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    Börsen-Zeitung: Hellas vor der Rückkehr, Marktkommentar von Kai Johannsen
    Frankfurt (ots) - Es ist erst ein paar Monate her, da malte der eine oder andere Analyst schon wieder den Teufel an die Wand, und zwar einen griechischen. In diesem Jahr - so wurde gemutmaßt - würden die Griechen wieder mit dem Rücken zur Wand stehen, wieder würden sie ihren Verpflichtungen, Anleihen zu bedienen, nicht nachkommen können, wieder würden uns am Bondmarkt die Renditen der hellenischen Staatspapiere um die Ohren fliegen, wieder müssten die Staatengemeinschaft und der Rettungsfonds sowie der Internationale Währungsfonds (IWF) einspringen, wieder würde das Schreckgespenst Staatsschuldenkrise uns alle erschaudern lassen. Das ganz große Déjà-vu würde uns bevorstehen mitsamt seinen ganzen Prophezeiungen bis hin zur Auflösung des Euro. Und einen Termin hatte man auch schon: Mitte Juli sei es so weit, denn da stehe die Rückzahlung eines Bonds aus Athen auf der Agenda. Und nun? Wie so oft: Es kommt erstens anders und zweitens als man denkt. Die Hellenen haben wohl Zins und Tilgungsbetrag in der abgelaufenen Woche überwiesen - zumindest war bis Freitagabend nichts anderes bekannt.


    Gerüchte halten sich


    Und es könnte sich nun ganz anders darstellen. Seit wenigen Tagen halten sich Gerüchte im Markt, dass Griechenland die Rückkehr an den Anleihemarkt plant und derzeit in den entsprechenden Vorbereitungen für einen öffentlichen Bond-Deal im Euro ist, der erste Auftritt des Landes seit dem Jahr 2014. Die Banken haben angeblich auch schon die Mandatierungen bekommen. Sechs Häuser sollen den Deal für die Hellenen durchziehen: Prominente, platzierungsstarke Häuser sind es, wenn es denn so kommt: Bank of America Merrill Lynch, BNP Paribas, Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs und HSBC sollen die illustre Runde sein, die den Hellenen den Weg zurück in internationale Bond-Gesellschaft ebnen soll. Wie den Gerüchten weiter zu entnehmen ist, könnte der Deal schon in der neuen Handelswoche live gehen, wie man so sagt. Gläubiger des Landes müssen dafür wohl noch ihr grünes Licht geben, das sei das Einzige, was derzeit noch ausstehe. Die Details der Bond-Transaktion sind noch nicht durchgesickert, auch hier gibt es nur Spekulationen. Eine fünfjährige Laufzeit sei im Gespräch. Die mittlere Frist wird häufig gewählt, wenn das lange Laufzeitenende in einem solchen Fall als zu anspruchsvoll eingestuft wird. Im Fall von Griechenland wird aber auch hinzugefügt, dass es auch eine zwei- oder dreijährige Laufzeit werden könnte. Fünf Jahre werden aber häufiger genannt. Beim Volumen sind 2 bis 4 Mrd. Euro im Gespräch. Das ist durchaus eine realistische Größenordnung. Bleibt die bange Frage: Fliegt der Deal, d. h. machen die Investoren mit? Den Schuldenschnitt aus dem Jahr 2012 hat mancher Anleger sicherlich noch in guter Erinnerung. Nicht jeder will wohl wieder bei so einem Ereignis mit von der Partie sein, wenn es denn mal kommen sollte. Von daher wird vielleicht der eine oder andere Investor dieses Mal bei einem Hellas-Bond abwinken. Aber man weiß auch, dass bei den meisten Investoren das Kurzzeitgedächtnis besser funktioniert als die Langzeitvariante davon. Das könnte den Griechen Hoffnung machen.


    Zu berücksichtigen ist, dass ein bedeutender Käufer, der bei anderen Staatspapieren ja seit einiger Zeit in großem Umfang am Primär- und Sekundärmarkt mit von der Partie ist, bei Griechenland fehlen wird: die Europäische Zentralbank (EZB). Griechenland hat die Bonitätsnote Single-B bzw. CCC, weshalb die Papiere nicht "eligible" sind, d.h. sie qualifizieren sich nicht für das Staatsanleihekaufprogramm der EZB. Papiere kaufen und, wenn es brenzlig wird, einfach an die europäischen Währungshüter weiterreichen - das wird es hier nicht geben. Und Investoren, die von vornherein auf Investment-Grade-Titel in ihrem Anlageuniversum beschränkt sind, werden verständlicherweise sowieso nicht mit dabei sein.


    Jetzt gilt es noch die allgemeine Marktstimmung zu beurteilen. Fakt ist, dass die EZB die Anleihemärkte in den vergangenen Jahren ganz kräftig leer gekauft hat. Es gibt einen Mangel an Papieren. Die Sekundärmärkte sind in manchen Bereichen fast vollkommen ausgetrocknet. Die Anleger ringen fast schon um jeden Bond. Denn die Gelder drängen schließlich nach Anlage. Und das könnte genau der Faktor sein, der Griechenland letztlich zugutekommt. Der Bond der Hellenen wird gekauft, weil es endlich mal wieder ein Papier ist, das einen positiven Ertrag abwirft. Wenn, ja wenn die Griechen das Geld letzten Endes auch überweisen. Aber das haben sie in diesen Tagen ja wohl getan und sich damit vielleicht selbst den Weg an den Markt geebnet.


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