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Leerverkaufsattacke auf Ströer wird Fall für Staatsanwälte
Berlin (ots) - Berlin, 22. Juni 2017 - Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat ein Ermittlungsverfahren wegen Marktmanipulation im Falle des Außenwerbekonzerns Ströer eröffnet. Entsprechende
Informationen des Wirtschaftsmagazins 'Capital' bestätigte die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage. Zuvor hatte die Finanzaufsicht Bafin eine entspreche Untersuchung abgeschlossen und an die
Ermittlungsbehörden übergeben.
Die Aktie von Ströer war im April vergangenen Jahres Ziel einer öffentlichen Attacke des US-Hedgefonds Muddy Waters. Der auf so genannte Leerverkäufe - Spekulationen auf fallende Kurse -
spezialisierte Investor hatte Ströer seinerzeit in einer 60-seitigen Studie vorgeworfen, das Wachstum und die Cashgenerierung zu optimistisch auszuweisen. Binnen Minuten brach der Ströer-Kurs um in
der Spitze 33 Prozent ein, das entsprach einem Verlust von knapp einer Milliarde Euro Börsenwert.
Pikant an der Attacke: Über- oder unterschreitet ein Investor die Schwelle von 0,5 Prozent aller Aktien bei einem Leerverkauf, muss er dies am Folgetag im elektronischen Bundesanzeiger
veröffentlichen. Erst mit einer Verspätung von fünf Tagen teilte der US-Hedgefonds seinerzeit mit, dass er am Tag vor seiner öffentlichen Attacke eine Leerverkaufsposition von 0,66 Prozent aller
Aktien eingegangen war und diese noch am Tag des Kurssturzes wieder zu drei Vierteln geschlossen hatte. Somit verdiente er Millionen mit seine Vorwürfen.
Ein Sprecher von Muddy Waters lehnte eine Stellungnahme ab und verwies darauf, keine Kenntnis von einem Ermittlungsverfahren zu haben. Auch Ströer selbst wollte zum Sachverhalt keine Stellung
beziehen. Eine mögliche Erklärung: Laut Wortbeiträgen auf der letztjährigen Hauptversammlung haben Leerverkäufer kaum mit rechtlichen Schwierigkeiten zu rechnen, solange sie den Interessenskonflikt
aus gehaltenen Positionen und ihren kritischen Studien transparent veröffentlichen. Weder Staatsanwaltschaft Frankfurt noch die Finanzaufsicht Bafin wollten zudem Auskunft darüber geben, gegen wen
sich das Ermittlungsverfahren richtet.
Den Leerverkäufern droht indes nicht nur juristisch Ärger, auch an der Börse haben sich zahlreiche Hedgefonds verzockt: Hintergrund ist, dass die immer stärker steigenden Kurse die Leerverkäufer
offenbar zur Deckung ihrer offenen Positionen zwingen - was wiederum weitere Kursanstiege zur Folge hat. So sind etwa beim Zahlungsdienstleister Wirecard trotz
eines Kursplus von 50 Prozent seit Jahresbeginn weiter knapp neun Prozent aller handelbaren Aktien mit einem Gesamtwert von gut 600 Millionen Euro leerverkauft. Das geht aus
veröffentlichungspflichtigen Angaben im Bundesanzeiger hervor. Ende April waren es allerdings noch knapp zwölf Prozent. Seit Anfang Juni haben die US-Hedgefonds Blue Ridge Capital sowie Steadfast
Management ihre seit langem gehaltenen Positionen deutlich reduziert. Jeder Kursanstieg erhöht die Verluste der Leerverkäufer.
Ähnlich ist der Fall bei Aixtron: Dort stieg die Quote aller leerverkauften Aktien sogar auf zuletzt rund 12 Prozent. Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie indes annähernd verdoppelt. Populärstes
Ziel der Leerverkäufer ist derzeit der Salz- und Düngemittelhersteller K+S: Bei ihm sind rund 15 Prozent aller Aktien leerverkauft, gefolgt von Heidelberger Druckmaschinen mit gut 12 Prozent. Auch
die Aktien dieser beiden Konzerne klettern seit Wochen.
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