checkAd

    Gazprom  4722  0 Kommentare „Risiko“ – welches Risiko?

    Über die niedrige Bewertung der Gazprom-Aktie ist schon viel geschrieben worden. Ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017 liegt auf Basis der aktuellen Schätzungen gerade mal bei 4. Und der Blick auf das KBV ist noch verstörender. Laut der letzten Jahresbilanz liegt der ausgewiesene Buchwert des Konzerns bei umgerechnet 164 Milliarden Euro; an der Börse ist das Unternehmen aber weniger als 40 Milliarden Euro wert. Die Aktie ist damit Hinblick auf zwei sehr wichtige Bewertungskennzahlen geradezu „spottbillig“.

    Wenn es um die Gründe dieser Unterbewertung geht, dann wird oft nebulös auf „politische Risiken“ verwiesen. Das wirkt fast schon selbsterklärend. Gazprom ist eine russische Aktie, Russland ist mit dem Westen zerstritten, der Westen hat Sanktionen gegen Russland verhängt – also ist Gazprom eine riskante Aktie. Das erklärt die niedrige Bewertung aber nur teilweise. Russische Aktien sind – unter anderem wegen der außenpolitischen Spannungen – tatsächlich nicht teuer. Die Gazprom-Aktie bekommt man aber selbst für russische Verhältnisse nachgeschmissen. Ihr Abschlag auf das dortige Durchschnitts-KGV liegt bei über 40%, und ihr Kurs-Buchwert-Verhältnis befindet sich sogar bei weniger als einem Drittel des russischen Markt-KBVs. Sind auch diese zusätzlichen Abschläge wirklich noch dem „politischen Risiko“ geschuldet?

    Milliardeneinnahmen und Lieferrekorde

    Man könnte ja auch auf die Idee kommen, dass Gazprom gegen die weltpolitischen Entwicklungen ziemlich immun ist. Anderen russischen Unternehmen mag im Zuge der internationalen Spannungen das Auslandsgeschäft weggebrochen sein, oder sie litten vielleicht unter der sanktionsbedingten Rezession. Gazprom dagegen verfügt international über Geschäftsbeziehungen, die immer noch bemerkenswert stabil sind. 2016 erlöste der Konzern mit Erdgasexporten in Länder außerhalb der Ex-Sowjetunion mehr als 32 Milliarden Euro – und das in harten Devisen!

    Man sollte nun meinen, dass sich durch den Ukraine-Konflikt zumindest die Lieferungen in die EU verringert hätten. Doch weit gefehlt. Europa bezieht seither noch mehr russisches Erdgas. 2016 stieg das Liefervolumen um weitere 12,5 Prozent auf 179 Milliarden Kubikmeter an, was einem neuen Rekordwert entspricht. Gazprom Marktanteil auf dem EU-Gasmarkt erhöhte sich dadurch von 30 auf 34 Prozent, und in Deutschland deckt der Konzern sogar schon 40 Prozent des Bedarfs ab.

    Seite 1 von 4





    Gerhard Heinrich
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
    Mehr anzeigen

    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Gazprom „Risiko“ – welches Risiko? Man liest oft, die Gazprom-Aktie wäre wegen ihrer "politischen Risiken" so günstig bewertet. Doch worin bestehen diese Risiken eingentlich?

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer