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    Börsen-Zeitung  690  0 Kommentare Von wegen ohne Steuerzahler, Kommentar zu Krisenbanken von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - Gewiss, es gibt Argumente dafür, die schwer
    angeschlagenen Kreditinstitute Banca Popolare di Vicenza und Veneto
    Banca nicht einfach von heute auf morgen dichtzumachen. Sicherlich
    hätte eine ungeordnete Pleite der zwei Banken die heimische
    Wirtschaft Venetiens schwer getroffen. Die Unternehmen der Region
    hätten sich eilig neue Finanzierungsquellen suchen müssen - und die
    Arbeitslosigkeit im Bankgewerbe Norditaliens wäre jäh in die Höhe
    geschossen. Auch hätte Italien bestimmt wieder etwas höhere
    Risikoprämien für Staatspapiere zahlen müssen. Und - ja, ohne Zweifel
    - die sowieso starken Rechtspopulisten hätten noch galliger darüber
    schimpfen können, dass sich Brüssel in ihre Angelegenheiten
    einmischt.

    Trotzdem: Der Schaden, der nun entstanden ist, weil die
    EU-Abwicklungsbehörde den Fall nach Italien verwiesen und die
    EU-Kommission ihren Segen für die milliardenschweren Beihilfen aus
    Rom erteilt hat, ist noch viel, viel größer. Schließlich zerstört der
    Fall Vicenza/Veneto das letzte bisschen Hoffnung, dass Europa
    tatsächlich etwas aus der Krise gelernt hat, in Zukunft Steuerzahler
    in Bankenkrisen schont und vielmehr die Beteiligten zur Kasse bittet.

    Im aktuellen Fall geht es nämlich gerade nicht um
    "systemrelevante" Finanzkonzerne, die zu groß sind, um das Risiko
    einer Destabilisierung der gesamten Branche einzugehen. Nein, die
    entscheidenden Spieler in dem Drama sind überschaubare
    Regionalbanken. Unglaublich, dass Italien, dessen Haushaltskasse
    bekanntermaßen nicht eben prall gefüllt ist, 17 Mrd. Euro in die Hand
    nimmt, um den Weg zu ebnen, dass die Kerngeschäfte der Problembanken
    weitergeführt werden können.

    Nun verteidigen sich alle Beteiligten mit Verweis auf ihre
    beschränkten Hoheiten. Die EU-Abwicklungsbehörde beteuert, die
    Bedingungen für eine europäische Abwicklung seien auch mangels
    Systemrelevanz nicht gegeben. Die EU-Kommission wiederum versteckt
    sich hinter dem Argument, dass der wettbewerbsverzerrende Effekt der
    Beihilfe nicht groß genug sei, um sie verbieten zu müssen. Aber: Wer
    hat uns Europäern eigentlich weismachen wollen, dass die Steuerzahler
    bei Bankkrisen endlich außen vor sind? Wer will daran noch glauben,
    wenn bei den ersten Anwendungen der Regeln wahlweise das Schlupfloch
    der "vorbeugenden Rekapitalisierung" genutzt oder eben wie jetzt eine
    Liquidierung unter nationaler Hoheit einer europäischen Abwicklung
    vorgezogen wird? Mit dem Effekt, dass beispielsweise Vorranggläubiger
    doch wieder auf der sicheren Seite sind. Ganz wie früher.

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