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    Altersarmut  741  0 Kommentare Chancen und Risiken eines Eigenheims

    Wer in den eigenen vier Wänden wohnt, vermindert das Risiko späterer Altersarmut. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Der Bericht macht allerdings auch deutlich: Man sollte sich nicht nur auf selbst genutzte Immobilien verlassen.

    Altersarmut unterscheidet sich dramatisch von Armut in jüngeren Altersklassen: Sie ist meist endgültig! Hat man das Rentenalter erst einmal erreicht, dann bestehen anders als bei Auszubildenden oder Erwerbstätigen meist weder Hoffnung noch Chance, der Armut aus eigener Kraft wieder zu entrinnen. Die private Vorsorge durch Vermögensbildung ist weitgehend abgeschlossen und Überstunden, Karrieresprünge oder Jobwechsel sind – falls überhaupt – nur noch für junge Senioren möglich. Insofern ist es verständlich, dass Altersarmut innerhalb der Armutsforschung eine Sonderstellung einnimmt und ihre Vermeidung – ob vorbeugend oder heilend – immer wieder als explizites Politikziel gefordert wird.

    Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) wollte es genauer wissen und beauftragte die empirica AG in Berlin mit einer Studie, die untersucht, welche Faktoren welchen Einfluss darauf haben, ob man im Alter seinen Ruhestand genießen kann oder ob man finanziell in Schwierigkeiten kommt.

    Geringeres Risiko dank selbstgenutzter Immobilien?

    Ein interessanter Aspekt war dabei, ob bei selbst genutzten Immobilien die ersparte Miete der Wohneigentümer als Einkommen zu verbuchen ist. Im Standardfall der Armutsforschung werden der Mietwert und dessen implizite Zahlung „an sich selbst“ als Einkommen verbucht. Ein Vorteil dieser impliziten Zahlung: Im Gegensatz zu einem Brutto-Renteneinkommen in gleicher Höhe bleibt die eingesparte Miete netto im Portemonnaie.

    Doch trotz dieses Vorteils kommen Forscher nach klassischer Lesart bisher zu einem erstaunlichen Ergebnis: Die Armutsquote würde sich kaum verändern, wenn der Mietwert nicht einbezogen würde. Gleichzeitig läge die Armutsschwelle ohne Mietwerte jedoch niedriger. Deshalb sind Mieter rein rechnerisch erheblich seltener einem Armutsrisiko ausgesetzt, Eigentümer aber etwa doppelt so oft.

    Das Problem dieser Rechnung: Die klassische Armutsmessung konzentriert sich auf die schiere Einkommensarmut. Unberücksichtigt bleiben dabei Vermögen. Das dürfte im Allgemeinen keine größeren Verzerrungen verursachen, da typischerweise zurecht unterstellt wird, dass „Arme“ auch über kein nennenswertes Vermögen verfügen. Untersucht man jedoch speziell die Altersarmut, gilt diese Annahme nicht mehr, denn Vermögen werden im Laufe des Lebens akkumuliert und im Ergebnis haben Senioren überproportional hohe Vermögen.

    Altersarmut im Sinne einer Einkommensarmut entsteht dann oft erst durch eine unzureichende Altersvorsorge durch laufende Renten. Dessen ungeachtet konnten die Betroffenen aber im Laufe des Erwerbslebens – damals als noch nicht Einkommensarme – durchaus Vermögen bilden, insbesondere durch den Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum.

    Tatsächlich sinkt in klassischen Berechnungen das allgemeine Armutsrisiko nur um rund einen Punkt von 16,8 % auf 15,6 %, wenn man das Geldvermögen als Annuität über die Restlebenszeit in ein laufendes Einkommen umrechnet. Das Risiko sinkt um einen weiteren Punkt auf 14,8 %, wenn zusätzlich das Immobilienvermögen berücksichtigt wird.

    Anders verhält es sich dagegen bei der Altersarmut: Diese sinkt erheblich um immerhin vier Punkte auf 14,9 % bei Berücksichtigung des Geldvermögens und um einen weiteren Punkt bei Verrentung der Immobilien.

    Ein Problem sollte dabei allerdings nicht aus den Augen verloren werden, warnen die Autoren der Studie: Immobilienbesitz berge auch Risiken. Der Mietersparnis stünden oft auch Kosten für Reparaturen und Renovierungen gegenüber. Daher seien viel stärker noch als bisher Lösungen gefragt, die über die Verrentung von Immobilieneigentum hinaus für zusätzliches Einkommen im Alter sorgen können.

    Fazit: Haben Senioren im Laufe ihres Lebens Immobilienvermögen aufgebaut, können sie damit das Risiko für Altersarmut senken. Sie sollten sich aber nicht nur auf die selbst genutzte Immobilie als Ruhestandsvorsorge verlassen.

    (MvA)

    Die komplette Studie als PDF-Dokument.




    Matthias von Arnim
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    Matthias von Arnim befasst sich seit mehr als 20 Jahren journalistisch mit den Themen Geldanlage und Börse. Seit November 2015 schreibt er für €uro-Advisor-Services GmbH auf der Website www.fundresearch.de.
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    Verfasst von Matthias von Arnim
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