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    Forex-Report  1181  0 Kommentare USA – Kredite als Treiber, ein offener Qualitätsmangel!

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1385 (07.52 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1382 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.39. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.23. EUR-CHF oszilliert bei 1.1015.

    Europa konsolidiert die öffentlichen Haushalte und hat im Vergleich zu den USA, dem UK und Japan massive Erfolge aufzuweisen. Die strukturellen Reformen, die Grundlage dieser Gesundung in den öffentlichen Haushalten ist, wurden weder in den USA noch im UK oder Japan in dieser Form umgesetzt.
    Unter Präsident Macron wird dieses Thema mit der neuen Regierung weiter adressiert. Die französische Regierung will noch in diesem Jahr übergreifend in allen Ministerien insgesamt 4,5 Milliarden Euro einsparen. Damit soll die Defizithöhe erstmalig seit 10 Jahren unter die Marke von 3% gedrückt werden.

    Zu den Fakten, die der IWF im April im Fiscal Monitor veröffentlichte:

    An den obigen Daten wird deutlich, wie kritisch die öffentliche Haushaltssituation in den USA ist. Dabei tappen wir derzeit bezüglich der realen US-Haushaltslage im Dunkeln. 

    Die uns sonst zugänglichen Daten der öffentlichen Gesamtverschuldung, die uns von der US-Treasury täglch zur Verfügung gestellt werden, werden seit Anfang des Jahres im Rahmen des Haushaltsstreits in den USA in sachlich nicht belastbarer und aussagekräftiger Natur aktualisiert. Ergo verzichten wir darauf, bis der US Haushaltsstreit beendet ist.

    Da das monatlich veröffentlichte Federal Budget nicht die vollständige öffentliche Neuverschuldung (Ausblendung der „intragovernmental holdings“) darstellt und auch der IWF sich bei der Defizitberechnung bezüglich der USA kreativ zeigt, kann derzeit kein Marktteilnehmer mit Sicherheit sagen, mit wie viel öffentlichem Defizit die aktuell bisher enttäuschende Konjunkturlage in den USA „eingekauft“ wird. Sind es wie 2016 5,5% des BIP oder bewegen wir uns bereits oberhalb der Marke von 6%?
    Die von dem IWF angenommenen Defizite im Fiscal Monitor entsprechen ansatzweise einem Gefälligkeitsgutachten.
    Das war schon so im letzzten Jahr. 2016 mussten die Prognosen des IWF für die USA in Richtung steigender, die der Eurozone in Richtung fallender Defizite nachgebessert werden. Ein Schelm, der sich zu viel dabei denkt!
    Im letzten Jahr bedurfte es in den USA eines öffentlichen Haushaltsdefizits in Höhe von 5,5% des BIP, um am Ende mit 1,6% BIP-Wachstum dazustehen.
    Diese Daten bedürfen bezüglich der Qualität des US-Wachstums keiner weiteren Erörterung. Sie sprechen laut, beinahe so laut wie der Donald, für sich selbst!

    Die Hauptsäule der US-Wirtschaft wird vom US-Konsum gestellt. Circa 70% des BIP korrelieren mit dieser Größe. Aus diesem Grund ist es Ziel führend, auch hier die Nachhaltigkeit in diesem Sektor kritisch zu hinterfragen.
    Dabei gilt es, einmal quantitative Gesichtspunkte zu würdigen, als auch den qualitativen Hintergrund zu bewerten, um belastbare Aussagen über den weiteren potentiellen US-Konjunkturverlauf treffen zu können.

    Wir verweisen bezüglich der Qualität des Konsumkreditzyklus darauf, dass derzeit die niedrigsten Kreditvergabestandards in der Geschichte der USA (seit 1776) im Konsumsektor in Anwendung sind (FICO Scores). Hinsichtlich der Erfahrungen, die mit derartigen Kreditvergabestandards gemacht wurden, stehen erhebliche
    Fragezeichen bezüglich der Nachhaltigkeit der weiteren Expansion im US-Konsumsektor im Raum.

    Bezüglich der quantitativen Entwicklung erreichten uns gestern um 21 Uhr frische Daten:
    Per Berichtsmonat Mai nahmen die US-Verbraucherkredite im Monatsvergleich um 18,41 Mrd. USD zu. Die Prognose lag bei „nur“ 12,60 Mrd. USD. Mehr noch wurde der Vormonatswert von „nur“ 8,20 auf 12,93 Mrd. USD revidiert.
    Vor der Lehmannpleite stand das Volumen der Konsumkredite bei 2.700 Mrd. USD. Aktuell liegt es bei 3.842,6 Mrd. USD. Das entspricht einem Anstieg von 42,3% auf nominaler Basis. Die mittleren nominalen Einkommen wuchsen im identischen Zeitraum um circa 18%. Das ist nicht nur kritisch, nein, das ist sehr kritisch!

    Werfen wir einen blick auf den Chart!

    Fazit:
    Die Substanz ist bezüglich des Leverage, der hier offensichtlich wird, mehr als fragwürdig. Die Qualität (FICO Scores) ist es ohenhin!

    Die Frage lautet:
    Wenn das US-Geschäftsmodell bezüglich der Konjunkturlage so massiv von Neuverschuldung, ob öffentlich oder privat abhängt, müssten sich doch Bonitätsfragen ergeben.
    Wo sind die gegenüber der Eurozone so bissigen Ratingagenturen? Wo sind sie?

    Wir wollen nicht versäumen, Ihnen das Ergebnis der Sentix-Umfrage für die Eurozone anzudienen. Per Berichtsmonat Juli ergab sich in der Eurozone, der Wirtschaftszone, in der nicht überbordender Kredit, sondern maßgeblich wiederkehrende Einkommen den Wirtschaftszyklus bestimmen (!), ein unwesentlicher Rückgang des Index von zuvor 28,4 auf 28,3 Punkte. Die Prognose lag bei 28,4 Zählern.

    Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass dieses Indexniveau schlicht weg und einfach nahezu makellos ist.

    Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1100-1.1130 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

    Viel Erfolg!
     





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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