checkAd

    Mittelbayerische Zeitung  474  0 Kommentare Falsche Anreize / Die Kaufprämie für Elektroautos ist wenig beliebt, aus gutem Grund. Sie gehört abgeschafft

    Regensburg (ots) - Seit einem Jahr gibt es die Kaufprämie für
    Elektroautos. Die meisten potenziellen Kunden haben sie als
    uninteressant abgetan. Bis heute sind nur etwas mehr als 30 000 reine
    E-Mobile (mit 4000 Euro) und Hybride (mit 3000 Euro) in Deutschland
    gefördert worden. Bei insgesamt 3,35 Millionen neuen Autos pro Jahr
    (2016) ist das sehr bescheiden. Eher ärgern sich die Steuerzahler
    darüber, dass sie Autoherstellern - einer Branche, der es ohnehin gut
    geht - gezwungenermaßen unter die Arme greifen. Und warum um alles in
    der Welt muss man jemandem, der sich ein Auto für bis zu 60 000 Euro
    (in der Grundausstattung, in Wirklichkeit also für viel mehr) leisten
    kann, noch mal 4000 Euro hinterherwerfen? Stand heute ist diese
    Kaufprämie ein Flop. Man sollte sie abschaffen. Die Kanzlerin steht
    kaum im Verdacht, übereilt zu handeln. Doch selbst sie hat das
    Regierungsziel offiziell begraben, eine Million Elektroautos bis 2020
    auf der Straße zu haben. Im selben Atemzug hätte man die Kaufprämie
    gleich mit beerdigen können. Das wäre konsequent gewesen. Schließlich
    wurde die Subvention vor einem Jahr als Notmaßnahme eingeführt, um
    irgendwie auf die angestrebte Million zu kommen, ohne auch
    elektrische Fahrräder hinzuaddieren zu müssen. Die Botschaft einer
    Kaufprämie ist klar: Der Staat sagt mir, ich befände mich - in seinem
    Sinne - auf dem richtigen Weg. Der Konsument seinerseits geht von
    einem Versprechen des Staates aus, er könne sich darauf verlassen,
    dafür belohnt zu werden; beziehungsweise von Strafmaßnahmen verschont
    zu bleiben, die jenen auferlegt werden, die diesen Weg nicht
    mitgehen. Zaghafte Anreize dieser Art gibt es bereits. Bei der
    Kfz-Steuer sind E-Autos frei, Verbrenner werden je nach
    Schadstoffausstoß belastet. Andererseits könnten aber böse
    Überraschungen lauern, bei Elektroautos etwa in einem Steueraufschlag
    für Autostrom. Was die Elektromobilität aber bremst, das sind die
    begrenzten Reichweiten in Verbindung mit einer unbefriedigenden
    Ladestruktur. Wir verzichten ungern auf den Komfort, uns
    unkompliziert und jederzeit weit fortbewegen zu können. Darin ist das
    E-Auto noch eingeschränkt - weniger als die meisten Menschen glauben,
    aber in einigen Fällen halt doch. Und die Stromer sind schlicht zu
    teuer. Vielleicht stimmt aber auch die Preiskalkulation nicht. Die
    Frage lautet dabei: Kann oder soll man als Autobauer Zukunft
    einpreisen? Es ist absehbar, dass sich die Verhältnisse drehen
    werden. Wenn China Quotenregeln für Stromer verlangt und in der EU ab
    2021 saftige Strafzahlungen drohen, sobald der erlaubte
    Flottenverbrauch überschritten wird, dann sind die heutigen
    CO2-Schleudern jetzt zu billig bzw. die Stromer zu teuer. Das gilt
    sogar unabhängig davon, ob das E-Auto aufgrund des vorhandenen
    Strommixes aktuell wirklich Kohlendioxid spart. Die Hersteller
    müssten ein gesteigertes Interesse daran haben, die Kunden so bald
    wie möglich von Elektroautos zu überzeugen - oder sie müssten
    Verbrenner mit alternativen Kraftstoffen und ausgeglichener
    CO2-Bilanz anbieten. Die Bundesregierung muss sich fragen lassen,
    warum sie E-Kaufprämien offeriert, aber gleichzeitig Diesel geringer
    besteuert als Benzin. Warum sie so lasch gegen Abgasbetrüger vorgeht.
    Und warum sie bei der EU gegen noch strengere Verbrauchsvorschriften
    ab 2021 interveniert hat. Eine Regierung soll beim Thema Mobilität
    die Lebensqualität aller Bürger mehren. Dazu gehören etwa gesunde
    Umwelt, Komfort, Arbeit, Einkommen, hohe Verfügbarkeit. In Berlin hat
    man das richtige Rezept dafür noch nicht gefunden. Die Kaufprämie
    jedenfalls ist dafür überflüssig.

    OTS: Mittelbayerische Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62544
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2

    Pressekontakt:
    Mittelbayerische Zeitung
    Redaktion
    Telefon: +49 941 / 207 6023
    nachrichten@mittelbayerische.de



    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen

    Verfasst von news aktuell
    Mittelbayerische Zeitung Falsche Anreize / Die Kaufprämie für Elektroautos ist wenig beliebt, aus gutem Grund. Sie gehört abgeschafft Seit einem Jahr gibt es die Kaufprämie für Elektroautos. Die meisten potenziellen Kunden haben sie als uninteressant abgetan. Bis heute sind nur etwas mehr als 30 000 reine E-Mobile (mit 4000 Euro) und Hybride (mit 3000 Euro) in Deutschland …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer