Sinkende Nachfrage?
Kommentarlos: Deutsche Bank stellt 16 ETFs ein
Die Deutsche Bank hat am Mittwoch in Hongkong gleich 16 ETFs eingestellt. Damit folgt das Bankhaus einem allgemeinen Trend, denn bereits BlackRock hat einige ETFs mit geringer Nachfrage abgeschaltet.
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Hongkong wurde mitgeteilt, dass die Deutsche Bank bei 16 ETFs den Handel eingestellt hat. Die meisten Fonds bestehen aus Vermögenswerten von weniger als 40 Millionen Dollar. Allgemein sind ETFs weltweit sehr beliebt und verzeichnen ein Wachstum, jedoch nicht in Hongkong. Hier sind die Investoren noch etwas skeptischer gegenüber ETFs ("Bloomberg").
Melody He, Leiter der ETFs bei CSOP Asset Management, meinte, dass "die Deutsche Bank eine Vorreiterrolle was ETFs in Europa anbelangt hatte, jedoch in Hongkong verläuft die Entwicklung langsamer und die Kunden haben andere Bedürfnisse. Der Verkauf von ETFs ist in Asien wesentlich schwieriger". Bislang hat die Sprecherin der Deutschen Bank in Hongkong, Karene Dufour, eine Stellungnahme abgelehnt.
Der ETF-Markt ist in Hongkong mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert, denn das Provisionsmodell sieht höhere Provisionen für aktive Fonds anstatt ETFs vor, so Chris Pigott von Brown Brothers Harriman & Co.
BlackRock hatte zu Beginn des Jahres sieben ETFs - die am CSI300 geführt wurden - eingestellt. Pigott sagte, dass nur eine handvoll der in Hongkong geführten ETFs wirklich erfolgreich seien. Für den Experten ist es nicht ganz leicht zu verstehen, welche Strategie hinter den Schließungen steht.
Bereits im vergangenen Jahren wurden Spekulationen über ein ETF-Überangebot laut. Eva Chan, von der Kanzlei Simmons & Simmons, hatte gesagt, dass sie für 2017 mit weiteren Streichungen rechne ("SCMP"). Eine Bereinigung sei ein gesunder Trend, da man anschließend neue ETFs einführen könne, so Chan. Es wurde für 2017 die Streichung von 26 ETFs angekündigt.
In China gibt es scheinbar ein größeres Problem an der Finanzmärkten, denn während das Bruttoinlandsprodukt in den letzten 16 Jahren jährlich um zehn Prozent zulegte, haben die Aktien des MSCI-Index im selben Zeitraum nur sechs Prozent gewonnen ("BI"). Diese Diskrepanz lässt die Frage aufkommen: Wie nachhaltig ist die Entwicklung? Immerhin hat China massive Probleme in den Bereichen Umwelt, Kredite und sozialer Kluft. Was macht den Aktienmarkt so besonders?
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Rund 3.000 A-Aktien werden an Chinas Festland-Börse gehandelt, mit einer Marktkapitalisierung von 7,5 Billionen US-Dollar bilden die Festland-Aktien nach den USA den zweitgrößten Aktienmarkt der Welt. Der Markt wird bislang mehrheitlich von privaten chinesischen Investoren bewegt und manch ein Marktbeobachter erinnert sich noch an den Crash an Chinas Festland-Börse im Sommer 2015. Im Juni 2017 kam ein Hoffnungssignal, denn der Indexanbieter MSCI nimmt erstmals ab August 2017 nun 222 sogenannte A-Aktien vom chinesischen Festland auf ("MM"). Da sich viele aktive und passive Schwellenland-Fonds (ETF) an diesem Index orientieren, rücken Aktien in den Einkaufskorb von Investoren, die Anlegern außerhalb Chinas bislang nicht zugänglich waren. In der gleichen Woche warnten Börsianer jedoch vor einer steigenden Zahl von Privatanlegern, die an Chinas Festlandbörse auf Kredit zocken. Viele von ihnen setzen Aktien, in die sie bereits investiert haben, als Pfand für neue Kredite ein. Somit bleibt der Aktienhandel in China ein Wagnis.