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     2640  1 Kommentar Inflation, wo bist du?

    Grundsätzlich bin ich mir darüber im Klaren, dass die tatsächliche Preissteigerung deutlich höher liegt als die offizielle. Die amtliche hat die Gnade eines Warenkorbs - der ja jeder Preissteigerungsmessung zugrunde liegt - der unrealistisch ist. Mit frisierten Warenkörben wird übrigens in jedem Industrie- und Schwellenland die hässliche Fratze der Inflation aufgehübscht: Überall werden deflationäre Güter und Dienstleistungen überbetont und preistreibende vernachlässigt. Wo finden denn die steigenden Prämien für Versicherungen oder Mietpreiserhöhungen, aber auch staatliche und kommunale Dienstleistungen ihren Niederschlag? Sie werden statistisch glatt gebügelt. Wenn ich mir allein die Entwicklung der Grundsteuer ansehe, weiß ich, dass staatliche Stellen vom „Stamme Nimm“ sind.

     

    Technisch ist es zwar nicht möglich, eine individuelle Inflationsberechnung für Frau Müller oder Herrn Meier zu erstellen. Aber dies sollte kein willkommenes Alibi für allgemeine Beschönigungen sein, mit denen man die offizielle Inflation auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringt.  

     

    Doch selbst die offizielle Inflation müsste deutlich höher liegen. Nach der weltweit beispiellosen Dauerbewässerung mit billig und viel Zentralbankgeld und dem Dünger einer hemmungslosen staatlichen und privaten Verschuldung sollten die Volkswirtschaften und deren Inflation eigentlich gedeihen wie Unkraut im Hauptvegetationsmonat Mai. Gerade in Trump‘s Own Country müssten auch angesichts einer angeblich vorhandenen Vollbeschäftigung blühende Landschaften anzutreffen sein, die jeder Großgärtnerei Konkurrenz machten.

     

    Weniger florierend ist dagegen die Realität. Amerika wächst im historischen Vergleich nur unterdurchschnittlich und seine Inflation ist vergleichsweise homöopathisch. Gemäß gängigen Wirtschaftstheorien müssten wir sogar galoppierende Preisbeschleunigungen haben. Doch diese klassischen Weisheiten aus den wissenschaftlichen Elfenbeintürmen passen in heutige Konjunkturzeiten wie Abakusse in Großrechenzentren.  

     

    Globalisierung und Digitalisierung sind Erzfeinde der Inflation

     

    Früher war Inflation vor allem eine nationale Angelegenheit. Doch heute hat die Inflationsgleichung viele internationale und technische Nebenbedingungen. In unseren modernen Zeiten produzieren Unternehmen rund um den Globus. Kapital ist heute so beweglich wie Wackelpudding. Dagegen ist der Faktor Arbeit fest wie Grießpudding. Das zwingt die Arbeitnehmer und die früher so mächtigen „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“-Gewerkschaften zur muskelerschlafften Lohndemut. Die Interessenlage hat sich verändert: Es geht um Joberhalt, nicht mehr Gehalt.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Inflation, wo bist du? Grundsätzlich bin ich mir darüber im Klaren, dass die tatsächliche Preissteigerung deutlich höher liegt als die offizielle. Die amtliche hat die Gnade eines Warenkorbs - der ja jeder Preissteigerungsmessung zugrunde liegt - der unrealistisch …