalmärkte. Damit liegt der Preis zwar noch weit über dem niedrigsten Preis aus der jüngsten Vergangenheit – im Februar 2016 fiel er auf unter 29 US-Dollar – dennoch kommen vermehrt Zweifel auf, ob die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) den Ölprei

    Seit den Jahreshöchstständen aus dem Februar hat das WTI-Öl nun ca. 20% an Wert verloren und liegt auf dem Niveau von September 2016. Noch dramatischer sieht der Ölpreisverfall aus, wenn dieser in Relation zu anderen Anlageklassen gesetzt wird: Nach einer Analyse der Deutschen Bank liegt die Wertentwicklung von Gold und dem S&P 500 in US-Dollar gemessen seit 2005 um 189% und 163% höher als die Wertentwicklung von Rohöl. Bei einem genaueren Blick ist sogar auffällig, dass innerhalb der gemessenen Anlageklassen/-regionen nur der griechische Aktienindex, der italienische FTSE MIB Index und europäische Bankentitel schlechter als Rohöl abschnitten.

    Es fällt somit nicht schwer, die Sorge der Ölbranche und –investoren nachzuvollziehen. Die Bemühungen des Ölkartells OPEC, den Ölpreis zu stabilisieren, werden zwar immer wieder ausführlich und medienwirksam vorgestellt, dennoch bleibt festzuhalten, dass die Absprachen aktuell wenig Wirkung zeigen. Das liegt einerseits an der US-Ölindustrie, die nicht in der OPEC organisiert ist, und bereits im nächsten Jahr die höchste Ölförderung seit 1970 realisieren könnte. Andererseits weisen die hohen Lagerbestände in den Industrienationen auf ein generelles Überangebot hin und führen laut Medienberichten zu Skurrilitäten wie z.B. schwimmenden Öltankern, die als Öllager „missbraucht“ werden.

    Für den Verbraucher in Deutschland ist ein niedriger Ölpreis erst einmal eine erfreuliche Nachricht, auch wenn dieser nach dem Statistik-Portal Statista nur ca. 27% des Benzinpreises ausmacht (65% sind Mehrwert, Energie- und Ökosteuer). Dennoch sollte auch beachtet werden, dass ein geringerer Wert des Rohöls zwangsläufig negative Folgen für ohnehin instabile Regionen wie z.B. den Nahe Osten, Nigeria oder Venezuela nach sich zieht und zu hohen gesellschaftlichen Kosten führen kann. So bleibt es weitestgehend eine Spekulation, ob der Austausch des Kronprinzen in Saudi-Arabien in dieser Woche eine direkte Folge der wegfallenden Einnahmen und gesellschaftlichen Verschiebungen innerhalb des Landes geschuldet ist. Fakt ist aber, dass der neue Kronprinz Mohammed Bin Salman schon länger das Projekt „Vision 2030“ betreut, das das Land unabhängiger vom Ölpreis machen soll.

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    Umfangreiche Auswirkungen hat der niedrige Ölpreis auch auf die Inflationserwartungen der Notenbanken Öl-abhängiger Industrieregionen wie z.B. Europa oder USA. So hat sich die Teuerungsrate in der Eurozone im Mai weiter verringert und liegt nur noch bei 1,4%. Das nimmt den Druck von den Notenbanken, ihre Geldpolitik wieder zu normalisieren und ließ die Europäische Zentralbank in ihrer letzten Sitzung die folgende Bemerkung veröffentlichen: „Es bedarf daher weiterhin eines sehr erheblichen Grads an geldpolitischer Akkommodierung, damit sich Druck auf die Kerninflation aufbaut und die Gesamtinflation auf mittlere Sicht gestützt wird“. Eine ähnliche Ansicht könnte sich vielleicht bald auch wieder bei der US-Notenbank Federal Reserve durchsetzen, wo der Vorsitzende der Chicago Federal Reserve Charles Evans diese Woche wiederholend auf das gravierende Verfehlen des Inflationsziels hinwies. Auf den Ölpreis als Inflationstreiber kann er dabei allerdings nicht hoffen.



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