Niedrigzinspolitik
Sparer als Spielball von Notenbanken (und Gerichten)
Seit März 2015 betreibt die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Kaufprogramm für Staatsanleihen der Euro-Länder. Jetzt soll der Europäische Gerichtshof über den Fall entscheiden. Doch mittlerweile wurden Monat für Monat 80 Milliarden Euro in die Märkte gepumpt. Doch nicht nur die EZB tritt aktiv als Marktteilnehmer auf. Wie die Politik der Notenbanken Anlageerfolg und Altersvorsorge weltweit gefährden - und was sicherheitsorientierte Investoren jetzt tun können.
Ein Ende des Zinstiefs ist noch längst nicht absehbar. (© animaflora)
Seit März 2015 läuft das sogenannte Public Sector Purchase Programme (PSPP) der EZB. Und seit dieser Zeit kaufen die Zentralbanken der Euro-Länder monatlich allein Staatsanleihen im Wert von etwa
60 Milliarden Euro auf. Weitere 20 Milliarden fließen in andere Bonds. Kritiker werfen der EZB schon seit Beginn des Programmes vor, verbotene Staatsfinanzierung zu betreiben.
Der AfD-Gründer Bernd Lucke, der die Partei inzwischen verlassen hat, der ehemalige CSU-Politiker und Rechtsanwalt Peter Gauweiler sowie der Berliner Professor Markus Kerber haben vor dem Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde gegen das Kaufprogramm eingereicht und nun Zuspruch für ihr Anliegen bekommen. "Es bestehen Zweifel, daran ob der PSPP-Beschluss mit dem Verbot der monetären Haushaltsfinanzierung vereinbar ist", kommentierten die Karlsruher Richter die Entscheidung. Vorerst soll das Programm bis Ende 2017 laufen, doch nicht nur die EZB versucht sich als Marktteilnehmer.
EZB: Anleihenkäufe gefährden die Altersvorsorge
EZB-Chef Mario Draghi hat die Geldschleusen weit geöffnet. 80 Milliarden Euro fließen seit 2015 in die Bond-Märkte. 60 Milliarden davon entfallen auf Staatsanleihen. Massive Zinssenkungen begleiten
das Programm. So senkte die EZB die Leitzinsen seit 2008 von 4,25 Prozent auf null Prozent. „Sparer, die einen Großteil ihres Vermögens in Zinsenkonten und Lebenspolicen investiert haben, sind die
Verlierer“, schreibt das Flossbach von Storch Research Institute. Der organisierte Renditeverfall bei gleichzeitiger Toleranz hoher ausfallender Inflationsraten gefährden ihre Altersvorsorge.
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Fed: Kaum Hoffnung für Bond-Investoren
Die US-Notenbank reagierte noch schneller auf die Finanzkrise. Seit Herbst 2008 senkte sie innerhalb eines Jahres die Zinsen um gut vier Prozentpunkte auf 0,25 Prozent. Hier blieb das Zinsniveau, bis die Fed 2016 eine Zinswende in Aussicht stellte. Ein geplantes Konjunkturprogramm unter US-Präsident Donald Trump könnte diesen Plänen den nötigen Spielraum verschaffen. Die Folge: Falls die EZB bei Zinserhöhungen nicht mitzieht, steigt der Dollar und gefährdet den Aufschwung. In der Praxis passierte bisher wenig. Eine Rückkehr zu einem Zinsniveau von um die fünf Prozent wie vor der Finanzkrise halten die Flossbach-Experten ohnehin angesichts der hohen Verschuldung für „ausgeschlossen“.