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     4123  0 Kommentare "Free Lunch" für Anleger beim Tausch von Kontron-Aktien in S&T?

    Eine sehr interessante Frage erreichte mich bzgl. des Umtausches von Kontron-Aktien in S&T. Die österreichische S&T AG habe ich ja schon länger auf der Empfehlungsliste, während ich vor einigen Jahren vor einem Investment in Kontron abgeraten hatte. Und nun...?

    "Speziell zu S&T habe ich nun eine Nachfrage in Bezug auf die Verschmelzung mit Kontron. 
    Haben wir hier nicht eine free lunch-Situation? Das Umtauschverhältnis ist auf 39 Kontron-Aktien für 10 S&T-Aktien definiert (Umtauschfrist 23.8. bis 19.9). Die Kontron-Aktie steht gegenwärtig bei 3,83 EUR, ergo 39x3,83=149,37 EUR. Gleichzeitig zahlt man aktuell ca. 173,50 EUR für 10 S&T-Aktien am Markt. Das ist eine Differenz von ca. 24 EUR, die man relativ risikolos mitnehmen kann, denn das einzige Risiko besteht doch letztlich darin, dass die Verschmelzung nicht wie geplant eingetragen wird. Dazu kommt noch, dass man je erhaltener S&T-Aktie nochmal 0,15 EUR erhält. 
    Nun die Frage, ob ich etwas übersehen habe?!"

    Hier meine Einschätzung
    Das sieht wirklich verlockend aus. Doch leider hat der Hund doch ein paar Flöhe und die finden sich in den Details der Umtauschbedingungen.


    Das Umtauschverhältnis hast Du richtig benannt, für 39 Kontron-Aktien bekommt man am Ende 10 S&T-Aktien zzgl. einer Barabfindung von 0,15 Euro. Wenn denn alles glatt geht...

    Zunächst einmal gibt es eine ganze Reihe von Klagen gegen die Beschlüsse der S&T-Hauptversammlung, gegen die der Kontron-Hauptversammlung uswusf. Das könnte die ganze Prozedur um einiges verzögern. Im schlimmsten Fall bekommen die Kläger auch noch Recht und die Beschlüsse sind/waren rechtswidrig. Dann müsste alles wiederholt werden - mit entsprechendem Zeitverlust und Extrakosten.

    Sofern diese rechtlichen Hürden genommen sind, steht der Umtausch an. Es wird aber nicht direkt in S&T-Aktien getaucht, sondern Kontron-Aktien werden in Anteile an der Deutschland-Tochter von S&T (das sind ja Österreicher) getauscht. Man wird also durch Einreichen seiner Kontron-Aktien zunächst Aktionär der nicht börsennotierten S&T Deutschland Holding AG. Diese Aktien sollen dann in die S&T AG im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung eingebracht werden.

    Wenn diese Schritte alle konsequent abgearbeitet worden sind, ist der ehemalige Kontron-Aktionär dann S&T-Aktionär und hat S&T-Aktien in seinem Depot. Aber erst dann. 90 Prozent der Anteile werden dann in neue S&T Aktien getauscht und zehn Prozent als Barausschüttung ausgezahlt. Alternativ haben Kontron-Aktionäre auch die Möglichkeit, eine Barabfindung zu erhalten,.

    Bis zum endgültigen Umtausch ist man allerdings Aktionär der nicht börsennotierten S&T Deutschland Holding AG, an der er ja gar nicht beteiligt sein will. Sollte in dieser Phase etwas dazwischenkommen, wäre man als Aktionär ganz schön angeschmiert.

    Eine weitere Unbekannte sind die Kosten bzw. Börsenspesen, die ggf. für das Hin- und Hergetausche anfallen. Dies dürfte von der jeweiligen Depotbank abhängen und könnte ggf. die erwartete Rendite etwas schmälern.

    Fazit
    Ich denke, Aktionäre erhalten durch den Kauf von Kontron und das Tauschen in S&T keinen "Free Lunch". Der Geldvorteil stellt eher die Risikoprämie dar, weil eben noch einige Unwägbarkeiten zu bestehen sind. Wer auf Hannes Niederhauser und seinen Durchsetzungswillen setzt, der hat hier allerdings die Chance, in absehbarer Zeit eine attraktive Extraprämie für seine Risikobereitschaft einzustreichen. Und er macht eine bestimmt interessante Erfahrung, die nicht jeder Aktionär in seiner Börsenkarriere vorzuweisen hat.

    Ich halte das Risiko für einigermaßen überschaubar und habe mich daher entschlossen, die Hälfte meiner S&T-Aktien zu veräußern und diesen Betrag in Kontron-Aktien zu wandeln - wobei die Anzahl der erworbenen Kontron-Aktien durch 39 teilbar ist, um eine gerade Stückzahl an S&T-Aktien zu erhalten. Ich setzte auf einen Erfolg der Umtauschaktion und versuche, die Extraprämie einzustreichen. Hoffen mir mal, das das auch so klappt wie gedacht...

    Kontron: 3,95 Euro
    S&T: 16,98 Euro

    Momentan ergäbe sich ein rechnerischer Vorteil von 16 Euro je 10 S&T-Aktien. Anders ausgedrückt: kauft man jetzt 39 Kontron-Aktien, erhält man 10 S&T-Aktien mit einem Discount von 16 Euro bzw. 1,60 Euro je Aktie, ergo fast 10%.

    S&T befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.

    ▸ Dieser Artikel erschien zuerst auf unserer Partner-Website Turnaround-Investor.

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    Michael C. Kissig
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    Michael C. Kissig studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst er regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“. https://intelligent-investieren.net/
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    Verfasst von Michael C. Kissig
    "Free Lunch" für Anleger beim Tausch von Kontron-Aktien in S&T? Eine sehr interessante Frage erreichte mich bzgl. des Umtausches von Kontron-Aktien in S&T. Die österreichische S&T AG habe ich ja schon länger auf der Empfehlungsliste, während ich vor einigen Jahren vor einem Investment in Kontron abgeraten …