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    Börsen-Zeitung  539  0 Kommentare Crash der Glaubwürdigkeit, Kommentar zur Autoindustrie von Ulli Gericke

    Frankfurt (ots) - Auch gestern standen die Aktien von Daimler, BMW
    und VW auf der Bremse, nachdem sie schon am Freitag nach einem
    Bericht über mutmaßliche Kartellverstöße zu den größten Verlierern im
    Dax gezählt hatten. Verglichen mit möglichen Kartellstrafen von gut
    40 Mrd. Euro - wie Analysten schnell aufgelistet haben - und
    drohenden milliardenschweren Schadenersatzklagen sind die bisherigen
    Verluste des Trios an Börsenwert mit zusammen knapp 7 Mrd. Euro
    überschaubar.

    Unüberschaubar sind dagegen die politischen Flurschäden und die
    Wirkung auf Kunden. Nach den Diesel-Manipulationen durch VW, nach
    nahezu branchenweit überhöhten Abgasemissionen steht nun ein weiterer
    schwerer Verdacht auf strafbares Handeln im Raum. Ob und wie weit es
    strafbar war, ist noch unklar. Schließlich sind die Grenzen zwischen
    normaler technischer Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der
    Bildung eines verbotenen Kartells fließend. Während etwa eine
    Absprache über eine Steckernorm Verbrauchern nützt, hagelte es
    Milliardenstrafen vom Bundeskartellamt bei abgesprochenen Preisen wie
    dem "Schienenkartell". Die Vorwürfe gegen die Autokonzerne prüft die
    Brüsseler Wettbewerbsbehörde.

    Doch jenseits von strafbar oder nicht sind die rechtzeitig zum
    Diesel-Gipfel am 2. August laut gewordenen Vorwürfe politisch
    hochbrisant. Wird doch eine Branche vorgeführt, der man - siehe
    Dieselskandal - nicht mehr traut und mit der sich die Politik am
    besten nicht gemeinmachen sollte. Der ohnehin dünn gewordene
    Gesprächsfaden ist nun zum Zerreißen gespannt. Für die Industrie ist
    das fatal, braucht sie doch politische Rückendeckung, angefangen bei
    der drohenden blauen Plakette, die ältere Dieselautos aus den
    Innenstädten verbannt, bis zu den strengen Brüsseler CO2-Vorgaben, wo
    Milliardenstrafen drohen, wenn diese verfehlt werden.

    Fatal sind die Vorwürfe aber auch für die Politik. Dass Berlin von
    den beim Kartellamt eingereichten vermeintlichen Selbstanzeigen nach
    eigenem Bekunden erst ein Jahr später aus der Zeitung erfährt, ist
    schon mal eigenartig. Blamiert ist dabei nicht nur das CSU-geführte
    Verkehrsministerium, sondern auch das SPD-regierte
    Wirtschaftsressort. Auch die Grünen bekommen ihr Fett weg, verteidigt
    doch der baden-württembergische Landesvater Winfried Kretschmann
    angesichts von 200.000 Autojobs im Ländle den Diesel bei jeder
    Gelegenheit. Die Glaubwürdigkeit nicht nur der Automobilindustrie hat
    schweren Schaden erlitten.

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