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    Marktkommentar  2078  0 Kommentare Beste Stimmung – Bitte Anschnallen!

    Sorglose Anleger, hohe Erwartungen, teure Bewertungen, extrem niedrige Volatilität - das ist der Cocktail für einen stürmischen Herbst! Das Portfolio sollte defensiv genug aufgestellt sein, um ungemütliche Zeiten ungefährdet zu überstehen. Dazu gehört auch eine Erhöhung der Goldquoten.

    Gefühlt die beste aller Welten

    Politische Unsicherheiten treten in den Hintergrund, zumindest in Europa. Die abgelaufene Berichtssaison der Unternehmen mit zweistelligen Steigerungen der Unternehmensgewinne war die Beste seit 2011. Die konjunkturellen Frühindikatoren zeigen unverändert eine wirtschaftliche Belebung an. Die Inflationsraten befinden sich scheinbar schon wieder auf dem Rückzug. Am Rentenmarkt haben sich auch deshalb die befürchteten Zinssteigerungen in Luft aufgelöst. Fakt ist: Das Realzinsniveau ist weiterhin negativ. Der Sparer verliert also auch absolut gesehen Geld. Damit bleiben Rentenanlagen uninteressant. Die Aktienmärkte eilen derweil von Hoch zu Hoch. „Nie mehr schwach!“, so scheint derzeit das Motto der Anleger zu sein. In einem Umfeld solider Konjunkturdaten und starker Unternehmensergebnisse fühlt es sich gut an, investiert zu sein. Auch unser Risikomodell zeigt unverändert „dunkelgrün“ an, bleibt also voll investiert.

    Also alles bestens?

    Mitnichten. Die Kursanstiege an den Aktienmärkten waren deutlich höher als die Gewinnzuwächse der Unternehmen, was sich in einer (teilweise) teuren Bewertung niederschlägt. Je risikoreicher das Investment, desto besser ist in diesem Jahr der Ertrag: Mit den bekannten deutschen Standardwerten („Blue Chips“) konnten im Durchschnitt etwa 8-10% Gewinn erzielt werden. Der Index für mittelgroße Unternehmen („Mid Caps“) MDAX konnte sogar um 15% zulegen. Den Vogel schossen die Technologieaktien und die Emerging Markets ab: Während die US-Technologiebörse um 17% und der TECDAX um 25% zulegten, beträgt das Plus bei Schwellenländeraktien 18%.

    Die inzwischen sehr hohen Erwartungen der Anleger bergen Enttäuschungspotenzial. Die Märkte bleiben korrekturanfällig, da für unangenehme Überraschungen kein Platz ist. Die Chance-Risiko-Relation hat sich de facto verschlechtert.

    Volatilität auf 10-Jahres-Tief – Bitte Anschnallen!

    Die Kursschwankungen an den Kapitalmärkten, speziell an den Aktienbörsen, sind schon seit Monaten extrem gering. Im Vergleich mit der Historie zu gering. Der zwischenzeitliche durchschnittliche Kursverlust innerhalb eines Kalenderjahres beträgt seit 1975 rund 18%, und in diesem Jahr erst 3%. Ein bekanntes Maß für die Messung der Kursschwankungen sind Volatilitätsindizes. Der weltweit bekannteste Volatilitätsindex ist der VIX. Er misst die erwarteten Schwankungen am amerikanischen Aktienmarkt. Aktuell ist er auf den niedrigsten Stand seit über 10 Jahren gefallen. Ein Ansteigen der Marktschwankungen in den nächsten Monaten, in der Regel verbunden mit fallenden Kursen, sollte somit nicht überraschend kommen.

    Gold – Verblüffend stark

    Trotz haussierender Aktienmärkte, trotz niedriger Schwankungen und trotz der guten Stimmung hat sich der Goldpreis inzwischen deutlich von seinem Jahrestief bei rund 1.150 US-Dollar erholt. Gold profitiert unter anderem von den negativen Realzinsen am Rentenmarkt. Wenn sich die Risikowahrnehmung der Anleger ändern sollte, was bei der Anzahl der weltweiten politischen Brandherde (ganz neu: Katar) jederzeit möglich ist, sollte Gold weiter profitieren können. Zusätzlich erfüllt es eine (Teil-) Schutzfunktion im Portfolio für den Fall rückläufiger Aktienkurse.

    Empfehlung: Auf Sommer- und Herbststürme vorbereitet sein

    Aktien bleiben die bevorzugte Anlageklasse, allerdings nur mit einer neutralen Quote. Durch die starken Kursanstiege der letzten Monate hat sich die Bewertung teilweise erheblich verteuert. Das gilt insbesondere für die USA. Die seit Monaten extrem niedrige Volatilität wird sehr wahrscheinlich wieder ansteigen. Das ist meistens mit fallenden Aktienkursen verbunden. Die Märkte befinden sich in der Spätphase des Haussezyklus, der bereits seit 2009 läuft und inzwischen einer der längsten der Historie ist.

    Sorglose Anleger, hohe Erwartungen, teure Bewertungen, extrem niedrige Volatilität - das ist der Cocktail für einen stürmischen Herbst! Das Portfolio sollte defensiv genug aufgestellt sein, um ungemütliche Zeiten ungefährdet zu überstehen. Dazu gehört auch eine Erhöhung der Goldquoten.



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    Michael Winkler
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    Knapp 30-jährige Berufserfahrung an den Kapitalmärkten in verschiedensten Funktionen (Wertapieranalyse, Anlagestrategie, Treasury, Handel, Portfoliomanagement). Spezialisiert auf Multi-Asset-Konzepte und prognosefreie Anlagestrategien Seit 5 Jahren für die St.Galler Kantonalbank Deutschland als Leiter Anlagestrategie tätig.
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    Verfasst von 2Michael Winkler
    Marktkommentar Beste Stimmung – Bitte Anschnallen! Gute Unternehmensgewinne stützen die Aktienmärkte Aber: Aktien sind teuer geworden Anleger sind sorglos – Das ist gefährlich! Volatilität auf 10-Jahres-Tief – Bitte anschnallen, es wird ungemütlicher!

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