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    Abgeltungssteuer  6021  2 Kommentare Will die SPD über 65% Steuern für Unternehmer?

    Welt-Chef Ulf Poschardt lobt das "maßvolle Steuerprogramm" der SPD, das in "feiner Rechenarbeit" erstellt wurde, das Handelsblatt spricht von nur "kosmetischen Korrekturen", die FAZ von einem "fein austarierten" Vorhaben. Das Lob verwundert, denn es ist ganz unklar, was die SPD tatsächlich will. Alles ist möglich - bis zu einem Steuersatz von über 65% für Unternehmer.

    Die SPD fordert in ihrem Wahlprogramm, dass die Abgeltungssteuer abgeschafft werden soll. Näheres wird dort nicht ausgeführt. Dort heißt es nur pauschal: "Wir wollen Einkommen aus Arbeit und Kapital wieder gleich besteuern, indem wir die Abgeltungsteuer abschaffen."

    Zum Hintergrund: Die Abgeltungssteuer wird seit 2009 für Zinseinkünfte und Dividenden erhoben. Das Gros, rund Dreiviertel der Steuereinnahmen aus der Abgeltungssteuer, stammt aus Dividenden. Da die Zinsen immer weiter Richtung Null gesunken sind, kommt den Steuereinnahmen aus der Abgeltungssteuer für Zinserträge eine immer geringere Rolle zu. Angesichts sprudelnder Unternehmensgewinne sind dagegen die Steuereinnahmen aus Dividenden erheblich gestiegen.

    Die SPD argumentiert immer wieder, es sei "ungerecht", dass Arbeitseinkommen höher besteuert werde als Einkommen aus Kapital. Auf den ersten Blick ist das plausibel. Denn während die Abgeltungssteuer für Dividenden 25% beträgt, beträgt der Höchstsatz bei der Einkommensteuer 45% - jeweils plus Soli. Hier 25%, dort bis zu 45%: Für jemanden, der von Steuern keine Ahnung hat, muss das in der Tat "ungerecht" erscheinen. Das finden auch Sozialdemokraten, Linke, Grüne und Teile der Union.

    "Ungerechtigkeit" - eine Erfindung
    In Wahrheit ist jedoch die Steuerbelastung für einen sehr gut verdienenden Unternehmer, dem eine GmbH gehört, heute keineswegs niedriger als für eine Privatperson, die dem höchsten Steuersatz unterliegt. Denn bevor der Unternehmer eine Dividende ausschüttet und versteuert, hat er bereits auf Ebene des Unternehmens Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer gezahlt. Beide zusammen betragen, inklusive Soli, etwa 30 Prozent.

    Nehmen wir an, eine GmbH hat einen Gewinn von 100 erwirtschaftet. Dann gehen davon 30 Steuern ab. Auf den Rest, also 70, entfällt derzeit die Abgeltungssteuer von ca. 26,4% (inkl. Soli). Das ergibt noch einmal eine Steuerlast von 18,48% (26,4% von 70). Insgesamt zahlt der Unternehmer bislang also in der höchsten Progressionsstufe einen Grenzsteuersatz von ca. 48,5 Prozent Steuern, wenn man die Steuern, die das Unternehmen zahlt und die Steuern, die er als Privatperson zahlt, zusammenzählt. Vergleich: Eine Privatperson zahlt in der höchsten Progressionsstufe einen Grenzsteuersatz von 45% plus Soli = 47,5 Prozent. Es kann also gar nicht die Rede davon sein, dass Einkommen aus Kapital günstiger besteuert ist.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Abgeltungssteuer Will die SPD über 65% Steuern für Unternehmer? Welt-Chef Ulf Poschardt lobt das "maßvolle Steuerprogramm" der SPD, das in "feiner Rechenarbeit" erstellt wurde, das Handelsblatt spricht von nur "kosmetischen Korrekturen", die FAZ von einem "fein austarierten" Vorhaben. Das Lob verwundert, denn es ist ganz unklar, was die SPD tatsächlich will. Alles ist möglich - bis zu einem Steuersatz von über 65% für Unternehmer.

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