Schwächste Woche des Jahres steht an
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nichts Neues beschlossen. Der Leitzins liegt weiterhin bei 0%, der Strafzins auf Einlagen bei 0,4% und durch das Anleiheprogramm werden bis Ende des Jahres Wertpapiere im Wert von monatlich 60 Milliarden Euro aufgekauft. Sogar der Wortlaut war mit der vorangegangenen Sitzung identisch. Die "forward guidance“ blieb deshalb ebenfalls unverändert.
Völlig identisch
Zwar rechnete der Markt nicht mit einer Zinsänderung oder einer Reduzierung der Anleihenkäufe, aber ein Hinweis auf eine zukünftige Anpassung des QE-Programms wäre durchaus möglich gewesen. Wenn die EZB schon nicht das Wort „Reduzierung“ nutzen wollte, hätte sie zumindest die bisherige Formulierung über nötige „Ausweitungen“ der Anleihekäufe streichen können. Vergleichbar mit der Streichung der Passage über die Möglichkeit von weiteren Zinssenkungen auf der Juni-Sitzung.
Keine Antwort ist auch eine Antwort
Zumindest gab die EZB damit das Signal, dass sie sich dem jüngsten Druck der Märkte nicht fügt. Wie schon in der Börse-Intern von Dienstag beschrieben, hat die EZB gezeigt, dass sie keine Eile hat, ihre Geldpolitik zeitnah anzupassen.
Genau genommen gab es bereits eine leichte Anpassung. Durch die Äußerungen von Mario Draghi kam es zuletzt bereits zu einem markanten Zinsanstieg (siehe dazu auch Börse-Intern vom 6. Juli). So stieg die Umlaufrendite von 0,1 auf 0,37 Prozent seit Anfang Juli (siehe Pfeil im Chart).
Dieser Anstieg ist vergleichbar mit der Reaktion auf eine leichte Zinsanhebung. Und so muss man davon ausgehen, dass die EZB diese Entwicklung nicht noch weiter unterstützen wollte. Tatsächlich war eine weitere Anpassung der Geldpolitik zu diesem Zeitpunkt meiner Auffassung nach auch überhaupt nicht nötig. Wenn die EZB erst im September neue Hinweise auf den „Fahrplan 2018“ durchsickern lässt, sollte dies völlig ausreichend sein. Schließlich werden dann auch neue wirtschaftliche Projektionen der EZB-Volkswirte zur Entwicklung der Konjunktur und der Inflation im Euroraum vorliegen. Jetzt unbedrängt Veränderungen vorzunehmen, die dann im schlechtesten Fall wieder zurückgenommen werden müssen, kann nicht im Interesse der EZB sein.
Der Euro gibt Gas
Der DAX reagierte kaum. Die kleinen Kursbewegungen konnten nicht mal ansatzweise einen neuen Trend einleiten. Eine kleine Überraschung gab es dann aber doch noch. Denn der Euro/USD-Kurs zog trotz der expansiven Geldpolitik nochmal richtig an. Nachdem er kurz nachgab, schoss er über sein Hoch vom 3. Mai 2016 und notiert damit nicht weit entfernt von seinem Zweieinhalb-Jahres-Hoch.
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Schwierige Woche für den DAX
Soviel Ruhe wie bei der EZB und die Tendenz zu neuen Allzeithochs können sich die Aktienmärkte für die kommende Woche nur wünschen. Wie in der unten stehenden Grafik zu sehen ist, handelt es sich bei der 30. Kalenderwoche statisch gesehen um die schwächste Woche für den DAX im ganzen Jahr.
Quelle: https://www.stockstreet.de/saisonale-charts (hier finden Sie auch weitere saisonale Charts)
Tatsächlich schwächelt der DAX bereits und verließ seine Zielmarke zum Verfallstag (siehe roter Pfeil im folgenden Chart). Er fiel dynamisch bis auf das ehemalige Allzeithoch. Nun fungiert dieser Widerstand bei 12.390,75 Punkten erneut als Unterstützung für den DAX (grüner Pfeil).
Eigentlich sollte der DAX laut der Verfallstags-Analyse von Torsten Ewert bis zum Ende der Woche im Bereich von 12.600 Punkten notieren. Wird der Abstand zu dieser Marke größer. Könnte dies zu Absicherungsmaßnahmen führen, die den jeweiligen Trend verstärken. Mit dem erneuten Test des ehemaligen Allzeithochs war dieser Effekt schon zu sehen.
Entscheidend wird wohl, dass der DAX kein neues Korrekturtief erreicht. Ansonsten könnte dies der Anfang der zweiten Korrekturwelle sein (siehe gestrige Börse-Intern). Passiert dies nicht, bleibt alles im grünen Bereich. Sonst dürften die Bullen wohl keine gute Woche haben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)
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