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    Marktkommentar  4419 Der Euro – Die Überraschung am Devisenmarkt in 2017

    Die europäische Gemeinschaftswährung wertet gegenüber dem US-Dollar um 12 % auf. Fast alle „Experten“ lagen mit ihren Prognosen mal wieder daneben. Wie geht es mit dem Euro weiter? Ist das Kurspotenzial bereits ausgereizt?

    Euro - der neue Star am Devisenmarkt?

    Der Euro ist die faustdicke Überraschung des Jahres 2017. So ziemlich jeder „Experte“ war sich zu Jahresbeginn sicher, dass der Euro weiter abwerten werde. Die Parität zum US-Dollar war noch das harmloseste Kursziel. Viele Währungsexperten bei den großen Investmentbanken hatten Kursziele von 0,90 EUR/USD und noch niedriger genannt. Doch stattdessen ist der Euro zum US-Dollar von 1,05 auf aktuell 1,18 gestiegen. Eine gut zwölfprozentige Aufwertung. Auch zum Schweizer Franken hat er inzwischen über 6 % zugelegt, von 1,07 auf aktuell 1,14. Dabei hat sich das Tempo der Euroaufwertung in den letzten Wochen sogar noch einmal beschleunigt. Auch der handelsgewichtete Euro, ein Währungskorb aus über 20 internationalen Währungen, legte in diesem Jahr bislang deutlich zu. Es handelt sich also um eine Euroaufwertung in der Breite.

    Der Großteil der Rallye liegt hinter uns

    Zu Beginn des Jahres hatte der Euro einen Risikoabschlag wegen der bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich eingepreist. Dieser wurde inzwischen wieder ausgepreist. Zusätzlich verläuft die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone überraschend gut. Auch das hilft dem Euro. Durch die Kursrallye hat sich die Unterbewertung des Euros allerdings abgebaut. So schwer die Bewertung einer Währung auch ist: Nach gängigen Modellen, wie zum Beispiel der Kaufkraftparität, notiert der Euro heute wieder deutlich näher an seinem fairen Wert. Das wirklich Überraschende an der Kursentwicklung ist, dass sie in einem Umfeld steigender Zinsen in den USA und einer gleichzeitig weiterhin sehr expansiven EZB-Politik stattfindet. Der Blick in die Langfrist-Charts zeigt allerdings auch, dass die diesjährige Euroaufwertung nur einen kleinen Teil der in den vergangenen Jahren erlittenen Kursverluste wieder aufholt.

    Die Luft wird dünner

    Die EZB wird einer weiteren ungebremsten Euroaufwertung sehr wahrscheinlich nicht tatenlos zuschauen, um die konjunkturelle Belebung nicht zu gefährden. Die strukturellen Probleme in der Eurozone sind bis heute nicht angegangen worden. Charttechnisch erreicht der Euro, speziell zum US-Dollar, in Kürze deutliche Widerstandsbereiche. Am US-Dollar in der Rolle der Weltleitwährung wird auch zukünftig kein  Weg vorbeiführen.

    Währungsquoten erhöhen

    International ausgerichtete Portfolios leiden in 2017 unter der Eurostärke. Anders als in den Vorjahren kosten Fremdwährungsbeimischungen Performance. So geht zum Beispiel der komplette Kursgewinn am US-amerikanischen Aktienmarkt durch die Umrechnung in Euro wieder verloren. Bei weiterer Eurostärke werden der US-Dollar und der Schweizer Franken zunehmend attraktiver. Im US-Dollar empfiehlt sich die Anlage in festverzinslichen Papieren und in Aktien, im Schweizer Franken nur in Aktien.

    Aktienquoten erhöhen

    In den letzten Monaten haben wir vor einer zu niedrigen Volatilität und einer zu großen Sorglosigkeit an den Aktienmärkten gewarnt („Bitte Anschnallen!“). Pünktlich zum Herbst kommt Bewegung in die Märkte und die Nervosität steigt. Das ist gut und gesund und macht Aktien wieder attraktiver.




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    Michael Winkler
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    Knapp 30-jährige Berufserfahrung an den Kapitalmärkten in verschiedensten Funktionen (Wertapieranalyse, Anlagestrategie, Treasury, Handel, Portfoliomanagement). Spezialisiert auf Multi-Asset-Konzepte und prognosefreie Anlagestrategien Seit 5 Jahren für die St.Galler Kantonalbank Deutschland als Leiter Anlagestrategie tätig.
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    Verfasst von 2Michael Winkler
    Marktkommentar Der Euro – Die Überraschung am Devisenmarkt in 2017 Die europäische Gemeinschaftswährung wertet gegenüber dem US-Dollar um 12 % auf. Fast alle „Experten“ lagen mit ihren Prognosen mal wieder daneben. Wie geht es mit dem Euro weiter? Ist das Kurspotenzial bereits ausgereizt?

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